Die Langzeit-Baustelle

Stormarner Tageblatt   05.12.2018

Drei Jahre lang werden die Oldesloer Hagenstraße und der ZOB grunderneuert und umgebaut

Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehören soll: Das Kopfsteinpflaster vor  dem Rathaus stört nicht nur die Busfahrer. nie
Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehören soll: Das Kopfsteinpflaster vor dem Rathaus stört nicht nur die Busfahrer. nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Die Hagenstraße in Bad Oldesloe muss saniert werden – daran führt kein Weg vorbei. Es ist nicht nur die Beschaffenheit der Straßenoberfläche, die dringend aufgepeppt werden muss. Auch die verlegten Leitungen unter der Straße, die als einzige direkt am Marktplatz und der Fußgängerzone entlangführt, müssen erneuert und erweitert werden.

„Wir planen nicht, die Hagenstraße über die gesamte Dauer komplett zu sperren, sondern in verschiedenen Abschnitten vorzugehen, die dann allerdings jeweils voll gesperrt werden müssen. Das dürfte insgesamt drei Jahre dauern“, sagte Boris Lass vom Merkel-Ingenieur- Consulting aus Kiel, als er dem Bau- und Planungsausschuss die Entwürfe vorlegte.

Knackpunkt Marktplatz Eine Bauzeit, die die Ausschussmitglieder durchschnaufen ließ. „Gemacht werden muss es, und drei Jahre sind schon eine sportliche, anspruchsvolle Herausforderung“, legte Lass nach. Geplant sind so manche – zum Teil recht grundlegende – Veränderungen. „Durch den Busverkehr, der in Zukunft ja noch ansteigen wird, entstehen ausgefahrene Spuren. Wegen hoher Verkehrsbelastung würden wir daher für eine bituminöse Befestigung plädieren“, so Lass.

Ein Problem sei der Bereich direkt am Marktplatz, dessen historisches Kopfsteinpflaster aktuell auch über die Straße bis zum Historischen Rathaus fortgesetzt wird. Auch wenn das „vermutlich schon seit Jahrhunderten“ so sei, solle man davon nun Abstand nehmen, um diese Schwachstelle zu beheben. In dem Bereich sei es aber trotzdem möglich – an die Tradition anknüpfend – eine andere, trotzdem stabilere Asphaltierung vorzunehmen, die sich gestalterisch abhebe. Generell sollen die Fußgängerwege breiter werden (zwei Meter) und auf der fünf Meter breiten Straße sollen in Zukunft Radfahrer in beide Richtungen fahren dürfen. „Das ist in Sachen Verkehrssicherheit die beste Lösung“, so Lass weiter.

Parkplätze entfallen Allerdings bedeuten diese Pläne auch, dass sechs Parkplätze an der Straße auf Höhe der Sparkasse ersatzlos wegfallen. „Darüber könnte man diskutieren, aber anders schaffen wir die angestrebten Breiten nicht“, so der Planer. Der ZOB wird komplett überplant, bekommt mehr überdachte Bereiche und soll insgesamt den modernen Gegebenheiten und Anforderungen des ÖPNV angepasst werden. Dafür müssten dort stehende Bäume gefällt werden und elf Stellflächen auf dem „Peters-Parkplatz“ würden dem neuen ZOB zum Opfer fallen. „Die Lage des Parkplatzes ist viel zu attraktiv, um sie nur zum Abstellen von Blech zu nutzen. Daher können wir da mitgehen“, sagte Hans-Hermann Roden (SPD). „Dass Sorgen aufkommen, dass es dann zu wenige Parkplätze gibt, kann ich nicht bestätigen. Denn so ist zum Beispiel das Parkhaus in der Königstraße oft sehr leer“, fügte Jens Wieck (CDU) an. „Allerdings muss man bedenken, dass viele Menschen auf dem Wochenmarkt einkaufen und einen Sack Kartoffeln nicht quer durch die Stadt tragen wollen“, so Ausschussvorsitzender Matthias Rohde (FBO).

Vorrechte entfallen Eine weiterer Überraschung, die bekannt wurde, ist, dass die neu gestaltete Hagenstraße keine „verkehrsberuhigte Zone“ mehr sein wird, was die aktuell existierenden Vorrechte der Fußgänger abschafft. „Es ist schon jetzt eigentlich gar nicht zulässig bei dem Verkehrsaufkommen, das wir dort durch den Busverkehr haben“, erklärte Bürgermeister Jörg Lembke. „Während der dreijährigen Bauarbeiten wird der Busverkehr sowieso aus der Hagenstraße weg müssen. Dann haben sich die Menschen umgewöhnt, wollen wir nicht dann gleich den ZOB verlegen und den Busverkehr aus der Hagenstraße für immer rausnehmen?“, regte Hartmut Jokisch (Die Grünen) an.

Annika Dietel (SPD) war nicht begeistert davon, dass der Autoverkehr in Zukunft auf der Hagenstraße wieder eher Vorrechte zu genießen scheint. „Wir haben gerade den Bereich vor dem Kub umgestaltet, so dass er Aufenthaltsqualität für Fußgänger hat. Marktplatz und Beer- Yaacov-Weg durch diese Lösung nun voneinander zu trennen, scheint mir nicht sinnvoll“, sagte sie und brachte einen Zebrastreifen als Kompromiss ins Spiel. „Das wird nur zum Rückstau beim Busverkehr führen“, trug Lass als Gegenargument vor. „Das läuft doch aktuell gut, hat sich eingespielt. Ich verstehe nicht, warum man das überhaupt ändern muss“, so Christian Vollpott (Die Linke) skeptisch.

Das birgt Sprengstoff „Es gibt dort ja auch Geschäfte. Wie genau wird denn diese Baustelle ausgestaltet sein?“, fragte sich nicht nur Hans-Jörg Steglich von der FBO. „Man muss sehen, wie die ausführenden Baufirmen das gestalten. Aber dass man immer und überall mit dem Auto vorfahren kann oder mit dem Transporter, wird es in den drei Jahren nicht geben“, so Boris Lass in seinen weiteren Ausführungen. „Das birgt alles durchaus Sprengstoff. Daher schlage ich vor, dass wir die Infos mit in die Fraktionen nehmen und im neuen Jahr genauer darüber reden“, sagte der Ausschussvorsitzende Rohde. Die Bauarbeiten sollen noch im Jahr 2019 beginnen – so der Plan der Verwaltung.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.