Stormarner Tageblatt 01.02.2019
Desolate Löschteiche, nicht gelieferte Schutzkleidung, fehlender Notstrom: Oldesloe will Probleme lösen
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Die Kritik der Oldesloer Ortswehren an der Verwaltung war in ihrer Deutlichkeit auf den Jahresversammlung überraschend hart. Auch die Lokalpolitik zeigte sich erschrocken, als sie von den Missständen erfuhr (wir berichteten). „Uns wurde immer gesagt, dass das Verhältnis zu der Verwaltung eng und sehr gut sei. Das scheint ja irgendwie nicht ganz zu stimmen“, sagt unter anderem der Stadtverordnete Hendrik Holtz (Die Linke). Natürlich war man sich über Parteien und Fraktionen hinweg einig, dass versäumte Tätigkeiten und nicht eingehaltene Zusagen, dringend nachgeholt werden müssten. „Wir sind aber optimistisch, dass die Verwaltung das bereits jetzt aktiv angeht“, so der Fraktionsvorsitzende der CDU, Horst Möller.
Mittlerweile hat sich jetzt auch die Stadtverwaltung auf Nachfrage des Stormarner Tageblatts konkreter geäußert. Der Hauptgrund für die aufgetretenen Probleme sei der schon oft beklagte Personalmangel, heißt es aus dem Bürgermeisterbüro. „Die weiterhin anhaltenden personellen Engpässe in der Verwaltung, gepaart mit einem ungeplanten, langfristigen Dienstausfall im Bereich Feuerwehren haben dazu geführt, dass wichtige Maßnahmen nicht plangemäß umgesetzt werden konnten. Kurzfristige Nachbesetzungen sind aufgrund aufwändiger, gesetzlich vorgeschriebener Verfahren für Stellenbesetzung im Öffentlichen Dienst und der angespannten Arbeitsmarktsituation oftmals und auch in diesem Fall nicht möglich“, so Agnes Heesch, Sprecherin der Stadtverwaltung Bad Oldesloe. Doch genau in diesem Bereich setze die Verwaltung nach den alarmierenden Meldungen auf den Jahresversammlungen jetzt an. Dafür ist sogar eine neue Stelle geschaffen worden. „Um die volle Handlungsfähigkeit der Feuerwehren sicherzustellen und dem aufgestauten Mangel schnellstmöglich entgegenzuwirken, konnte für den Bereich Feuerwehren ab dem 1. Februar eine zusätzliche 0,75 Stelle besetzt werden, auch die bisherige halbe Stelle für den Bereich Feuerwehren wird voraussichtlich ab Februar wieder besetzt sein“, erklärt Heesch.
Auch ansonsten kommt jetzt Fahrt in die Aufarbeitung. Einige der angeführten Mängel waren unter anderem: Der Zustand der Einsatzzentrale in der Hauptfeuerwache in der Lübecker Straße, der ins Stocken geratene Aufbau eines Lagers für Großschadenslagen sowie die seit einem Jahr in Aussicht gestellten, aber nie eingetroffenen Schutzbekleidungen für die Jugendfeuerwehr. All das hatte der Oldesloer Ortswehrführer Kai-Uwe Gatermann in Anwesenheit von Bürgerworthalterin Hildegard Pontow und dem stellvertretenden Bürgermeister Horst Möller auf dem Tisch gebracht. Besonders fiel auch der Umstand auf, dass zum Teil Aufwandsentschädigungen nicht ausgezahlt wurden. „Das geht natürlich gar nicht“, so Christdemokrat Möller. Auch Vertreter anderer Fraktionen betonten, dass man so Ehrenamtler im schlimmsten Fall demotiviere und verprelle.
In dieselbe Kerbe schlug Seefelds Ortswehrführer Daniel Pöhlsen: „Mit unseren desolaten Löschteichen können wir die Brandbekämpfung nicht mehr gewährleisten“, betonte er. Hinzu kämen Mängel, angefangen beim fehlenden funktionierendem Telefon im Gerätehaus bis zur nicht erfolgten Umcodierung der Funkmeldeempfänger. Von mehreren Feuerwehrkameraden war auch zu hören, dass der Umgang mit zu ehrenden Mitgliedern der Wehren über die Jahre immer liebloser geworden sei. Doch welche kurzfristigen Verbesserungen, abgesehen von der neuen Stelle, möchte die Stadtverwaltung nun ergreifen, um die Probleme abzuarbeiten und Vertrauen zurückzugewinen?
„Die Ausschreibung eines geplanten Tanklöschfahrzeuges konnte trotz des Personalmangels durchgeführt werden und befindet sich bereits im Bieterverfahren. Mit den zusätzlichen personellen Kapazitäten sollen schnellstmöglich aufgestaute Aufgaben abgearbeitet und die ausstehenden Aufwandsentschädigungen sollen im Februar vollständig angewiesen werden. Der Auftrag für die notwendigen Schutzanzüge wird im Februar in Auftrag gegeben“, verspricht Heesch. Anders sieht es bei den Löschteichen aus. „Das Projekt Löschwasserversorgung ist ein langjähriges Projekt und kann nun durch die Umstrukturierung in der Verwaltung effektiver fortgeführt werden“, erklärt Heesch. Aber natürlich sehe man in der Verwaltung, dass Fehler passiert seien.
„Mit ihrem täglichen Einsatz leistet die freiwillige Feuerwehr einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger, umso mehr bedauert die Stadtverwaltung die aktuellen Versäumnisse, insbesondere die Nichterfüllung bei den sicherheitsrelevanten Maßnahmen und bittet die vielen Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner um Verständnis.“