Stormarner Tageblatt 15.06.2018
Wenn die Stadt ihren Zuschuss für den Abenteuerspielplatz Poggenbreeden nicht um rund 50000 Euro erhöht, muss der Verein Erle sein Engagement zurückfahren.
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Aus einem in die Jahre gekommenen Spielplatz am Poggenbreeden haben die Mitglieder des Vereins „Erleben leben“ (Erle) in den vergangenen fünf Jahren mit viel Engagement einen besonderen Ort für Kinder und Familien gemacht. Satt verfallener Spielgeräte und Wildwuchs findet man heute zwei Bauwagen, einen kleinen Garten, eine von den jungen Nutzern gezimmerte Ritterburg, Sitzecken, Hängematten und bald sollen auch die ersten Hühner einziehen. Die Anschaffung von Schafen ist ebenfalls geplant. Doch all das kostet Geld …
Bisher wird der Platz – auf dem mittlerweile auch ein kleiner Kindergarten seine Heimat hat – jährlich mit 36 000 Euro von der Stadt Bad Oldesloe unterstützt. Das restliche Geld, das benötigt wird, um hauptamtliche Kräfte zu beschäftigen, kommt von „Holsteins Herz“. Doch diese Förderung läuft bald aus. Wie geht es dann weiter?
„Rein ehrenamtlich konnten wir das nicht mehr stemmen. Daher sind wir sehr froh, dass wir so gut von der Stadt und durch Holsteins Herz sowie weiteren Stiftungen unterstützt wurden und werden“, sagt Oliver Mylonas von Erle. Die Kinder aus der Nachbarschaft hätten ihn nicht nur mit entwickelt, sie lieben und leben das Projekt.
„Wenn hier mal Jugendliche sind, die vielleicht Blödsinn machen wollen, dann melden die Kinder das sofort. Die passen auf ihren Platz auf. Auch mit den Nachbarn haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Alle haben einen Blick auf das, was hier passiert“, sagt Erzieherin Nina Reher. „Der Bedarf ist definitiv da“, sagte sie mit Nachdruck zu Lokalpolitikern, die den Platz besichtigten. Von ihnen erhoffen sich Reher und das Team eine deutlich höhere finanzielle Förderung. „Wir benötigen ungefähr 88 000 Euro im Jahr. Wir brauchen die hauptamtlich Angestellten. Honorarkräfte sind keine Lösung. Auch mit Praktikanten und haben wir nicht nur gute Erfahrung“, sagt Reher. Daran, ob die Stadt mindestens 50 000 Euro jährlich zusätzlich ausgeben wolle, werde sich zeigen, ob die Arbeit geschätzt werde, sagte Reher. Bleibe es bei 36 000 Euro oder nur einer geringen Erhöhung, dann müsste das Angebot eingedampft werden. Das Projekt wäre quasi zum Stillstand gezwungen. „Vermutlich müssten wir zum Teil sogar mit dem Rückbau einiger Bereiche beginnen“, vermutet Reher. Eine weitere Förderung durch „Holsteins Herz“ sei ausgeschlossen. Es sei schwer andere Geldquellen zu finden.
„Die meisten Stiftungen bieten eine Anschubfinanzierung oder unterstützen ein konkretes Projekt. Es gibt eigentlich niemanden, der laufende Projekte weiterfördert“, bestätigt Boris Bouchon von der Stadtverwaltung. Er plädiert dafür, dass der Abenteuerspielplatz unter Erle-Regie weiter bestehen und erweitert werden kann. Auf Nachfrage der Lokalpolitiker, ob man denn genau den Bedarf und die Nachhaltigkeit des Projekts bewerten könne, antwortete Bouchon, dass pädagogische Arbeit nun mal „nicht irgendwo in Excel-Tabellen ausgewertet werden kann“. Klar sei aber, dass der Platz für den Stadtteil wichtig sei. Aus Sicht als Quartiersmanagerin betonte auch Maria Herrmann, dass das Projekt sehr positiv zu sehen sei.
„Ich gehe davon aus, dass alle Fraktionen dafür sind, dass wir die finanzielle Unterstützung gewähren“, so der Stadtverordnete Wolfgang Schmidt (Freie Wähler). „Wir können nur hoffen, dass der Wert der Arbeit erkannt wird. Ansonsten müssen wir womöglich irgendwann sagen, dass wir das alles nicht mehr schaffen“, so Reher.