Der Sommer hat viele Facetten

Stormarner Tageblatt   11.08.2018

Stormarner Wochenschau

Der Sommer hat viele Facetten

Megi Balzer
Megi Balzer

Angriff Löschangriff in voller Montur unter Atemschutz. Das klingt eigentlich gut und dürfte für manchen eine reizvolle und spannende Aufgabe sein. Zurzeit ist es aber eine Qual. Bei 30 Grad und mehr im Schatten möchte man schon keinen Anzug mit Krawatte tragen. Die Feuerwehrleute (und alle Rettungsdienstler) wären darüber aber vermutlich froh, müssen sie doch Schutzanzüge ganz anderer Güte und Dicke tragen. Und nicht die Sommer, sondern auch die Flammen- und die Gluthitze ertragen. Lange hält das niemand durch. Und selbst bei den teuersten und modernsten Löschfahrzeugen sind Klimaanlagen Sonderausstattung. Braucht man im Norden ja auch eigentlich nicht – eigentlich.

Abreise Zu heiß kann es den Störchen ja eigentlich nicht sein. Im Gegenteil, sie müssten sich im Super-Sommer doch superwohl hier fühlen. Aber nichts da. 31 Storchenpaare, so viele wie seit Jahrzehnten nicht, reisten aus ihren Winterquartieren an. Dass war’s aber auch schon mit den positiven Zahlen, denn die 31 Paare zogen nur 19 Junge groß. Zu wenige, um den Bestand auf Dauer zu erhalten. Der Grund ist einfach: Kein Regen – keine Regenwürmer – kein Futter. 2017 war sogar noch schlechter, aber aus gegenteiligem Grund: Zu viel Regen und zu kalt. Bei 29 Storchenpaaren überlebten gerade mal 15 Junge. Wer nun meint, das sei der nächste klare Beweis für Klimawandel, sollte bedenken, dass sowohl die 29 als auch die 31 Paare Rekord für Stormarn waren. Und 1540, mitten in der kleinen Eiszeit des Mittelalters, war der Sommer trockener als 2018.

Wallungen Dass Trockenheit nicht nur Pflanzen verdörren, Bäume und Äste brechen lässt, sondern auch zu Überschwemmungen führt, ist ein Phänomen, das einem auch nicht gleich einfällt. Mehrmals mussten die Feuerwehren in dieser Woche zu Rohrbrüchen ausrücken. In Bargteheide wurde das Pfarrhaus der St. Michael-Gemeinde unter Wasser gesetzt. In Hoisdorf brach die Hauptwasserleitung und setzte die Straße unter Wasser. Auch in Delingsdorf, Großhansdorf und Oetjendorf musste gelenzt werden. Grund: Die lehmigen Böden sind trocken hart wie Stein, so dass die Leitungen selbst bei leichten, hitzebedingten Bodenbewegungen keinen Spielraum mehr haben – und brechen können.

Manche scheint die Hitze allerdings gar nicht zu stören. In Großhansdorf entfachten Unbekannte ein „Lagerfeuer“ im Wald. Das hätte genauso schiefgehen können wie in Reinfeld, wo jemand ein Wespennest ausräuchern wollte und damit fast das Haus abgefackelt hätte. Nach der Hitze kommen die Feuerwehren übrigens nicht zur Ruhe, Gewitter und Starkregen ziehen am Horizont auf. An die Pumpen!

Rad-los Stormarn statt Harburg: Am dritten Augustwochenende rollen die Cyclassics durch den Kreis. Das ist ohne Frage ein Großereignis mit ebenso großem Medieninteresse. Aber hat Stormarn wirklich was davon? Direkt auf jeden Fall nicht. Auch wenn viele Bürgermeister und Behörden mit der Streckenfindung beschäftigt waren, eine Gebühr muss der Veranstalter nur bei der Genehmigungsbehörde zahlen, und das ist die Hansestadt Hamburg. Die bekommt garantiert ihre Fernsehbilder von Rathausmarkt und Alster. Bestimmt wird auch in Stormarn gefilmt, aber wer jemals in Bayern angerufen hat, weiß, welche Mühen es macht zu erläutern, was Stormarn und dass es nicht Starnberg ist. Das Ahrensburger Schloss hat vermutlich als einziges einen Wiedererkennungseffekt, alle anderen Dörfer dürften kaum mehr als Kulisse sein, Bilder, die ebenso schnell vorbeirauschen wie die Profisportler. Damit die Cyclassics einen positiven Rückkopplungseffekt haben, muss sich die Tourismusmanagerin schon etwas einfallen lassen. Aber es ist ja erst die Premiere. Wenn die gut geht und die Cyclassics wiederkehren, ließe sich das vielleicht schon ausschlachten. Der Mensch lernt schließlich durch Wiederholung. Jedenfalls war das bis zu den letzten Bildungsreformen so.

Rolf Blase

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