Betrachtungen zum Wochenausklang: Da muss man erst mal drauf kommen

Stormarner Tageblatt   19.01.2019

Stormarner Wochenschau

Da muss man erst mal drauf kommen

Megi Balzer
Megi Balzer

Patrick Niemeier, Cordula Poggensee und Stephan Poost Neuland Ernüchternd war es, auf den Internetseiten der Städte, Gemeinden und des Kreises zu sehen, welche Leistungen Bürger online bekommen. Viele wichtige Informationen sind zu finden, aber den Weg ins Rathaus ersparen die Seiten nicht. Anders im europäischen Ausland. Sie brauchen eine Genehmigung für einen Drohnenflug in Dänemark? Die bekommen Sie ganz einfach online, erklärt ein Leser. Sie benötigen eine Steuernummer in Kroatien, weil Sie ein Ferienhaus kaufen wollen? Geht innerhalb von zwei Minuten, online. Unsere Leser haben uns viele Beispiele genannt. Den Verwaltungen mag man zurufen: Das Internet ist kein Neuland mehr! Wird Zeit, dass auch in die Rathäuser die neue Zeit einzieht.

Trickreich Bei der Wiedereröffnung des Kinos in Bargteheide wolle man sich Zeit lassen, Druck solle es nicht geben, noch im Frühjahr wolle man wieder Filme zeigen, so hört man. Derzeitiges Hauptproblem ist der fehlende Projektor. Den ursprünglichen Projektor hat der ehemalige Betreiber mitgenommen, er gehört ihm. Die Kosten für eine neue Technik belaufen sich zwischen 50 000 bis 80 000 Euro, sagen Leute, die sich damit auskennen. Allerdings ist die Finanzierung in Bargteheide noch völlig ungeklärt. Unsere Karikaturistin hat da eine ganz eigene Idee, wie die Zuschauer unterhalten werden können: mit Schattenspielen…

Signal Aus dem Finanzausschuss der Kreisstadt hört man, dass er sich in der Zukunft die „Freiwilligen Leistungen“ der Stadt genauer anschauen möchte. Das sind jene Aktivitäten, die nicht vom Gesetzgeber vorgegeben sind, wie die VHS, die Bibliothek, die Schwimmhalle, das Kub oder die Schulsozialarbeit. Was für ein trauriges Signal ist das aber eigentlich an die Bürger, bei allgemein sprudelnden Steuereinnahmen in der Kreisstadt des wirtschaftlich stärksten Kreises im Land Einsparungen vornehmen zu wollen. Gerade die freiwilligen Leistungen machen eine Stadt ja erst besonders und attraktiv. Sowohl für Unternehmen und als auch für Arbeitnehmer, die von den Unternehmen benötigt werden.

enttarnend „Ich bin ja gegen Rechtsradikale, aber…“, bekommt man in Bad Oldesloe von manchen Mitbürgern zu hören. Der Auslöser: Das Oldesloer Oho-Kino wird den Dokumentarfilm „Wildes Herz“ über den Frontmann der linken Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ zeigen. Sänger Monchi engagiert sich seit langem gegen Rechts. In frühen Jahren hat die Band durchaus radikale Texte geschrieben. Daraus schließen „Kritiker“ nun, dass der Film zur Gewalt aufrufe. In Bad Schwartau wurde der Film nicht gezeigt, weil rechte Wirrköpfe mit Anschlägen drohten. Doch bevor man hier jetzt über Kunstfreiheit spricht, lässt sich etwas viel einfacheres entgegnen. Es handelt sich um eine Dokumentation, und die macht nichts weiter, als etwas zu dokumentieren. Dann kann der Zuschauer selbst entscheiden, wie das auf ihn wirkt. Schaut man sich eine Dokumentation über Großwildjäger an, geht man doch auch nicht auf Jagd oder wird jemand direkt zum Piraten, nachdem er eine Piraten-Dokumentation sah? Es ist schon beschämend, wie wenig Reflexionsvermögen den Mitmenschen zugetraut wird.

entblödet Kein Zweifel, die Eltern von Schulkindern trauen ihrem Nachwuchs wenig zu. Nicht einmal den Weg zur Schule lassen sie ihre Kleinen allein machen. Vielmehr karren sie die Süßen allmorgendlich direkt vor das Schultor. Und weil sie dabei keinen angemessenen Parkplatz bekommen, entblöden sich an der Ahrensburger Aalfangschule einige Eltern nicht und beschweren sich über die dreisten Lehrer, die den Schulparkplatz zum Parken ihrer Autos nutzen. Nur weil die da arbeiten und auch noch die Kinder der betroffenen Eltern unterrichten. Da muss man erstmal drauf kommen.

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