Drei Alpakas auf neuem „Lebensweg“

Stormarner Tageblatt  30.07.2020

Tierische Therapeuten sollen Hospiz-Gästen in Bad Oldesloe Lebensfreude vermitteln

Erobern neugierig ihr neues Zuhause: Die  Alpakas Enyo, Bernd und Cremchen auf dem Hospiz-Gelände.rohde
Erobern neugierig ihr neues Zuhause: Die Alpakas Enyo, Bernd und Cremchen auf dem Hospiz-Gelände.rohde

Susanne Rohde Bad Oldesloe Die Menschen, die in ein Hospiz als Patienten kommen, werden diese Einrichtung in der Regel nicht mehr lebend verlassen können, denn ihr Lebensweg endet hier. Das ist auch im Hospiz „Lebensweg“ im Sandkamp nicht anders. Seit der Eröffnung im Mai sind hier bereits 23 Menschen verstorben. „Unsere Gäste kommen nicht nur aus Stormarn, sondern auch aus Hamburg, Segeberg und dem Herzogtum Lauenburg“, sagt Geschäftsführerin Sabine Tiedtke.

Jetzt trafen drei ganz besondere Bewohner aus dem Kreis Pinneberg im Hospiz Lebensweg ein, allerdings nicht als Patienten, sondern um den hier wohnenden Gästen ein bisschen Lebensfreude zu vermitteln. Enyo, Cremchen und Bernd sind nämlich geborene Therapeuten, wenn auch tierische. Die drei Alpakas vom Hof Wiedwisch nördlich von Pinneberg sind schon rein optisch bestens dafür geeignet, Trost zu spenden und gute Laune zu verbreiten.

Alpakas sind eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform, die eigentlich vorwiegend wegen ihrer Wolle gezüchtet werden. Doch die sanften Tiere werden wegen ihres ruhigen und friedlichen Charakters auch zunehmend zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Mit einer Schulterhöhe von 80 bis 100 Zentimetern sind sie etwas kleiner als Lamas. Die drei neuen „Mitarbeiter“ des Hospizes – alle sind zwei bis drei Jahre alt und Wallache – haben nicht nur unterschiedliche Fellfarben, sondern auch unterschiedliche Temperamente.

Cremchen, der weißes Fell hat, ist besonders neugierig, der hellbraune Bernd eher zurückhaltend. Alle drei aber strahlen gleichermaßen Ruhe und Würde aus und das überträgt sich rasch auf die menschlichen Gäste. „Wir dürften das einzige Hospiz weit und breit sein, das jetzt Alpakas besitzt“, sagt Sabine Tiedtke. Denn während Hunde oder auch Katzen inzwischen häufig als Therapietiere eingesetzt werden, sind Alpakas noch recht selten in Einrichtungen zu finden. Der Kontakt zu den Alpakazüchtern Charl Rusch und seiner Frau Dörte Wendorff-Rusch kam über Bekannte zustande. Und als Sabine Tiedtke und Katja Balkenhol vom Vorstand des Fördervereins Lebensweg den Alpakahof zum ersten Mal besuchten, war es um sie geschehen. „Wir hatten uns augenblicklich in die Drei schockverliebt“, so Sabine Tiedtke.

Und nach zwei Besuchen der Tiere im Oldesloer Hospiz stand fest – diese flauschigen Jungs, deren Ankauf durch eine Spende ermöglicht wurde, sollten es sein. Sie sind nicht nur recht pflegeleicht, sondern auch sehr ausgeglichen und menschenbezogen. „Die Ruhe überträgt sich von den Tieren auf die Menschen, wenn man ihnen beim Grasen zusieht“, sagt Sabine Tiedtke. Das neue Zuhause der Alpakas ist eine Weide samt Stall auf einem Grundstück der Gutsverwaltung Blumendorf gleich neben dem Hospiz. Sie werden dort von einem ehrenamtlichen Team betreut und versorgt. Tagsüber werden die drei wolligen Gefährten aber auf einer Wiese des Hospizes grasen und die Gäste und deren Angehörige sowie die Mitarbeiter mit ihrem Anblick aufmuntern und erfreuen. Allerdings werden noch tierliebe Menschen gesucht, die jahresweise eine Patenschaft für Enyo, Cremchen und Bernd übernehmen wollen.

Einmal im Jahr werden die Alpakas geschoren und ihre wertvolle Wolle soll dann auch weiterverarbeitet werden. „Wir werden irgendetwas mit der Wolle machen und sie weiterverarbeiten. Wir hatten eine Patientin, die schon sehnsüchtig auf die Alpakas wartete. Als die dann zu Besuch waren, freute sie sich sehr und starb kurz darauf mit der Alpakawolle in der Hand“, erzählt Sabine Tiedtke.

Die drei Alpakas haben quasi „freien Zutritt“ ins Oldesloer Hospiz und dürfen auch in die Zimmer, wenn die Gäste das wollen. Zurzeit wohnen sieben Gäste im Hospiz, die sich jetzt auf einen täglichen Besuch der vierbeinigen Therapeuten freuen dürfen. „Unsere Tiere sind stubenrein und wirken einfach total beruhigend“, sagt Sabine Tiedtke. „Denn sie haben ein besonderes Gespür für Menschen.“

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