„Stolpern“ gegen das Vergessen

Stormarner Tageblatt  20.11.2019

In Bad Oldesloe wird auf Antrag der SPD-Fraktion ein weiterer Stolperstein verlegt / Alle politischen Fraktionen stimmen zu

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Je länger die Unrechtsherrschaft des Naziregimes her ist, desto größer wird die Befürchtung, dass die Erinnerung daran, was Menschen Menschen antun können, in Vergessenheit gerät. Nach und nach versterben die letzten Zeitzeugen und politische Strömungen versuchen zunehmend, die Zeit zwischen 1933 und 1945 zu relativieren. Die Rufe nach einem „irgendwann ist auch mal gut“ werden hörbarer.

Gegen das Vergessen stemmt sich seit Jahren der Kölner Künstler Gunter Demnig. Seit 2000 verlegt Demnig überall dort die kleinen Stolpersteine aus Messing, wo einst Menschen lebten, die durch die Nazis im so genannten „Dritten Reich“ ermordet wurden. Im Rahmen der Verlegung findet – quasi automatisch – eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Biografien der Ermordeten statt. An den Steinen finden außerdem in vielen Orten regelmäßig Gedenkminuten oder -stunden an bestimmten Daten statt.

Bad Oldesloe wird nun einen weiteren Stolperstein bekommen. Die SPD-Fraktion hatte den entsprechenden Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Dieser wurde einstimmig angenommen.

Der Stein wird vor dem Haus am Kirchberg 4 verlegt und Robert Kersten gewidmet. Dieser war am 19. August 1883 in Dreschwitz auf Rügen geboren worden. Er zog nach Bad Oldesloe, war als Gewerkschaftssekretär und als Stadtbote tätig, und lebte zuletzt am Kirchberg 4.

Von dort wurde er 1944 von Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Neuengamme verschleppt. Dort wurde er schließlich 1945 durch die Handlanger der rechten Terrorherrschaft ermordet. „Verhaftet und verschleppt wurde er im Rahmen der Verhaftungswelle nach dem Attentat auf Adolf Hitler. Was man ihm genau vorwarf, ist unklar. Die Begründung war einfach politische Unzuverlässigkeit“, erklärte Björn Wahnfried (SPD). „Wir unterstützen den Antrag natürlich voll und ganz. Es ist enorm wichtig, dass die Taten der Unrechtsherrschaft der Nazis nicht in Vergessenheit geraten“, so Hendrik Holtz (Die Linke). Auch alle anderen Fraktionen stimmten dieser Meinung zu.

Der Stolperstein wird am 28. April 2020 verlegt. Am nächsten Tag wird Demnig dann auch noch einen Vortrag über seine Arbeit halten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund erklärte sich bereit, die Übernachtung des Künstlers und die Finanzierung des Vortrags zu übernehmen.

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