Stormarner Tageblatt 22.06.2018
Der Kunstrasenplatz ist ein beliebter Jugendtreffpunkt in Bad Oldesloe, doch wiederholte Beschädigung wirft Fragen auf
Patrick NiemeierBad Oldesloe Ein Fußballplatz auf dem kein Fußball mehr gespielt werden darf? Diese Vorstellung ist erschreckend, erst recht wenn es sich dabei um einen für viel Geld angelegten Kunstrasenplatz im Herzen der Kreisstadt handelt, für den Sportler viele Jahre gekämpft haben und der obendrein als Geburtsstätte des Fußballs in Schleswig-Holstein gilt. In Bad Oldesloe könnte diese Befürchtung bald schon Wirklichkeit werden.
Bürgermeister Jörg Lembke und die Stadtverwaltung sehen sich mit einem aus Ignoranz und Egoismus erwachsenen Problem konfrontiert: Immer wieder wird der frei zugängliche Sportplatz zweckentfremdet in Anspruch genommen – und das mit schwerwiegenden Folgen. Es wird Müll hinterlassen, ebenso scharfkantige Glassplitter, glühende Zigaretten und zerbrochene Flaschen. Die gut sichtbar angebrachten Benutzungshinweise werden nicht beachtet.
„Wir können das aber auch nicht kontrollieren. Was will man da gegen das Fehlverhalten einiger weniger machen?“, sagte der Oldesloer Bürgermeister enttäuscht. Für Kontrollen fehle es an Personal und Zeit. Einfache Ermahnungen – das haben die vergangenen Monaten gezeigt – zeigen keine dauerhafte Wirkung. „Solange der Kunstrasenplatz so öffentlich zugänglich ist, ist es ja auch nicht illegal diesen zu betreten. Es ist ein öffentlicher Platz. Da muss die Politik ansonsten zu Stellung beziehen“, macht Verwaltungschef Jörg Lembke deutlich. Bisher haben die Maßnahmen zur Wiederherrichtung der Stadt schon 3000 Euro gekostet. Da in jüngster Zeit auf dem Exer-Kunstrasenplatz sogar gegrillt und ein Lagerfeuer entzündet wurde, müssen umfangreiche Reparaturen durchgeführt werden. Die spart man sich aber bis nach dem traditionellen Vogelschießen auf, weil die Befürchtung besteht, dass es erneut zu Missachtung der Regeln kommt. Auch wenn es schön sei, dass er so beliebt ist bei Jugendlichen, die ihn jüngst zu ihrem Treffpunkt auserkoren haben, so stellten aber die Begleiterscheinungen ein großes Problem dar.
„Daher werden wir das jetzt beobachten. Tritt das Problem wieder auf und man findet dort Glassplitter, werden wir den Vereinen und Schulen mitteilen müssen, dass dort kein Sport mehr betrieben werden darf. Das Verletzungsrisiko wäre zu groß, und wir können nicht gewährleisten, dass das nicht vorkommt“, so Bürgermeister Lembke. Der VfL Oldesloe, der auf dem Exer immer dann Punktspiele austrägt, wenn das Travestadion gesperrt ist, fordert seit langem einen Zaun um den Kunstrasenplatz. Teile der Stadtverordnetenversammlung sehen damit aber den aus ihrer Sicht bestehenden „Erfolg des Platzes“ gefährdet.
Kompromisslösung könnte ein Zaun sein, der nur ab den späten Abendstunden bis zum Morgen und bei größeren Veranstaltungen abgeschlossen wird. „Das wäre aber ein politischer Beschluss“, so Lembke. „ Aktuell ist es ein Platz ohne Umzäunung, was wohl in Norddeutschland so einmalig ist.“ Er gehe davon aus, dass der Platz unter diesen Umständen vermutlich bald fast komplett saniert werden müsse. Die Summe dürfte dann in die Hunderttausende gehen.