Oldesloer Erinnerungen in der Corona-Videobox

Stormarner Tageblatt  16.06.2020

Kreisstädter können jetzt jeden Mittwoch ihren Blick auf die Covid-19-Krise digital festhalten lassen

Präsentation: Inken Kautter (l.) und Celina Höffgen vor der Videobox direkt am Kultur- und Bildungszentrum. Niemeier
Präsentation: Inken Kautter (l.) und Celina Höffgen vor der Videobox direkt am Kultur- und Bildungszentrum. Niemeier

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Am Streamingkonzert teilgenommen, genervt vom Mundschutz im Supermarkt, für die Nachbarn eingekauft, systemrelevant gewesen und Überstunden gemacht oder vielleicht selbst in Quarantäne gewesen? Wie bei vielen zeitgeschichtlichen Ereignissen gibt es auf das Geschehen unterschiedliche Blickwinkel. Wie wird die aktive Corona-Krise in die kollektive Erinnerung eingehen? Wird man sich über die anfänglich erstarkende Solidarität erinnern oder an den jetzt aufkeimenden Egoismus?

Die neue Bad Oldesloer Stadtarchivarin, Celina Höffgen, möchte die unterschiedlichsten Eindrücke und Erlebtes aus der Covid-19-Zeit der Kreisstädter digital festhalten. Und das soll durch ein Mosaik aus Videoaufnahmen erreicht werden. Die entsprechende Box wurde von der Ahrensburger Firma „Sound and light service“ quasi im 80er-Jahre-Fotobox-Stil gebaut. SLS ist für die technische Betreuung des Kultur- und Bildungszentrums zuständig und kommt in Corona-Zeiten entsprechend nicht so oft zum Zug. „Ein schönes kleines Projekt, das Spaß gemacht hat“, so Sven Runge von SLS über den Bau der Box. Jeder Oldesloer kann jetzt ein Video beitragen. Aufgenommen werden diese jeden Mittwoch in eben jener Videobox vor dem Kub, die zur Marktzeit aufgebaut wird. „Man setzt sich in die Box, dort sind die Regeln erklärt. Man hat 60 Sekunden Zeit, seine Eindrücke zu schildern“, erklärt Bad Oldesloes Kultur- und Kub-Chefin Inken Kautter, die für das Projekt mit der jungen Archivarin kooperiert.

„Man kann durchaus mehrmals vorbeikommen und wenn man sagt, man möchte das Video nochmal neu machen, weil man sich etwas anders überlegt hat, kann man das hinterlegen. Einfach sagen: Ich möchte, dass das erste Video gelöscht wird. Das regeln wir dann bei der Auswertung“, so Kautter. Ob es nun eine gesellschaftliche Analyse, ein persönliches Erlebnis als Anekdote oder die subjektive Einstellung zum Geschehen rund um Covid-19 sei – all das kann geäußert werden, sagt Höffgen.

Der Bildschirm wird natürlich nach jeder Nutzung desinfiziert. „Wir sind gespannt auf die Resonanz. Dann kann die Box eventuell zusätzlich auf Tour durch Bad Oldesloe gehen“, erklären die Organisatoren. Denn man wolle natürlich möglichst alle Generationen erreichen. „Wir werden sehen, wer hier zur Wochenmarktzeit eher nicht so vorbeikommt. Wenn wir merken, dass zum Beispiel gar keine Schüler oder Jugendliche dabei sind, kommen wir vielleicht nochmal ins Schulzentrum“, erklärt Kautter.

Celina Höffgen hat es sich derweil zur Aufgabe gemacht, das gesamte Oldesloer Archiv in den nächsten Jahren zu digitalisieren. Dass sie gleich zum Start die Möglichkeit hat, ein historisches Ereignis – als das man die Corona-Pandemie ja einordnen muss – selbst auf digitales Video zu bannen, ist natürlich ein besonderer Zufall und Start.

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