Betrachtungen zum Wochenausklang: Hier steckt Zündstoff drin

Stormarner Tageblatt   27.04.2019

Stormarner Wochenschau

Hier steckt Zündstoff drin

Megi Balzer
Megi Balzer

Patrick Niemeier und Stephan Poost

Brandgefährlich Das Oldesloer Kub ist kulturell eine Erfolgsgeschichte und das auch, weil das Kulturzentrum ein offenes Haus ist. Doch wie lange wird die kompromisslose Offenheit noch erhalten bleiben können? Das Fehlen von angemessenen Angeboten und Rückzugsorten für Jugendliche ab 14 Jahren hat dazu geführt, dass das Kub mit dem kostenlosen W-Lan, vorhandenen Steckdosen im Foyer (auch wenn die eigentlich gar nicht privat genutzt werden sollen), Bänken und gemütlichen Cafésitzplätzen bei zahlreichen Jugendlichen als reiner Treffpunkt und Aufenthaltsort beliebt ist. Eigentlich schön, könnte man denken. Doch handelt es sich bei vielen um durchaus pubertierende Teenies, die nicht nur gute Ideen haben, bei manchen anderen geht es noch ein wenig weiter. Sie zeigen sich aggressiv und auch psychisch auffällig im Auftreten.

Die – zugegeben – naive Hoffnung, der Aufenthalt dieser Teenies in einer Bildungs- und Kultureinrichtung könnte auch bei problematischen Teens zu einem wachsenden kulturellen Interesse führen, ist schon zu den Akten gelegt. Das Interesse an Vandalismus aus Langeweile und Frust ist aber sichtbar vorhanden: Umgestoßene Ausstellungswände, gestohlene Plakate, zerrissene Flyer und zuletzt zwei Brandstiftungen auf den öffentlichen Toiletten und Eierwürfe gegen die Glasfront der Oldesloer Bühne – die Liste der über „kleine Streiche“ hinausgehenden Straftaten nimmt zu. Hausverbote helfen nicht, denn es gibt gar kein Personal, dass sie durchsetzt. So bleibt oft nur der Griff zum Telefonhörer und das Rufen der Polizei oder der Feuerwehr. Doch auch das kann nicht die Lösung sein. Die Frage scheint nicht zu lauten, ob es zu einer größeren Konfrontation und Eskalation kommt, sondern wann. Ein Security-Service oder ähnliches würde auch nur das Symptom bekämpfen. Die Lösung muss eher sein, sich mit den Jugendlichen und passenden, niedrigschwelligen, aber modernen Angeboten zu beschäftigen. Dafür müssen die Jugendarbeit und die Angebote der Stadt auf den Prüfstand.

Auf Achse Tourismus in Bad Oldesloe? Oft hört man, dass diese Verbindung quasi lächerlich sei. Doch warum eigentlich? Die Stadt hat einiges zu bieten und die Lage zwischen Ostsee und Hamburg muss ja nicht immer nur Fluch, sondern kann auch Segen sein. Das sieht man bei den Wohnmobilplätzen auf dem Exer, die von vielen Durchreisenden gerne für ein oder zwei Übernachtungen sowie als Standort für Ausflüge in die Umgebung genutzt werden. Da zeigt sich viel Potenzial nach oben, das die Stadtinfo, der Tourismusbereich und der Bürgermeister erkannt haben.

Elternwille Die Anmeldezahlen an Gymnasien wären rückläufig, vermeldete das Bildungsministerium in dieser Woche. Auf den zweiten Blick sieht man aber, dass – das gilt für Stormarn – die Anzahl an Schülern, die nicht am Gymnasium angemeldet wurde, nun an einer Gemeinschaftsschule mit Oberstufe angemeldet wurde. Faktisch keine Veränderung. Das Problem ist vielmehr ein anderes. Wenn wir es als gesellschaftlichen Konsens betrachten, dass zwischen 40 und 50 Prozent der Jahrgänge die Hochschulreife erlangen, müssen wir uns nicht wundern, dass Eltern diese Chance auch ergreifen. Völlig klar, dass Eltern die vermeintlich beste Ausbildung für ihr Kind wollen und alles dran setzen, dass der Sprößling die auch bekommt. Ob es für das Kind wirklich die beste Ausbildung ist, eine andere Schulausbildung viel besser für das Kind wäre, steht auf einem völlig anderen Blatt. Vielleicht sollten Kinder schon in jungen Jahren nach ihren Möglichkeiten gefördert werden und nicht nach dem Elternwillen.

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