„Helikoptereltern“ machen Probleme

Stormarner Tageblatt   22.12.2018

Vor Oldesloes Schulen spielt sich ein Verkehrschaos ab, wenn Eltern den Nachwuchs bringen und holen

Täglich grüßen die „Helikoptereltern“;  Zu Unterrichtsbeginn und Schulschluss bricht vor Oldesloes Schulen das  Chaos  aus. Nie
Täglich grüßen die „Helikoptereltern“; Zu Unterrichtsbeginn und Schulschluss bricht vor Oldesloes Schulen das Chaos aus. Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Es wird wild gehupt. Ins Rollen kommt der Verkehr schon seit Minuten nicht mehr, Eltern reißen Türen ihrer Autos auf, einige beschimpfen sich gegenseitig, rund 50 Fahrzeuge manövrieren, fahren auf Fußwegen, stehen im absoluten Halteverbot oder auf Parkplätzen für Behinderte – es ist Rush-Hour vor der Stadtschule. Die sogenannten „Helikopter-Eltern“ fliegen tief. Verkehrsregeln scheinen ihnen egal. Am liebsten würden sie offenbar ihre Kinder direkt aus dem Klassenzimmer mit dem Auto abholen.

Schulleiterin Sabine Prinz eilt von Fahrzeug zu Fahrzeug, mal ermahnt sie, mal hört man, dass der Tonfall schärfer wird. Manche Eltern fahren anschließend weg, andere fahren nur das Fenster wieder hoch und bleiben stehen. Eine Jugendliche und ein Fahrer zeigen ihr den ausgestreckten Mittelfinger. „Die werde ich dann wohl mal anzeigen“, seufzt Prinz. Mitten in dem Chaos versuchen Kinder zwischen den Autos hindurchzukommen. Ein Vater beschwert sich bei einem Schüler, dass sein Lack beschädigt wurde. Man tauscht „Höflichkeiten“ aus, bevor man die Autotüren zudonnert und versucht, im Rückwärtsgang aus dem Chaos zu entkommen. Wer aus der illegalen Parklücke auf dem Fußweg raus ist, steht erstmal im Stau, weil weitere Helikoptereltern die Weiterfahrt versperren.

„Wir sind langsam hilf- und ratlos. Viele der Eltern wissen , dass sie das nicht dürfen. Aber es scheint ihnen egal“, erklärt Prinz. Zwei Mal im Jahr weist sie in Elternbriefen daraufhin, dass die Kinder nicht mit dem Auto vor der Schule abgeholt werden sollen. Die Gefahr für die Kinder, dass sie angefahren werden, ist definitiv durch die abholenden Eltern höher, als wenn die Kinder selbstständig ein paar hundert Meter bis zum Parkhaus oder vielleicht ganz nach Hause gehen würden. „Unsere Verkehrserziehung können wir eigentlich sein lassen. Wir versuchen, den Kindern das richtige Verhalten im Straßenverkehr beizubringen, dann kommen ihre Eltern und rennen mit ihnen quer über die Straße durch hupende Autos hindurch, zum eigenen PKW, der im Halteverbot steht“, sagt Prinz. „Wir würden uns wünschen, dass das Ordnungsamt hier mal konsequent kontrolliert. Außerdem braucht es auch für die Bushaltestelle Absicherungen. Auch da fühlen wir uns etwas im Stich gelassen“, sagt Prinz. „Eine Einbahnstraßenregelung in der Königstraße würde helfen. Dann fällt wenigstens der Gegenverkehr weg und man könnte vielleicht einen Parkstreifen einrichten

„Uns ist die Problematik bekannt. Ich habe dafür absolut kein Verständnis, wie manche Eltern handeln. Vermutlich werden wir da tatsächlich nur mit Verwarngeldern etwas bewirken können“, so Bürgermeister Jörg Lembke. „Wir werden uns das im neuen Jahr mal genauer anschauen, können ja aber nicht jeden Tag vor den Schulen stehen und warten, was passiert“, so der Bürgermeister weiter.

Das Problem gibt es durchaus nicht nur vor der Stadtschule in der Kreisstadt. In der Olivet-Allee am Schulzentrum zwischen Ida-Ehre-Schule, Theodor-Mommsen-Schule und Theodor-Storm-Schule spielen sich vor allem morgens Szenerien ab, die eigentlich nur mit Anarchie im Straßenverkehr zu bezeichnen sind. Eltern bringen ihre Kinder zur Schule, blockieren dabei Zufahrten und Parkplätze, Schüler und Lehrer, die mit dem Auto kommen, kurven auf der Suche nach einem Stellplatz, und dazwischen drängeln sich unzählige Radfahrer irgendwie durch. Es wird gehupt, geschimpft und gemaßregelt.

„Eltern müssen ihre Kinder – erst recht in höheren Klassen – nicht mit dem Auto fahren. Es gibt den ÖPNV und Fahrräder. Ich habe kein Verständnis und wir werden Verstöße stärker kontrollieren“, so Lembke.

 
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