Lübecker Nachrichten 26.06.2020
Im Neubau der Klaus-Groth-Schule gibt es jetzt für die Grundschüler eine Wohlfühloase
Von Susanna Fofana

Bad Oldesloe. Der Offene Ganztag an der Klaus-Groth-Schule in Bad Oldesloe ist zum Erfolgsmodell geworden. Mehr als die Hälfte der knapp 400 Schülerinnen und Schüler besuchen nach dem Unterricht Kurse, Spiel- oder Lernangebote. 2014 startete das Mehrgenerationenhaus Oase die Betreuung mit 60 Kindern. Mittlerweile sind die Zahlen auf 230 explodiert. Erstmals erhielt die Offene Ganztagsschule (OGTS) im neuen Anbau vier eigene, kindgerechte Räume zum Wohlfühlen.
Die Eltern kennen die neuen Räume bisher nur aus den Erzählungen der Kinder. Sie nehmen ihren Nachwuchs erst nach der Coronazeit wieder im Wartebereich vor dem Neubau in Empfang. Vor dem Durchbruch vom Treppenhaus des Nebeneingangs in den Anbau ist für sie dann Schluss. Von dort kann man gerade noch auf die Kurstafel blicken, die normalerweise anzeigt, an welchem Tag welche Kurse angeboten werden.
Doch noch ist der Schulbetrieb nicht wieder normal. Auch wenn seit der Öffnung am 8. Juni mittlerweile fast alle Grundschüler bis zum heutigen Beginn der Sommerferien täglich wieder zur KGS gekommen sind. Die ersten beiden Klassenstufen hatten vier, die beiden anderen fünf Stunden Unterricht am Tag. Förder- und DaZ-Unterricht gab es bisher auch noch nicht wieder. Die Offene Ganztagsschule lief dagegen montags bis freitags von 11.30 bis 17 Uhr.
„Vor dem Herbst gibt es keine neuen Kurse“, erklärt Oase-Chefin Andrea Kefrig-Blase, die den Bereich OGTS koordiniert. Die Mitarbeiterinnen im Offenen Ganztag haben die gesamte Coronazeit durchgearbeitet. Neben der Notbetreuung unterstützten sie die Lehrkräfte vormittags beim Präsenzunterricht.
Zudem wurden schon vor Ostern die neuen Räume eingerichtet, die dann nach Ostern von der Stadt freigegeben wurden. „Wir haben zwei Wochen richtig gerödelt“, so die Oase-Chefin. „Die Räume gefallen uns sehr gut“, freut sie sich: „Man hat das Gefühl, man ist nicht mehr in der Schule.“ Es sei ähnlich, als wenn die Schüler zu Hause in ihr Kinderzimmer kämen, drückt Teamleiterin Birgit Freimann die besondere Atmosphäre aus: „Es ist ein Traum.“
„Im Offenen Ganztag wird viel Wert auf Struktur für den schnellen Überblick gelegt“, so Kefrig-Blase. Jedes Kind, das in den Neubau kommt, greift sich seinen farbigen Magneten und bringt ihn an der großen Tafel in dem Bereich an, wo es sich aufhalten möchte. So weiß jeder sofort, wo das Kind spielt, isst, an einem Projekt teilnimmt oder Hausaufgaben macht.
Nur wenn es in einem Raum zu voll wird, greifen die Erzieher – wegen der Corona-Vorschriften – lenkend ein. Die Höchstzahl pro Raum beträgt derzeit 15. Ansonsten können die Kinder „den Nachmittag entsprechend ihren Neigungen gestalten“, sagt Freimann.
Die Zeiten, in denen 100 Kinder gleichzeitig auf dem riesigen Spielplatz toben konnten, sind während der Coronakrise vorbei. Selbst der riesengroße Spielplatz ist durch ein rot-weißes Flatterband getrennt und ermöglicht nur je 15 Jungen und Mädchen pro Seite den Aufenthalt.
Nicht einmal die Jahrgangsstufen werden derzeit gemischt. Und es gibt Toilettenlisten, auf denen die Klogänge der Kinder mit Namen und Uhrzeit festgehalten werden. Vorgeschrieben ist auch, wer wann isst und welchen Ausgang benutzen soll. Alles ist sehr strukturiert. Und wenn eine Gruppe ins Freie geht, gibt es derzeit keine Wahl für die anderen. Dann gehen alle mit. Ob zum Schulspielplatz, Abenteuerspielplatz oder zum Sportplatz am Wendum, den sie während der Coronazeit nutzen dürfen.
Nur die Hälfte der sonst üblichen Kinder, nämlich 120, besuchen derzeit die Offene Ganztagsschule, aufgeteilt in elf Gruppen. Wenn alle da sind, benötigt der Ganztag trotz des Anbaus nachmittags fast die ganze Schule. Mindestens aber sieben weitere Klassenzimmer.
„Vier Räume waren dringend notwendig“, sagt Kefrig-Blase. Da könnten sie jetzt endlich ihre Sachen lassen. Und nicht ständig Klassenzimmer umbauen und mit Materialwagen unterwegs sein. Zudem gebe es ein Büro für die Teamleiterin und ihren Stellvertreter Axel Ott sowie einen Sanitätsraum. Der Kickerraum hat einen kleinen Lärmschutz erhalten, damit die Kinder in der durch Regale abgetrennten Bauecke nicht gestört werden.
„Der Bauteppich und Boxen“ sind die Favoriten von Marten (9), während Nicolas (8) den Autoteppich bevorzugt. Magnus (7) mag „die Höhle“ im Snooze-Raum am liebsten, Malik (7) „den Kickerraum“. Oben befinden sich der Kunstraum mit Staffeleien, Bastel- und Malmaterial sowie der Legoraum mit Bauecke und Boxelement.
Werden normalerweise die Kinder aller drei Oldesloer Grundschulen in den Ferien gemeinsam betreut, regelt es in der Coronazeit jede Schule für sich allein. Zumal es auch erst ganz kurzfristig bekannt ist, dass die Ferienbetreuung überhaupt stattfinden kann.
An der Klaus-Groth-Schule sind in den ersten drei Ferienwochen 40 Kinder angemeldet, halb so viele, wie vor einem Jahr. An allen drei Grundschulen waren es 2019 noch 130. Insgesamt sind im Offenen Ganztag an der vierzügigen Klaus-Groth-Schule 16 Teilzeit- oder 450-Euro-Kräfte beschäftigt, in der zweizügigen Grundschule West sieben Mitarbeiter für 90 bis 100 Kinder.