Rede des Bürgerworthalters zum Antikriegstag (früher: Weltfriedenstag)

Rede des Bürgerworthalters Rainer Fehrmann zum ‚Antikriegstag‘ (früher: Weltfriedenstag) am 01. September 2017 in Bad Oldesloe anläßlich der Kundgebung an der Hude

Rainer Fehrmann, Bürgerworthalter

Bad Oldesloe, 01. September 2017

Ja, meine Damen und Herren, es ist schon beeindruckend, wenn man sieht, wie viele Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sich diesem Demonstrationszug angeschlossen haben. Sie alle machen damit deutlich, für wie verabscheuungswürdig wir kriegerische Auseinandersetzungen halten und wie wichtig uns der Frieden auf dieser Erde ist.
Dass wir dies so zeigen können, verdanken wir erstens unseren Grundrechten und unserem gesellschaftlichen Miteinander und zweitens dem „Bündnis gegen Rechts“, das die heutige Demonstrationsveranstaltung organisiert hat. Dafür danke ich Ihnen im Namen der Stadt Bad Oldesloe und natürlich auch ganz persönlich.
Ich will nicht leugnen, dass ich mir Gedanken gemacht habe, ob der 1. September das richtige Datum für diese Veranstaltung ist, schließlich ersetzt der heute als „Antikriegstag“ deklarierte Gedenktag den früheren „Weltfriedenstag“. Weil es sich aber um das Gedenken handelt, passt es schon, wenn man das Datum des offiziellen Kriegsbeginns zum Anlass nimmt, an die schrecklichen Folgen des zweiten Weltkrieges zu erinnern und damit vorbeugt, dass sich so etwas nicht wiederholt – nirgendwo!
Unser Volk weiß aus eigener Erfahrung, welch großes Leid Kriege nach sich ziehen. Deshalb müssen wir uns zu unseren Werten bekennen und den Frieden und die Demokratie über alles Andere stellen. Wir haben die Pflicht zum Erhalt und Ausbau einer friedlichen Gesellschaft und müssen jeglicher Versuchung widerstehen, aggressive und kriegerische Auseinandersetzungen zu führen oder zu unterstützen.
Meine Damen und Herren, wer will schon Krieg? Sicher keiner der hier Anwesenden – und doch haben wir gerade vor unserer Haustür erlebt, dass Krieg nicht nur mit anderen Nationen oder Völkern stattfindet, sondern auch im Innern eines – unseres – Landes.
Und damit meine ich die bürgerkriegsähnlichen Zustände im vorletzten Monat in Hamburg. Was ich da sehen konnte, hat mein Vorstellungsvermögen übertroffen, was Menschen zu tun in der Lage sind. Da wurden große Steine von Hausdächern in die Menschenmenge geschmissen – von Gewalttätern, die sich nach ihrer Demaskierung wieder mit der größten Scheinheiligkeit unter die friedlichen Demonstranten gemischt haben.
Wer so etwas sieht oder erlebt hat, darf sich getrost fragen, wie soll das noch weitergehen, wenn die Hemmschwelle so tief gelegt oder gar ausgeschaltet wird? Solche Menschen riskieren erst das Leben ihrer Mitmenschen, gefährden dann den inneren Frieden und schließlich den äußeren.
Das konnte man gut in Hamburg sehen, als sogar ausländische Demonstranten den Gewaltaufrufen aus dem Internet gefolgt waren.
Meine Damen und Herren, mir ist es egal, ob es Rechts- oder Linksextremisten oder sonst wie verblendete Fanatiker sind, ich verurteile sie alle, die würde- und respektlos mit menschlicher Unversehrtheit umgehen und sich gewaltbereit im Umgang mit Andersdenkenden zeigen – sie alle bewegen sich nicht auf einer demokratischen Grundlage, sondern sind Brandstifter, die erst den Frieden aufs Spiel setzen und dann die Basis für Kriege schaffen.
Seien wir froh, dass wir demonstrieren dürfen – in den Ländern, in denen Krieg geführt wird, ist das meistens nicht möglich.

Rainer Fehrmann

Bürgerworthalter Bad Oldesloe

 

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