Was wird aus der „Schanze“?

Stormarner Tageblatt   15.10.2018

Wegfallende Fördergelder sorgen für ein großes Loch in der Kasse / Zukunft ungewiss

Was tun? Dem  Nachbarschaftstreff Schanze brechen in naher Zukunft wichtige  Fördergelder weg.nie
Was tun? Dem Nachbarschaftstreff Schanze brechen in naher Zukunft wichtige Fördergelder weg.nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Wie geht es weiter mit dem Nachbarschaftstreff „Schanze“ am Oldesloer Schanzenbarg? Nachdem im nächsten Jahr die Förderungen auslaufen werden, entsteht beim betreuenden Verein ein großes Loch in der Kasse. Die Ev. Stiftung Alsterdorf zieht sich – wie geplant zurück – und ab jetzt muss der Verein das Projekt weiterführen. Wie das genau funktionieren soll, ist noch unklar.

Bernd Neppeßen vom Schanze-Verein erklärte im Bildungs- Sozial- und Kulturausschuss unlängst, dass die Arbeit eben nicht ehrenamtlich erfolgen könne. Wenn man im Endeffekt so diskutieren und argumentieren würde, wie beim Erle e.V. (wir berichteten), würde die Schanze wohl geschlossen werden müssen. „Dann ziehe ich mich zurück.“

Ein Problemviertel Die über 38 000 Euro, die die Stadt im Jahr investieren soll, seien sehr gut angelegt. „Ich garantiere ihnen auch, dass ich dafür sorge, dass wir weitere Fördermittel eingeworben bekommen. Dass ich das kann, wissen Sie durch mein langjähriges, erfolgreiches Engagement für Sport vor Ort“, so Neppeßen. Der Schanzenbarg sei ein eigener Stadtteil. Ein Problemviertel mit Brennpunkten und einer Arbeitslosigkeit von zehn Prozent. Es gebe da zwar keine brennenden Tonnen auf den Straßen und es sei kein Ghetto, das sei aber auch eine falsche Vorstellung, denn Armut sei leise und zeige sich nicht auf der Straße. Das Schanze-Projekt habe bisher schon die Menschen vor Ort zusammengebracht und einige hätten Aufgaben gefunden, die sonst kaum aus ihren Wohnungen gekommen seien. „Es ist ein Projekt, wie wir es uns für diese Stadt wünschen. Daher möchte ich darum bitten, dass wir die volle Summe übernehmen“, so Cornelia Steiner (Die Linke).

Aktuell fördert die Stadt den Schanze e.V. mit 14 400 Euro im Jahr. Die neue Förderung entspräche dann einer Steigerung von über 24 000 Euro. „Das machen wir nicht, auch wenn die Arbeit natürlich nicht schlecht ist. Und ich finde, dass das Wort Problemstadtteil auch nicht angemessen ist“, so Dagmar Danke-Beyer (Die Grünen). Der Begriff werde etwas inflationär genutzt und ein falsches Bild erzeugt. Anita Klahn (FDP) zeigte sich erstaunt darüber, dass relative hohe Personalkosten übernommen werden sollen. „Das können und sollten wir nicht. Ich finde es generell schwierig, dass hier Initiativen herkommen, etwas auf die Beine stellen und drei Jahre später sollen wir dann sehen, wie wir das bitte weiterfinanziert bekommen. Jedes Mal heißt es dann, entweder ihr finanziert das jetzt oder ihr enttäuscht uns“, führte die Liberale aus, die auch im Landtag sitzt. „Wir müssen auch mal davon wegkommen, so zu tun, als würden die Stiftung Alsterdorf, To hus und Co. hier nur etwas Gutes tun wollen. Das sind Geschäftsmodelle, die Gewinne einfahren wollen. Die entwickeln sich wie eine Krake von Hamburg aus ins ganze Land rein“, führte Klahn weiter aus. Man müsse daher den Initiatoren nicht ewig dankbar sein, sie würden es nicht uneigennützig tun, legte Klahn nach. „Dann müssen wir uns wohl eher fragen, warum es erstmal eine Stiftung aus Hamburg braucht, um uns auf Probleme in unserer Stadt aufmerksam zu machen. Wir haben das Projekt jahrelang gefördert und nun beschweren wir uns, dass dort etwas aufgebaut wurde“, war Steiner derweil fassungslos. Ihr Antrag auf volle Übernahme der wegfallenden Fördergelder wurde trotz des Plädoyers mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.

Ein Kompromiss „Bitte lassen sie nach der Erle nicht noch ein zweites, so wichtiges, soziales Projekt für Bad Oldesloe über die Klinge springen und unterstützen sie die volle Förderung“, hatte Boris Bouchon aus dem Jugendbereich der Stadt die Lokalpolitiker gebeten. Klahn und Danke-Beyer entwarfen in der Folge einen Kompromissvorschlag, der vorsah, dass man nach dem Auslaufen der Förderung 2019 die Miet- und Betriebskosten in Höhe von 27 700 Euro übernehme, aber kein Personal bezahle. Dieser Antrag wurde mehrheitlich angenommen unter der Bedingung, dass der Schanze e.V. jedes Jahr ausführliche Berichte über die Tätigkeiten vorlegt. Die Betreuung des Nachbarschaftstreffs müsste dann ab Sommer 2019 ehrenamtlich erfolgen oder die fehlenden 11 000 müssen über andere Fördermittelgeber eingeworben werden. Für die Schanze eigentlich zu wenig. Der Verein hatte im Vorwege erklärt, auf die vollen knapp 39 000 Euro angewiesen zu sein. Wie es nun weitergehen wird, steht noch nicht fest.

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