Früher war das doch gar nicht vorstellbar

Stormarner Tageblatt   30.06.2018

Stormarner Wochenschau

Früher war das doch gar nicht vorstellbar

Megi Balzer
Megi Balzer

Abgehängt Erklärungen, Krisen- und Sondersitzungen haben nichts geholfen: Beim Müll wird nichts besser, sondern weiter alles schlechter. Aus zwei Arbeitstagen Verspätung sind mittlerweile fünf bis sechs geworden. Nun könnte man einfach sagen, der Restmüll wird in Biowochen abgeholt, der Bio- in Restmüllwochen. Aber da weiterhin und trotz der Hilfe, die man sich aus Hamburg und Lübeck geholt hat, nicht ausreichend Fahrzeuge auf der Straße sind, kann nicht mal der Status quo gehalten werden, sondern die Abholung wird sich immer weiter verzögern. Und je länger das Chaos dauert, desto mehr Probleme bekommen die Verantwortlichen, noch Erklärungen für das – so darf man es jetzt wohl nennen- Chaos zu finden. Es gibt ja keine anderen als die, die auch bisher schon vorgetragen wurden.

Angehängt Also, wenn der Busverkehr ohnehin neu ausgeschrieben werden muss, würde es sich doch anbieten, die Busse gleich mit einem Müllwagen-Anhänger zu versehen. So könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Flächendeckender ÖPNV und regelmäßige Müllabfuhr. Okay, man müsste seine Tonne zur Haltestelle bringen, aber was sind schon die Verspätungen der Autokraft im Vergleich zu denen der AWSH? Bei den einen reden wir von Minuten, bei den anderen von … ach, lassen wir das lieber.

In Oldesloe geht derweil das große Wunschkonzert los. Jeder glaubt, zu wissen wie der Busverkehr besser werden könnte. Am besten sofort. Was das kostet? Egal. Dabei gab es neulich grade eine städtische Veranstaltung mit dem Experten des Kreises für den ÖPNV. Wer dort aufmerksam zugehört hätte, könnte sich jetzt viele Diskussionen sparen. Denn bei der Gelegenheit wurden klar, wo der Schuh wirklich drückt und warum manches so geregelt ist, wie es eben geregelt ist. Aber da waren einige derer, die sich als Retter des ÖPNV aufspielen, leider nicht dabei. Schade.

Taktik? Das ist natürlich keine schöne Situation: Nach Jahren von U 3 und Kita stehen Ahrensburger Eltern beim Wechsel auf die Grundschule plötzlich ohne eine Ganztagsbetreuung für ihr Kind da. Und sind gezwungen, ihre Arbeitszeit reduzieren oder im schlimmsten Fall sogar ihren Job zu kündigen, wenn sie keine andere Betreuungsmöglichkeit finden.

Der Hinweis, dass solche Lebenslagen noch vor wenigen Jahren normaler Alltag war, hilft den Eltern nicht, sollte aber mitgedacht werden, denn die staatlich organisierte Kinderbetreuung müssen alle Steuerzahler finanzieren: „Bildung“ ab der Krippe ist gewollt. Dafür schreibt die Politik „Qualität“ vor, die erstens viel kostet und zweitens nicht mit der Realität zusammenpasst. Insofern sind die Forderungen nachvollziehbar, die Anforderungen an das Personal zu senken. Die Awo als Träger der Horte begrüßt zwar den Brief, aber nicht die Forderung der Eltern. Mit dem Verweis auf „Qualität“ macht man ja auch den Umstieg der Stadt auf offene Ganztagsschulen nicht mit. Die Awo will sich nicht für die OGS bewerben und lässt lieber ihr Hort-Personal ziehen. Oder steckt dahinter die taktische Hoffnung, dass die Ausschreibung erfolglos bleibt, weil sowieso niemand in der Lage ist, aus dem Stand eine OGS in dieser Größe zu übernehmen und damit alles beim Alten bleibt?

Rolf Blase Andreas Olbertz

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