Auch Bäume haben Durst

Stormarner Tageblatt   06.08.2018

Fünf Bauhofmitarbeiter sind im „Wassereinsatz“ und versorgen städtisches Grün aus Tankfahrzeugen

Bauhofmitarbeiter Marcel Albrecht wässert in der Bangertstraße die jungen Kirschbäume. Der 40-Tonner fasst 20000 Liter Wasser.
Bauhofmitarbeiter Marcel Albrecht wässert in der Bangertstraße die jungen Kirschbäume. Der 40-Tonner fasst 20000 Liter Wasser.
 
Einer von derzeit 200 Wassersäcken an jungen Bäumen im Oldesloer Stadtgebiet.   Bauhofmitarbeiter Marcel Albrecht  (Foto oben) wässert in der Bangertstraße die jungen Kirschbäume. Der 40-Tonner fasst 20000 Liter Wasser.
Einer von derzeit 200 Wassersäcken an jungen Bäumen im Oldesloer Stadtgebiet. SRP

Susanne Rohde Bad Oldesloe Aufmerksamen Bürgern sind sie schon aufgefallen: Seit einiger Zeit stehen an vielen Bäumen im Stadtgebiet grüne Säcke, aus denen Wasser tröpfelt. Diese Wassersäcke versorgen die durstigen Stadtbäume mit dem kostbaren Nass, das momentan überall Mangelware ist in der Natur. Bereits 200 dieser grünen Säcke namens „treegator“ verteilten Mitarbeiter des Baubetriebshofs im gesamten Stadtgebiet, 100 weitere wurden bereits geordert, denn immer mehr Bäume leiden unter Wassermangel. „Die benötigten Wassermengen, um alle Bäume zu versorgen, können wir nicht ausbringen. Denn so trocken wie in diesem Sommer ist es bei uns noch nicht gewesen“, sagt Dirk Blanke, Leiter des Bauhofs.

Viele Bäume seien zurzeit extrem gestresst durch die lang anhaltende Trockenheit. „Wir beobachten bei den Linden vorzeitigen Laubfall. Buchen und Eichen sind ebenfalls betroffen. Bei den Eichen kommt es inzwischen zu spontanen Astabbrüchen, denn wenn die Wasserzufuhr im Baum ins Stocken gerät, beginnen Äste langsam abzusterben“, erklärt Anni Rausch. Große Bäume holen sich ihr Wasser noch aus der Tiefe, aber junge und neu gepflanzte können das nicht. „Sie brauchen jetzt besonders viel Wasser“, so die Gärtnermeisterin. Diese jungen Bäume und alle, die Trockenschäden zeigen, werden mit den Wassersäcken versehen, die täglich mit bis zu 60 Litern Wasser gefüllt werden, das nach und nach über den Boden und an den Baum abgeben wird. Das hat den Vorteil, dass es gezielt den Baum erreicht und nicht schnell oberflächlich abläuft. Die Entscheidung, welche Bäume versorgt werden, ist nicht immer einfach. „Manchmal blutet mir das Gärtnerherz, wenn ich entscheiden muss, du bekommst was und du nicht“, sagt Anni Rausch, die seit einem knappen Jahr beim Bauhof als Leiterin der gärtnerischen Mitarbeiter arbeitet.

Damit es im Stadtgebiet weiterhin grünt und blüht, haben die Mitarbeiter des Bauhofs jetzt zu einer unkonventionellen Methode gegriffen. Anfang der Woche wurde ein 40-Tonnen-Laster mit einem 20 000-Liter-Wassertank angemietet. Seitdem sind Christian Pomrehn und Marcel Albrecht jeden Tag im Einsatz, um nach einem Bewässserungsplan möglichst alle Bäume, Büsche und Stauden im Stadtgebiet mit Wasser zu versorgen. Bereits um vier Uhr morgens beginnt die Arbeit für die beiden Mitarbeiter, wenn es draußen noch schön kühl ist. „Nach zwei Stunden ist der große Tank leer und wir müssen ihn wieder auffüllen“, sagt Christian Pomrehn. So kommen schnell 100 000 Liter pro Tag zusammen, die für die Pflanzenversorgung nötig sind. Das Wasser aus städtischen Gewässern hat zwar keine Trinkwasserqualität, aber das ist den durstigen Bäumen ziemlich egal, wenn sie das kostbare Nass aus zwei dicken Schläuchen bekommen. Unterstützt werden die Bauhofmitarbeiter bei ihrer Arbeit auch von der Feuerwehr und dem THW. Zwei weitere Bauhofmitarbeiter fahren mit kleineren Wasser-Fahrzeugen, die nur 3000 und 5000 Liter fassen können, durch das Stadtgebiet. „Eigentlich ist das personell nur schwer zu leisten, denn wir müssen das zusätzlich zu den vielen anderen Arbeiten machen“, sagt Dirk Blanke, der den Baubetriebshof mit seinen 38 Mitarbeitern seit April 2017 leitet. „Wir werden leider nicht jeden Baum retten können“, so der Ingenieur. Deshalb spreche grundsätzlich nichts dagegen, wenn die Bürger durch privaten Einsatz beim Wässern von Bäumen und Sträuchern mithelfen würden.

 
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