Betrachtungen zum Wochenausklang Filmgruß, Streit und die Zeichen der Zeit

Stormarner Tageblatt  19.12.2020

Stormarner Wochenschau

Filmgruß, Streit und die Zeichen der Zeit

Orgelpfeifen-Schutzmasken – sicher ist sicher...Megi Balzer
Orgelpfeifen-Schutzmasken – sicher ist sicher…Megi Balzer

Patrick Niemeier, Stephan Poost und Volker Stolten
Filmischer Gruss
Vor einigen Wochen wurden in Bad Oldesloe kleine Detektive filmisch begleitet, während sie auf der Suche nach dem Weihnachtsmann waren. Nun hat die Stadt einen neuen Film veröffentlicht, der Einblicke in die Weihnachtsvorbereitungen Oldesloer Familien bietet. Ein junger Regisseur hat den Film besonders für die Bewohner der Alten- und Pflegeheime gedreht, die aufgrund der anhaltenden Corona-Beschränkungen besonders unter der Einsamkeit in der Vorweihnachtszeit leiden. Eine tolle Idee, die gemeinsam mit dem Kub und der Musikschule umgesetzt wurde. Das sage einer, in der Kreisstadt sei kulturell nichts los!

Tiefe Gräben
Es gab mal eine Zeit, da war Bargteheide wie das berühmte gallische Dorf, das allem und jedem trotzte – ein Vorzeige-Ort. Bargteheide stand wie ein Fels in der Brandung. Rundherum bröckelte es finanziell, zwischenmenschlich. Neidvoll wurde auf die Schuldenfreiheit und das gute Miteinander geschaut. Klar, war nicht alles Gold, was glänzte und man sich nicht immer grün. Aber am Ende hat man sich stets zusammengerauft und an einem Strang gezogen – für die Stadt, für die Bürger, für das Gemeinwohl. Und heute? Heute bestimmen offene Grabenkämpfe die Szenerie in „Stormarns lebendiger Stadt“. Seit Monaten läuft es alles andere als rund. Kommunalpolitik schießt gegen Verwaltung. Und die schießt munter zurück.Explizit Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht steht im Fadenkreuz.  Im Oktober hieß es von Seiten der CDU, WfB und FDP, sie sei beratungsresistent und ignoriere Beschlüsse. Die Replik folgte auf dem Fuße. Nun erhitzt eine von der Verwaltung initiierte große Baumfäll-Aktion am Südring die politischen Gemüter. Politik fühlt sich hintergangen und sieht keine Notwendigkeit für diese Abholz-Maßnahme. Kruse-Gobrecht widerspricht und verteidigt die Maßnahme. Zumindest soll nun geprüft werden, ob nicht zu viele Bäume der Axt oder Motorsäge zum Opfer fielen. Und dann? Was kommt als Nächstes? Kommen wieder Hiobsbotschaften? Vielleicht sollte Altbürgermeister Werner Mitsch, seines Zeichens Mediator, als „Friedensstifter“ fungieren. Vielleicht gelingt es ihm, die Wogen zu glätten. Zum Wohle der Stadt, der Bürger, des Gemeinwohls. Denn dafür sind alle Verantwortlichen da. Für nichts anderes!

Skepsis im Spiel
Es ist schon ein Kreuz mit Corona. Ein schweres Kreuz hat auch die Kirche zu tragen. Nichts ist mehr, wie es war: der Klingelbeutel leer, der Kirchgänger vielerorts aus Solidarität ausgesperrt. Wenige Kirchengemeinden bieten Weihnachtsgottesdienste an. Oldesloe gehört beispielsweise dazu. In der Peter-Paul-Kirche werden Heiligabend drei Christmetten zelebriert. Die Einhaltung der Virus-Vorgaben ist natürlich selbstredend. Aber reicht das aus? Skeptiker sehen sogar im Orgelspiel ein böses Spiel. Denn durch die erzeugte Luft per Fußpedal, die den Pfeifen die Töne entlockt, könnten Aerosole in der Kirche raumübergreifend ihre Kreise ziehen und den Gläubigen zusetzen. Da wäre eine Maske, ein Pfeifen-Schutz, wie es unsere Karikaturistin überspitzt darstellt, natürlich angebracht. Aber mal ehrlich. Die Skeptiker sollten die Kirche  im Dorf lassen und auf Gott vertrauen. In diesem Sinne: Frohe Weihnacht!

Züge anschreien
Das Internet ist aus der Büchse der Pandora entkommen und wird nicht dahin zurückkehren. Politische Sitzungen im Internet wurden in der Stormarner Lokalpolitik kontrovers diskutiert. Doch alle Probleme, die dabei ans Tageslicht kamen, sind gesellschaftlicher oder rechtliche – die man lösen sollte. Online-Übertragungen wären im Sinne von Transparenz und maximaler öffentlicher Einbindung der Bürger wünschenswert und sie werden wohl spätestens in fünf bis zehn Jahren sowieso Alltag. Wer aus Angst vor Internettrollen präventiv die Köpfe einzieht, der lässt zu, dass Hetzer und Hasser gewinnen. Wer sich Entwicklungen versperrt, sieht aus wie 100-Jährige, die im Bahnhof zu schnelle Züge anschreien, die dann ohne sie weiterfahren.

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