Corona: Stormarner ÖPNV verliert Millionen

Stormarner Tageblatt  05.06.2020

Schockzahlen: Die Nachfrage im öffentlichen Personennahverkehr sinkt um bis zu 90 Prozent

In der Zeit der Corona-Pandemie war die eine oder andere „Leerfahrt“ nicht eingeplant.nie
In der Zeit der Corona-Pandemie war die eine oder andere „Leerfahrt“ nicht eingeplant.nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Eines der großen Themen der vergangenen Jahre war die Verbesserung und Ausweitung des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) in Stormarn. Die immer deutlicher geführte Diskussion über Klimawandel und Klimaschutz sowie die damit verbundene Wende weg vom Individualverkehr wurde in den Gemeinden und auch auf Kreisebene aufgegriffen und diskutiert.

Doch mit der Corona-Krise und dem Shutdown kam auch die plötzliche und unerwartete Krise für den Stormarner ÖPNV. Denn viele Menschen fuhren nicht mehr zur Arbeit, die Schule fiel aus und auch Ausflugsfahrten oder Besuche in Krankenhäusern und Seniorenheimen fielen weg. Dennoch: Bis auf zwei Wochen vor der Osterferien blieb der ÖPNV in Stormarn bestehen.

„Während der Corona-Krise ist das ÖPNV-Angebot nahezu im vollen Umfang geleistet worden, da er als systemrelevant gilt. Allerdings ist der ÖPNV eine Branche, die infolge der Pandemie besonders betroffen ist, da die Fahrgastzahlen und damit die Einnahmen im ÖPNV extrem eingebrochen sind“, erklärt Björn Schönefeld, der beim Kreis Stormarn für den Bereich des öffentlichen Nahverkehrs zuständig ist.

Er berichte von dramatischen Einbrüchen mit Blick auf die Fahrgäste. „In Spitzenzeiten ist die Nachfrage um ungefähr 90 Prozent zurückgegangen“, so Schönefeld. Auch das langsame Hochfahren der meisten Bereiche des Lebens habe noch nicht wieder zu den Auslastungen der Zeit wie vor der Corona-Krise geführt.

„Mittlerweile ist die Auslastung wieder auf einem Niveau von ungefähr 40 bis zu 50 Prozent gegenüber dem, was wir als Normalniveau sehen.“

Und das hat deutliche finanzielle Folgen. „Nach einer Prognose des Hamburger Verkehrs Verbunds aus dem Mai werden dem Kreis Stormarn in diesem Jahr ungefähr 3,1 Million Euro Einnahmen fehlen. Infolge der branchenüblichen Bruttoverträge im Busbereich tragen die Aufgabenträger das Einnahmenrisiko, so dass diese Summe vom Kreis zusätzlich an die Unternehmen geleistet werden muss“, prognostiziert Schönefeld.

Ein tiefer Griff in die Kreiskasse. „Auf Bundesebene arbeitet man derzeit an einem Rettungspaket für den ÖPNV. Derzeit steht jedoch noch nicht fest, in welcher Höhe sich Hilfen bis auf das Land Schleswig-Holstein oder den Kreis herunterbrechen“, erklärt Schönefeld.

Daher seien auch mehrere eigentlich geplante Investitionen in den ÖPNV – wie ein verbessertes Nachtbusangebot im Südkreis, zusätzliche Fahrten der U1 zwischen Hamburg nach Großhansdorf, eine bessere Taktung der Buslinien zwischen Bad Oldesloe und Trittau, Bargteheide und Hamburg-Poppenbüttel sowie von Reinfeld nach Lübeck – im Kreis erstmal durch die Politik zurückgestellt worden.

Auswirkungen auf die Probezeit und die Beurteilung einer möglichen Finanzierung des Halbstundentaktes in Bad Oldesloe sowie für den Bargteheider Stadtverkehr ins Gewerbegebiet habe die Entwicklung nicht. „Die Probezeit beträgt zwei Jahre. Insofern werden wir uns erst im nächsten Jahr die Resultate anschauen“, so Schönefeld.

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