Stormarner Tageblatt 25.08.2018
Stormarner Wochenschau
Dreistreifige Visionen geben Rätsel auf
Verplant Mensch toll, die B 404 soll ausgebaut werden. Dreistreifig! Hä? Zebrastreifen? Oder wurde Adidas etwa als Sponsor gewonnen? Wollen wir doch mal hoffen, dass ein echter Ausbau mit zusätzlichen Fahrspuren gemeint ist und nicht nur eine gestreifte Design-Variante. Aber so ein gewiefter Tausendsassa wie Verkehrsminister Bernd Buchholz wird das schon richtig hinbekommen.
Also nehmen wir mal an, es sind tatsächlich Fahrspuren gemeint. Dann ist das doch eine gute Nachricht für tausende Autofahrer, die sich da täglich längs quälen. Okay, erst mal wird es natürlich schlimmer werden, weil ja gebaut werden muss. Aber danach flutscht es dann so richtig. Zumindest bis der nächste Bauabschnitt in Angriff genommen wird.
Und es lohnt natürlich ein Blick auf die Details. Von Baubeginn ist noch keine Rede. Vorsichtshalber nennt das Ministerium gar keine Termine. Aktuell geht es nur darum, dass die Pläne ausliegen. Sie können jetzt begutachtet werden. Wenn es dumm läuft gibt es Widersprüche und Prozesse … da kann sich dann jeder selber ausmalen, wann wirklich gebaut werden könnte …
Versprochen „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, hat Helmut Schmidt mal gesagt. Das gilt natürlich nicht für Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke. Der hat sich Gedanken gemacht zum Thema Sport. Er ist zu der Erkenntnis gekommen, dass die Stadt eine Drei-Feld-Halle braucht. Das ist ja ganz was Neues. Einen Standort hat er auch schon ausgeguckt. Dann kann es ja losgehen. Nicht? Leider nein! Ein Bürgermeister kann so viele und so gute Visionen haben, wie er will, er hat nur leider nichts zu entscheiden. Das ist die Aufgabe der Stadtverordneten. Die müssten dann auch beschließen, woher das Geld für eine neue Sporthalle kommen soll. Und da hapert es. Und als Beobachter wundert man sich, schließlich hat sich der Verwaltungs-Chef bislang eher als Sparkommissar hervorgetan, der lieber streicht und kürzt als zu sagen: Hier gibt es Chancen, Potenziale oder Notwendigkeiten, da müssen wir mal in die Vollen gehen. Der Auftrag aus der Politik lautete ja auch eher zu sehen, für welche Projekte es Fördermittel geben könnte. Wenn es dumm läuft war das nur eine Randnotiz fürs Protokoll, um sich später rausreden zu können: Ich wollte ja, aber die böse Politik …
Vergessen Viele Jahre lag ein seltsam anmutender Gegenstand im Reinfelder Rathaus. Aus Silber besteht er möglicherweise, aber wozu diente er? Kann man damit schreiben oder wurden damit Warenproben in den Lagerschuppen entnommen, schließlich hat der längliche Gegenstand eine offene Rille? Wir wissen es nicht! Auch heute gibt es immer wieder Gegenstände, die wir zwar selbst noch benutzt haben, die aber unseren Kindern schon Rätsel aufgeben. Die Wählscheibe am Telefon ist so ein fast vergessener Gegenstand, der Blitzwürfel ebenso oder auch die VHS-Kassette. Vom Testbild – ja, die älteren Leserinnen und Leser erinnern sich, das war das Bild, das man gesehen hat, wenn man bei Kuhlenkampff einschlief und mit steifem Nacken im Fernsehsessel aufwachte – ganz zu schweigen. Vielleicht sollten wir in unserer schnelllebigen Zeit die Dinge rechtzeitig beschriften, bevor es dann in 100 Jahren heißt: Wozu mag das wohl gedient haben, ist rechteckig, mit Knöpfen dran und es steht „Walkman“ drauf?
Andreas Olbertz Stephan Poost