Stormarner Tageblatt 11.05.2019
Stormarner Wochenschau
Von fehlenden Wänden und Kreuzen
Patrick Niemeier und Stephan Poost
Erkannt – gebannt So mögen wir doch unsere Behörden. Wie? Na, so wie die Ausländerbehörde des Kreises. Lange Warteschlangen, Unmut der Wartenden, weil sie nicht drankommen, blank liegende Nerven bei Wartenden und beim Sicherheitsdienst. Unschöne Bilder, die wir da sehen konnten. Das Problem wurde beim Kreis erkannt und der Landrat sagt, man arbeite dran. Es werde sich nicht von heute auf morgen ändern, aber es werde sich ändern. Oftmals geht es anders, Problem erkannt und es folgt nichts. Wir sollten es auch anerkennen, wenn es in die richtige Richtung läuft. Deshalb hier einmal Daumen hoch für die Ausländerbehörde. Wir bleiben auch dran.
Das Loch in der Wand Es ist ein Ausblick, der so nicht gewünscht war. Dem Oldesloer „Bella-Donna–Haus“ fehlt plötzlich eine Wand, weil wohl die ganze Zeit eine Wand fehlte. Kurzum: Die Außenwand eines Gebäudes war die Innenwand des Bella-Donna-Hauses. Geahnt hatten die Frauen es, ganz sicher waren sie sich nicht. Des Rätsels Lösung gab es am Mittwoch und das auf radikale Art und Weise. Da in den Plänen laut eines Abbruchunternehmers eine zweite Wand eingezeichnet war, war er sehr erstaunt, als beim Abriss des Nachbargebäudes plötzlich auch Räume des Bella-Donna-Hauses plötzlich ein Loch hatten. So weit, so schlimm. Doch was es wirklich unangenehm für alle Beteiligten macht, ist, dass es keinen gemeinsamen Schock gibt, kein gemeinsames Bedauern, sondern dass der schwarze Peter für die Situation hin- und hergeschoben wird. Hätte die Wand eingezogen werden müssen? Hat die Bauaufsicht geschlafen? Hat die Info den Abrissunternehmer erreicht? Haben die Frauen vom Bella-Donna-Haus einfach „selbst Schuld?“ Birgit Mahner vom Bella-Donna-Haus sagte im Rahmen einer Kundgebung zum Kriegsende: „Frieden und Auseinandersetzung fangen in der Nachbarschaft an. Unser Friede wurde durch den Vorfall gestört. Wir wollen Frieden, aber unser Haus sieht jetzt aus wie nach einem Krieg.“
Grenzüberschreitung Wer ein Kreuz aus einer Kirche klaut, der überschreitet eine rote Linie. Das sieht nicht nur Pastor Diethelm Schark von der Peter-Paul-Kirche in Bad Oldesloe so, in der genau das gerade passiert ist. Auch Spendenboxen und die Kollekte werden immer häufiger aufgebrochen. Bei den Kollekten hat man noch ganz mitmenschlich , christlich auf Anzeigen verzichtet , weil man es für möglich hielt, dass es Obdachlose oder finanziell schwache Jugendliche gewesen sein könnten, die sich so ein paar Euro holten. Schark hält es beim Kreuz für nicht unwahrscheinlich, dass der Diebstahl eine Mutprobe oder ein „Streich“ einer Gruppe von Jugendlichen war, die sich häufiger im Umfeld der Kirche auffällig verhalten. Er sah die Tat in einer möglichen Reihe mit Vorfällen im Kub oder auf dem Exer-Kunstrasen. Auf Letzterem liegen wieder immer häufiger Glasscherben, die für Sportler gefährlich sind, berichtete gerade erst der Bürgermeister. Immer wieder laufen Hinweise und Beschwerden zu Cliquen von auffälligen Jugendlichen auch in der Tageblatt-Redaktion auf. Bei der Verwaltung reagiert man darauf angesprochen noch oft eher angegriffen bis beleidigt. Der Überbringer der Botschaft – der Kritiker – wird zum Problem erklärt. Als dürfe es die realen Probleme nicht geben, die man nicht sehen will. Dabei hätte ja niemand Schuld an dem Umstand – aber allerdings Schuld daran, nicht aktiv nach Lösungen zu suchen.