Stadtparlament wird bunter

Stormarner Tageblatt   07.05.2018

Erfolge für die kleinen Parteien /Verluste für CDU und SPD / Stadtverordnetenversammlung wächst auf 34 Abgeordnete

Designierte Bürgerworthalterin Hildegard Pontow (CDU).
Designierte Bürgerworthalterin Hildegard Pontow (CDU).

Bad Oldesloe Das ist ein Kuriosum: Die CDU hat satte sechs Prozentpunkte verloren und trotzdem einen Sitz in der Oldesloer Stadtverordnetenversammlung hinzugewonnen – Überhangmandate machen es möglich. Das Stadtparlament schwillt von 27 auf 34 Abgeordnete an.

Die FBO kommt auf 17,7 Prozent (ein Plus von 4,4 Punkten) und wird zukünftig sechs Sitze haben – zwei mehr als bisher. Die Grünen haben ebenfalls einen Sitz hinzu gewonnen, 15,2 Prozent reichen für fünf Abgeordnete. Die FDP kommt auf 6,1 Prozent und ist künftig wieder mit zwei Abgeordneten vertreten. Familienpartei und Freie Wähler schafften es, bei ihrer ersten Wahl jeweils einen Sitz im Stadt-Parlament zu erringen. Verlierer der Wahl ist die SPD, sie büßt neun Prozentpunkte ein und hat deshalb einen Sitz weniger als bisher – sieben werden es zukünftig sein.

Das traditionelle „Wahlstudio“ hatte die Stadtverwaltung auf den Marktplatz verlegt – eine Leinwand zwischen Hüpfburgen, Zeltfestgarnituren und Imbissbuden. Ein Angebot, das in Kombination aus schönem Wetter und verkaufsoffenem Sonntag von vielen Oldesloern angenommen wurde. Um 18.52 Uhr ging ein Raunen durch die Menge. In einer Wellenbewegung stürmten zahlreiche Menschen Richtung Leinwand – das erste Ergebnis lag vor. In Poggensee hatten die Wahlhelfer am schnellsten gezählt.

Mit 45 Prozent legte die CDU dort mächtig los. Die SPD auf Platz zwei mit 16,7 Prozent gefolgt von der FBO, die dort 13,7 Prozent erlangte. Noch nicht viel mehr als ein kleines Indiz – in den Außenbezirken der Stadt wird traditionell konservativ gewählt.

„Das hat hier was von ESC“, scherzt Carsten Wirth von der FBO: „Noch kannst du für deinen Liebling anrufen.“ Die Stimmung im Block der Freien Wähler auf dem Marktplatz ist ausgelassen. Matthias Rohde und Karin Harms gewinnen ihre Wahlkreise direkt. „Poggensee kann ich überhaupt nicht verstehen“, neckt Wirth seine Parteifreunde: „Was habt ihr denn da falsch gemacht?“ Das ist quasi die Nachbarschaft von Patricia und Matthias Rohde.

Die Freude ist Hildegard Pontow anzusehen. Die CDU ist wieder deutlich stärkste Fraktion, damit ist klar, dass sie neue Bürgerworthalterin wird. „Letztes Mal ist mein Wahlkreis noch an die SPD gegangen“, freut sie sich über einen persönlichen Erfolg. Pontow: „Erstaunlich ist das Abschneiden der FBO. Eigentlich haben wir ja recht gut zusammengearbeitet, nur in der letzten Phase des Wahlkampfs wurde es persönlich und verletzend.“

Der bisherige Fraktionsvorsitzende Horst Möller hat es nur wieder geschafft, weil auch er als einer der letzten seinen Wahlkreis direkt gewonnen hat. „Die Arbeit in den Ausschüssen wird ganz schwer werden“, prophezeit der Christdemokrat: „Weil nicht alle in den Ausschüssen beteiligt sein werden, weiß man nie, wie es letztlich ausgeht.“

Auch FBO-Fraktionsvorsitzende Patricia Rohde zeigt sich vom Wahlausgang „überrascht“. Der Erfolg sei ihr an den Wahlkampfständen zwar prophezeit worden, aber sie konnte es nicht glauben. „Es wird interessanter und spannender“, prognostiziert sie für die nächsten Jahre: „Es wird kaum noch möglich sein, dass die beiden großen Parteien einfach etwas wegstimmen.“

Nicole Kanapin, Spitzenkandidatin der Grünen, formuliert es etwas anders: „Es wird ein anderes Arbeiten werden. Wir werden zukünftig mehr die Köpfe zusammenstecken und uns gegenseitig überzeugen müssen.“

SPD-Fraktionvorsitzender Björn Wahnfried klingt verbittert: „Es war ein Wahlkampf der Halbwahrheiten und der Angst. Aber immerhin sind wir noch zweitstärkste Kraft geworden.“

Zufriedenheit auch bei der Familienpartei, die erstmals antrat. „Obwohl wir nur in zehn von 14 Wahlkreisen angetreten sind, haben wir unser Minimalziel erreicht. Jetzt haben wir den Fuß in der Tür“, fasst es Jonas Rahmel zusammen.

Bei den Linken wurde schon auf dem Marktplatz gratuliert, geherzt und gefeiert – es ist gelungen den begehrten zweiten Sitz und damit Fraktionsstatus zu ergattern. Die Partei kletterte von 2,8 auf 6,4 Prozent. „Wir sind überglücklich uns zukünftig mit doppelter Kraft für Gerechtigkeit und sozialen Wohnungsbau einsetzen zu können“, sagt Hendrik Holtz. Neben ihm wird nun auch Anna Kromm ins Stadtparlament einziehen.

Andreas Olbertz

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