Der Vorfahr-Effekt

Stormarner Tageblatt   27.03.2019

Kontrolle vor Stadtschule: Maulwurf warnte „Helikopter-Eltern“ offenbar

Polizei und Ordnungsamt warteten an der Königstraße, doch der Pkw-Verkehr war deutlich geringer als sonst.Niemeier
Polizei und Ordnungsamt warteten an der Königstraße, doch der Pkw-Verkehr war deutlich geringer als sonst.Niemeier

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Regelmäßig kommt es vor Schulen in Stormarn durch sogenannte „Helikopter-Eltern“ zu Staubildungen, Falschparken und vor allem zu gefährlichen Situationen für Schülerinnen und Schüler.

Das Phänomen ist bundesweit zu beobachten und macht vor Bad Oldesloe keinen Halt. In der irrigen Annahme, die Sicherheit ihrer Kinder sei höher, wenn sie den Nachwuchs fast bis ins Klassenzimmer fahren, pfeifen Eltern auch in der Kreisstadt regelmäßig auf Verkehrsregeln. Das Problem ist bekannt, vielfach dokumentiert und diskutiert.

Die Stadtverwaltung Bad Oldesloe greift daher jetzt durch. Als Auftakt zu einer Reihe von Maßnahmen waren Kontrollen vor der Stadtschule angesetzt worden, vor der regelmäßig zur typischen Abholzeit – zwischen 14 und 14.40 Uhr – in den vergangenen Monaten ein Verkehrschaos ausgebrochen war.

Mitarbeiter der Polizei und des Ordnungsamts postierten sich daher in dieser Zeit halb versteckt rund um das Schulgelände. Alleine ihre Präsenz schreckte schon einige Autofahrer ab, die schnell wieder ihren Blinker abstellten und doch weiterfuhren, anstatt wie sonst auf den Fußweg zu fahren. Die Kontrollierenden waren selbst erstaunt, wie viele Eltern ihnen plötzlich als Fußgänger begegneten und wie wenig Autoverkehr in der Königstraße war.

Des Rätsels Lösung verrieten Eltern mit einem Grinsen vor der Schule: Der Termin war durchgesickert und so parkte man heute eben weiter weg oder kam tatsächlich zu Fuß. Deutlich zeigten Abholende, dass sie stolz darauf waren, dass sie den Kontrollbehörden ein Schnäppchen geschlagen hatten.

„Die gehen hier lang und grinsen uns ins Gesicht. Da liegt der Verdacht nahe, dass es einen Maulwurf gab, der die Aktion in der Schule ausgeplaudert hat“, so einer der eingesetzten Beamten. Auch seinen Kollegen war schnell aufgefallen, dass es deutlich weniger Pkw-Verkehr als gewöhnlich in der Königstraße gab.

„Es ist schade, dass so etwas durchsickert. Ich als Schulleitung wusste gar nichts von dem Termin. Aber natürlich sind bei uns auch Kinder auf der Schule, deren Eltern bei Polizei oder Ordnungsamt arbeiten. Dann kam wohl von da irgendwo ein Hinweis“, so Schulleiterin Sabine Prinz. „Wir kämpfen seit langer Zeit gegen die Helikopter-Eltern und ich würde lieber sagen, dass ich glaube, dass da langsam ein Umdenken stattgefunden hat und sie daher da nicht geparkt haben“, so Prinz weiter. „Unsere Möglichkeiten sind langsam ausgeschöpft“, erklärt sie. „Vielleicht denken einige Eltern aber jetzt um.“

„Es ist schade, wenn das so gelaufen ist. Wir waren bemüht, den Termin extra geheim zu halten. Eltern, die jetzt glauben, uns und die Polizei ausgetrickst zu haben, verstehen offenbar nicht, dass es um die Sicherheit auch ihrer Kinder geht“, so Stadtsprecherin Agnes Heesch. „Es war ja aber nur der Auftakt zu weiteren Aktionen und Kontrollen, die regelmäßig durchgeführt werden sollen“, so Agnes Heesch weiter.

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