Stormarner Tageblatt 16.05.2019
Kaufmann Maik Neudek verlässt Ende des Jahres Bad Oldesloe / Gründe klingen alarmierend
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Maik Neudek ist gut drauf. „Es ist gerade dieser Tage passiert, dass ich wieder nach vorne schaue, dass ich mich auf die Zukunft freue. Dass ich beginne, mich auf die neuen Aufgaben vorzubereiten“, sagt der Kaufmann, der eines der letzten unabhängigen Fachgeschäfte in der Oldesloer Innenstadt betreibt. Genau genommen muss man sagen: Das er noch betreibt. Denn Ende 2019 ist Schluss und er bricht seine Zelte ab.
„Ich habe es acht Jahre versucht, ich habe lange darüber nachgedacht, aber meine Zukunft, die liegt woanders“, sagt er, während er zwischen Töpfen, Teekannen, Scheren und Salzstreuern steht. Ab und zu kommen Kunden herein, viele kennt er persönlich. „Genau daher gehe ich nicht gerne aus Bad Oldesloe weg. Ich wäre sehr gerne hier geblieben. Es haben sich Freundschaften entwickelt und Bekanntschaften. Es ist ein Netzwerk entstanden – privat und beruflich. Doch das reicht langfristig nicht, um davon gut zu leben“, sagt er. „Seit Jahren geht es mit der Innenstadt gefühlt immer weiter bergab. Daher sagt mir mein kaufmännischer Spürsinn, dass es Zeit ist zu gehen. Wir haben hier ein Attraktivitäts- und Aufenthaltsqualitätsproblem.
Das hat auch die jüngste Umfrage ergeben. Aber was passiert schon groß? Irgendwann soll die Fußgängerzone saniert werden. Das ist ja gut, aber dann ist das hier auch erstmal Baustelle“, erklärt der Kaufmann. Ein wichtiger Fakt sei auch, dass sich nur wenige Kaufleute in Innenstadt-Arbeitskreisen oder Interessengemeinschaften einbringen. „Ob Arbeitskreis Hude oder Interessengemeinschaft Handel – ich war dabei. Auch die ersten Aktionen der heutigen Wirtschaftsvereinigung habe ich unterstützt, wollte der Sache eine Chance geben, aber am Ende hat es mir persönlich nichts gebracht. Vielleicht sehen das andere anders“, so Neudek weiter. Wie solle in einer Stadt Gemeinschaft entstehen, wenn es immer häufiger vorkomme, dass es mehr gegeneinander geht und „der mit dem nicht mehr spricht und die mit der nicht?“ „Ich würde mir auch jemanden wünschen, der sich nur für die Innenstadt engagiert, für Einzelhandel.“
Gründe dafür, dass die Fußgängerzone aus seiner Sicht immer unattraktiver geworden sei, gebe es einige. „Nach dem Weggang von M&H hat man es versäumt, dort entsprechend gut zu planen. Man hätte ein Shop- im-Shop-System daraus machen können oder ein Citycenter. Warum baut man nicht eine größere Passage auf dem ehemaligen Telekom-Gelände? Irgendwas, was Menschen in die Stadt zieht?“, betont Maik Neudek.
„Ich kann verstehen, dass Menschen aus Hamburg oder dem Umland gerne nach Bad Oldesloe ziehen. Die Stadt an sich hat ja Qualitäten. Aber dann fahren sie schnell zur Arbeit nach Hamburg rein. Sie kaufen hier nicht ein. Die Fußgängerzone ist als Gesamtangebot nicht attraktiv genug für sie“, macht er deutlich. Hinzu käme es, dass es zu wenig passende Verkaufsflächen gebe, um sich zu vergrößern oder diese einfach zu teuer seien. „In der Stadt, in die ich gehe, habe ich die Chance, mich zu vergrößern, mich besser zu präsentieren und Ideen umzusetzen“
„Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass ich ja früher hier schon gearbeitet habe und junge Menschen bedient habe, die jetzt selbst Kinder haben, die erwachsen sind. Ich wäre gerne geblieben. Aber ich möchte noch etwas erreichen. Ich möchte machen, anpacken und das schien mir hier nicht mehr möglich“, schließt Neudek seine Kritik ab.