Rede des Bürgerworthalters am Stolperstein zum Holocaust-Gedenktag

Beitrag der CDU Bad Oldesloe, 27.01.2017

Bürgerworthalter Rainer Fehrmann anlässlich seiner Rede zum Holocaust-Gedenktag vor der Hindenburgstraße 49 mit dem ‚I-Remember-Schid‘

Im Namen der Stadt danke ich dem „Freundeskreis Beer Jakoov/Jifna“ dafür, dass er den heutigen Tag mit dieser Veranstaltung bereichert und organisiert hat.
Meine Damen und Herren, heute vor 72 Jahren erreichte die Rote Armee Auschwitz und befreite die Menschen aus den dortigen Konzentrationslagern. Wenige Tage vor dieser Befreiung wurden dort noch über 67.000 gefangene und dem Tod geweihte Menschen gezählt.
Der 27. Januar ist seit 1996 ein Gedenktag, angestoßen vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog – der heute beigesetzt wird.
Der 27.01. ist seit 2005 ein von den Vereinten Nationen erklärter internationaler Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust.
Gedenken wir deshalb gemeinsam auch noch einmal Hans Wöltje, einem Bürger unserer Stadt, der verhaftet und nach vielen Jahren der Qual im KZ Dachau gestorben ist, gestorben, weil er erst Bibelforscher und danach Mitglied der Zeugen Jehovas war, oder noch banaler: weil er einer anderen Religionsgemeinschaft angehörte.
Lassen Sie uns auch stellvertretend für das große Leid, das von deutschem Boden ausgegangen ist, derer gedenken, die hier in Bad Oldesloe im „Blauen Haus“ – einem Gefängnis der SA – gequält, gefoltert und sogar ermordet wurden.
Meine Damen und Herren, das Gedenken für die schlimmen Ereignisse einer grausamen Zeit des Unrechts und der Unmenschlichkeit ist unverzichtbar – und weil es den Anschein hat, dass bei einer nicht mehr übersehbaren Gruppierung doch die Vergesslichkeit oder Verdrängung den Vorrang übernommen hat, lassen Sie uns auch darüber Gedanken machen.
Wie ist es in einem eigentlich aufgeklärten Deutschland möglich, dass ein Spitzenpolitiker und Aushängeschild seiner Partei – dem Fraktionsvorsitzenden in einem Landesparlament – öffentlich behaupten kann, Zitat Björn Höcke: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, dass sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“?
Dieser Hetzer erfährt von seiner Partei bis heute keine mir glaubwürdig erscheinende Distanzierung und keine Disziplinierung – im Gegenteil: Nach dessen Rede legt die AfD bei Umfragen noch zu. Meine Damen und Herren, dass Kinder einst einem Rattenfänger hinterhergelaufen sind, kann ich noch irgendwie verstehen, aber dieser Zulauf erwachsener Menschen mit solchem Gedankengut bedarf dringendst des Nachdenkens.
Diese Entwicklung veranlasst mich, einmal mehr und nachdrücklicher denn je, den 27. Januar nicht nur zum Gedenken zu nutzen, sondern auch zum Nachdenken, dass die Grausamkeiten des Dritten Reiches allen Menschen und für alle Zeiten eine Warnung sind – eine Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz, Rassismus und Vorurteilen.
Deshalb beteilige ich mich – auch wenn ich sonst alles andere als ein Freund von Aktionen der sogenannten „sozialen Netzwerke“ bin – gerne an der heute gestarteten Internet-Aktion des Jüdischen Weltkongresses gegen das Vergessen des Holocausts und halte mein „I-Remember-Schild“ hoch, damit es alle sehen können.

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