Stormarner Tageblatt 04.05.2018
Bad Oldesloe: Für Realisierungswettbewerb gingen nur drei Beiträge ein, doch die waren qualitativ gut
Bad Oldesloe Es ist eine der vermutlich attraktivsten Flächen in der Innenstadt – das Gelände der ehemaligen VHS. Wie viel von dem alten Gebäude soll stehen bleiben? Gibt es einen Weg direkt unten am Traveufer? Wie wird das Gelände an der Königstraße bebaut? Fragen, die die Stadt über einen Realisierungswettbewerb beantworten lassen wollte. Gestern hat die Jury getagt, und die Entscheidung ist gefallen. Es gibt einen Sieger.
Es wurden nur drei Wettbewerbsvorschläge eingereicht. Von denen war auch keiner so, dass die Jury gleich begeistert in die Hände geklatscht hätte. Nach der ersten Runde bekamen alle drei Büros Hausaufgaben aufgetragen und mussten ihre Entwürfe nachbessern. „Es ist relativ komplex und nicht zwingend so lohnenswert – und wenn die Büros gut ausgelastet sind …“, vermutet Bauamtsleiter Thilo Scheuber als Grund für die geringe Resonanz. Auch wenn es quantitativ nicht viel war, die Qualität der Vorschläge stimmte. Seitens der Jury wurde vor allem positiv gesehen, dass es drei sehr unterschiedliche Varianten waren – nicht nur unterschiede im Detail, sondern alternative Herangehensweisen.
Jury-Vorsitzender Klaus Petersen, freischaffender Architekt und Stadtplaner aus Lübeck, erläuterte die Entwürfe. „Die Verfasser versuchen, sich in Bebauung und Maßstab einzufügen. Es wird nicht alles neu gemacht, nicht alles umgekrempelt, der Entwurf begreift sich als Fortsetzung“, sagt Petersen. Eine Zeile spitzgiebeliger Häuser längs des Traveufers bildet das Kernstück. Zwischen diesen Häusern und der alten VHS ist ein zentraler öffentlicher Platz vorgesehen, der gleichzeitig die vorhanden Wege verbindet. 60 unterschiedliche Wohnungen könnten so entstehen. Petersen: „Es ist die mit Abstand höchste Zahl an Wohnungen.“ Es könnte sich im Detail noch etwas ändern, wenn die Planung die Höhe der Häuser begrenzt. Juror Petersen ist sich sicher: „Das verträgt noch etwas Dämpfung.“
Der zweite Preis geht an einen Entwurf, der in der Hauptsache auf den Erhalt des VHS-Gebäudes mit einem gemütlichen Innenhof setzt. „Das hat Qualitäten und erzählt eine Geschichte“, erläutert Petersen. Neubauten östlich und zur Trave hin bilden „einen ruhigen Rahmen“. Zum Wasser hin bliebe viel Freiraum. „Eine sehr hervorragende Arbeit“, findet Petersen. Am Ende entschieden wirtschaftliche Überlegungen über den ersten und den zweiten Platz. Klaus Petersen: „Der Zustand des VHS-Gebäudes ist nicht besonders gut. Wir hatten bedenken, dass sich das wirtschaftlich machen lässt.“
Der dritte Entwurf ging wegen „erheblich mehr Mängeln“ leer aus. Die strahlenförmige Anordnung von Familienhäusern wie an einer Perlenkette fand keinen Anklang. Von der Jury wurde die „absolute Gleichförmigkeit der Architektur“ bemängelt. „Mit diesem Rezept durchzukommen, das kann nicht gelingen“, ist Planer Petersen überzeugt.
„Der Wettbewerb ist erst der Anfang der Planung“, dämpft Thilo Scheuber allzu euphorische Erwartungen. Im nächsten Schritt müsse die Stadtverordnetenversammlung den Preisträger bestätigen. Anschließend für das B-Plan-Verfahren für das Areal fortgesetzt. Konkret geht es darum, den „Gesetzestext“ so auszuarbeiten, dass der Siegerentwurf möglich ist. Scheuber: „Unsere Haltung muss ausformuliert sein, wir müssen wissen, was wir wollen.“ Parallel müssen Gespräche mit jenen Geführt werden, deren Rechte durch die Planung berührt werden. Danach werde es vermutlich kein Problem sein, Investoren für das Projekt zu finden. Vorteil des Siegerentwurfs sei, dass er problemlos auf verschiedene Bauherren aufgeteilt werden könne.
Andreas Olbertz
Der erste Preis geht an die Architekten und Stadtplaner Meyer, Steffens und die Landschaftsplaner Brien, Wessels, Werning aus Lübeck. Das Büro Querfeldeins aus Dresden hat den zwei Platz belegt.