Betrachtungen zum Wochenausklang: Es geht um unsere Zukunft

Stormarner Tageblatt  10.10.2020

Stormarner Wochenschau

Es geht um unsere Zukunft

Beirat vor verschlossenen Türen in Bad Oldesloe.Megi Balzer
Beirat vor verschlossenen Türen in Bad Oldesloe.Megi Balzer

Susanne Link, Patrick Niemeier und Stephan Poost

Vermüllung Dass die Müllentsorgung seit zwei Jahren für so viel Aufregung im Kreis sorgt, ist erstaunlich. Vor allem wirkt der Aufschrei mancher Bürger scheinheilig, wenn sie erst monatelang den bisher noch engagierten Dienstleister – zum Teil über die Grenze von Kritik hinaus – angreifen und nun bei der Neuvergabe Mauschelei vermuten, weil ein anderer Dienstleister diese gewonnen hat. Würde es keine Ausschreibungsverfahren geben – die natürlich ihre Existenzberechtigung haben – wäre die Trennung von dem Dienstleister, der 2018 das Müllchaos mitverschuldete, einfach logisch nachvollziehbar. Es scheint zum Teil grenzwertig, dass „kritisches Denken“ und „hinterfragen“ mittlerweile bei manchen Mitbürgern soweit gekippt ist, dass hinter fast jedem Handeln von Politik und Verwaltung eine Mauschelei oder Vorteilsnahme gewittert wird. Natürlich muss man nachfragen, natürlich muss man kritisch bleiben, aber gepaart mit gefährlichem Halbwissen und Hörensagen ist der Weg zur Paranoia und zum Verschwörungstheoretiker dann oft erschreckend kurz. Wer ständig den Skandal sucht, wird ihn überall sehen. Wichtig erscheint es doch vor allem, dass die Müllentsorgung in Zukunft möglichst stabil funktioniert und die Mitarbeiter fair bezahlt werden.

Halb dabei „Kinder an die Macht“ sang einst Herbert Grönemeyer. Und auch wenn das im Rahmen künstlerischer Freiheit plakativ übertrieben scheint, ist Mitspracherecht für junge Mitmenschen wichtig. Die „Fridays- for-Future“-Bewegung hat gezeigt, dass Kinder und Jugendliche sich einbringen und gehört werden wollen. Manchmal werden ihnen dabei zu viele Erwartungen auferlegt, manches Mal werden einzelne junge Protagonisten zu schnell in den Himmel gelobt, aber insgesamt zeigt sich , dass die heranwachsende Generation mindestens in Teilen nicht so uninteressiert ist, wie oft befürchtet. Daher sind Kinder- und Jugendbeiräte ein sehr gutes Mittel, um jungen Mitbürgern eine Stimme zu geben. Doch dann muss man diese auch gleichberechtigt hören wollen. Und daran hapert es leider immer wieder. In Bad Oldesloe hat man mit der Einrichtung des neuen Kinder- und Jugendbeirats Besserung gelobt. Ja, man habe verstanden, dass der Beirat in der Vergangenheit etwas stiefmütterlich behandelt worden sei. Und zu oft kam der Eindruck auf, dass der Beirat eine Art Feigenblatt war. Wenn die engagierten Jugendlichen wirklich etwas bewegen wollten, wurden sie von manchen Lokalpolitikern geradezu belächelt. Die sollen erstmal lernen, wie echte Politik funktioniert. Es gab eine ganze Menge „so ist das halt“. Diesen Fehler sollte und wollte man nicht wieder machen. Und doch kommt gerade wieder das Gefühl auf, dass die Beteiligung des aktuellen, sehr engagierten Beirats zu selten und oft nur dann erfolgt, wenn zu viele Dinge schon politisch vorbesprochen wirken. So motiviert man nicht.

Oase Dunkle Flure, undichte Fenster und nur ein Treppenhaus zum Flüchten – das Barsbütteler Rathaus war für die Mitarbeiter wirklich kein gemütlicher Ort. Zugegeben, auf der Arbeit muss es nicht unbedingt behaglich sein, aber wer will schon in einem Büro arbeiten, in dem der Wind durch pfeift? „Die Mitarbeiter haben schon einiges mitgemacht“, gab auch Fachbereichsleiterin Rita Dux bei einer Führung durch das sanierte Rathaus zu. Nach zwei Monaten in ausgelagerten Büros und Containern ist es nämlich jetzt soweit: Die Mitarbeiter dürfen zurück auf den Stiefenhoferplatz 1. Wenn man sich die Räume vor der Sanierung anschaut, ist da quasi eine Arbeitsoase entstanden. Um es mit den Worten eines Zehnjährigen auszudrücken, den der Bürgermeister Thomas Schreitmüller beim Vorbeigehen belauscht hat: „Das sieht richtig geil aus.“ Und wenn die Hütte brennt, können die Mitarbeiter nun auch über ein zweites Treppenhaus flüchten.

Zahlenspiel Die Kreisverwaltung in Bad Oldesloe gibt neben den reinen Zahlen der Infizierten, Genesenen und Verstorbenen nun auch noch eine weitere Zahl heraus: Die Zahl der kumulierten Infizierten der vergangenen sieben Tage. Die an sich ist allerdings wenig aussagekräftig, wenn es um die Bewertung des Kreises Stormarn als Risikogebiet geht. Man muss die Zahl der Infizierten noch ins Verhältnis zu den Einwohnern setzen, um den Inzidenzwert pro 100.000 Einwohner zu bekommen. Der lag am Freitag – so die Kreisverwaltung in Bad Oldesloe – bei 12,7. Ab einem Wert von 50 gilt ein Gebiet als Risikogebiet. Das dies nicht passiert, liegt übrigens nicht an der Politik oder dem Gesundheitsamt, dass alle Hände voll zu tun hat, sondern vielmehr an der Bereitschaft von uns allen, die Hygieneregeln – wie Abstand, Maske, Lüften und Händewaschen – einzuhalten.

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