Kritik von Behinderten

Stormarner Tageblatt   17.05.2018

Immer wieder haben Rollifahrer Probleme, in Bussen befördert zu werden

Bad Oldesloe So schlecht kann der Stadtverkehr in der Kreisstadt nicht sein: Erstaunlich wenige Oldesloer fanden den Weg zu einer Diskussionsrunde über den ÖPNV. Die Veranstaltung geht auf einen Beschluss des Bauausschusses. Rechtzeitig bevor der Busverkehr Ende nächsten Jahres neu vergeben wird, sollen Wünsche und Anregungen der Oldesloer für die Ausschreibung aufgenommen werden.

Nach einem Gerichtsstreit ist der Kreis seit 2015 wieder für den Oldesloer Stadtverkehr zuständig. Wie Björn Schönefeld von der Kreisverwaltung erläuterte, laufen die verschiedenen Verträge alle Ende 2019 aus. Dann soll der ÖPNV im Nordkreis als großes Paket gemeinsam ausgeschrieben werden – allerdings in zwei Losen. Beim Kreis verspricht man sich davon „Synergie-Effekte“, sprich es soll günstiger werden.

Die erste konkrete Anregung kam von einer Bewohnerin der Turmstraße. Sie bemängelte, dass es weder in der Turmstraße noch im Stoltenrieden eine Haltestelle gebe. Glindhorst und der Bahnhof seien sehr weit weg. Sie regte am Neubau Turmquartier eine Haltestelle an. Wie Schönefeld erklärte, solle es in einem Umkreis von etwa 400 Metern jeweils eine Haltestelle geben. „Das können wir uns gerne mal ansehen“, machte er Hoffnung.

Ein anderer Buskunde kritisierte die Linie 2 bei Famila. „Der Bus kommt an und der Anschluss fährt sofort weg. Da hat man keine Chance zum Umsteigen.“ Das Problem ist Schönefeld bekannt. „Das ist völliger Murks“, gab er dem Oldesloer recht: „Das werden wir vermutlich bereits zum Fahrplanwechsel ändern.“

Bemängelt wurde auch, dass der Busverkehr Sonnabends ab 13 Uhr eingestellt werde. Björn Schönefeld: „Ich behaupte mal, das können wir ändern. Mehr Fahrten kosten zwar mehr Geld, aber wir reden ja nur über einen Tag.“

Wünschen nach einem Halbstunden-Takt oder zusätzlichen Schleifen beispielsweise durch Poggenbreeden erteilte der Fachmann hingegen eine Absage. Das sei wegen der Anschlüsse schwierig. Auf einigen Linien gebe es schon jetzt Verspätungen zwischen zwei und elf Minuten.

Neben Politikern von SPD, Grünen und CDU waren auffällig viele Behinderte vertreten, die auf ihre Schwierigkeiten aufmerksam machten. So fehlten in den Bussen Halteschlaufen, mit denen beispielsweise Rollatoren gesichert werden können. Aus Platzmangel stünden Rollifahrer und Eltern mit Kinderwagen oftmals in Konkurrenz. Rollstuhlfahrer Klaus Elfers schilderte plastisch seine Probleme. Immer wieder gebe es Diskussionen mit den Fahrern ob er mit seinem Rollstuhl überhaupt mitgenommen werde und wer dafür zuständig sei, die benötigte Rampe am Bus auszuklappen. Dazu gab es von Schönefeld eine klare Ansage. Das Ausklappen der Rampe sei zweifelsohne Aufgabe des Busfahrers. „Bei solchen Sachen dürfen Sie mich gerne direkt anrufen“, so Schönefeld ((04531) 160-1492): „Wenn ich mich darum kümmere, hat das meistens mehr Gewicht.“

Wilfried Janson (Grüne) regte an, in der Ausschreibung E-Busse vorzusehen. Schönefeld lehnte das ab, dafür sei es noch zu früh, weil allein die Fahrzeuge zweieinhalb mal so teuer seien. Kosten für komplett neue Infrastruktur wie beispielsweise Ladestationen, kämen noch dazu.

Andreas Olbertz

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.