Die Bücherei-Diskussion

Stormarner Tageblatt  07.10.2020

Bad Oldesloe: Ausleih- und Besucherzahlen sind gestiegen – die Kosten aber auch

Die Stadtbibliothek.  Nie
Die Stadtbibliothek. Nie

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Die Stadtbibliothek kostet Bad Oldesloe jedes Jahr über eine halbe Million Euro. Das geht aus dem Wirtschaftlichkeitsbericht der Einrichtung hervor. 2019 konnte die städtische Bibliothek 128.023 Euro Erlöse erzielen. Dem gegenüber standen aber Kosten von 684.745 Euro. Das ergibt einen Kostendeckungsgrad von mageren 18,7 Prozent. Das Minus stieg 2019 sogar noch um über 25.000 Euro.

Ein Umstand, der vor allem bei der örtlichen CDU für Sorgenfalten sorgt. Wandern etwa Leser ab? „Die Ausleihzahlen sind 2019 überraschend deutlich auf 280.693 (2018: 274.941) gestiegen, während sich die Besucherzahlen mit 90.358 (2018: 89.425) auf hohem Niveau halten konnten“, stellt Bibliotheksleiter Jens A. Geißler klar. Die Bibliothek sei außerdem ein beliebter Treffpunkt von Schülern, um zu lernen. Es handele sich um einen unkommerziellen Ort für Bürger aller Generationen, um sich zu treffen oder zurückzuziehen, lautet das Fazit eines Berichts, den der städtische Fachbereich Finanzen gemeinsam mit der Bibliothek erarbeitete. Diese Bedeutung als sogenannter „dritter Ort“ sei sogar noch spürbar gewachsen.

„Durch die zahlreichen Veranstaltungsangebote und die Kooperationen mit Kitas und Schulen erfüllt die Stadtbibliothek ihren gesetzlich vorgeschriebenen Bildungsauftrag insbesondere im Bereich der Leseförderung und Vermittlung der Medien- und Informationskompetenz“, betont die Stadtverwaltung. Das möchte auch keine der politischen Fraktionen in Abrede stellen. Aber die CDU würde sich wünschen, dass die Jahresgebühr von aktuell 15 Euro für einen Leseausweis erhöht wird, sodass der Kostendeckungsgrad sich auf mindestens 20 Prozent verbessere. Denn dass die Zahl der Ausleihen steige, aber der Kostendeckungsgrad gleichzeitig sogar sinke, sei keine gute Tendenz. „Der Handlungsspielraum für Kostensenkungen ist aufgrund des in der Landesverfassung und in dem Gesetz für Bibliotheken in Schleswig-Holstein verankerten Auftrags und der Richtwerte des Büchereivereins als Basis für die Förderung durch das Land begrenzt“, stellt die Verwaltung klar. Im Prinzip sei es tatsächlich nur möglich, an der Gebührenschraube zu drehen. Zuletzt war ein solcher Vorstoß 2019 gescheitert.

Mit dem Verweis darauf, dass sich die finanzielle Situation insgesamt sogar verschlechtert anstatt verbessert habe, wollte Jörn Lucas (CDU) trotzdem eine solche Erhöhung diskutieren. Doch SPD, Grüne, Linke und die Stadtfraktion machten deutlich, dass sie diesen Schritt auch im Jahr 2020 nicht mitgehen werden. Damit bleiben die Bibliotheksgebühren unangetastet.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.