Stormarner Tageblatt 13.01.2021
Impfzentrum: Senioren frustriert über Terminvergabe
Bad Oldesloe Sie sind frustriert, ratlos und manche sogar geradezu verzweifelt. „Bevor ich einen Termin bekomme, habe ich mich angesteckt und bin tot“, sagt ein 87-Jähriger Stormarner, als er bei der Tageblatt-Redaktion anruft. Er wünsche sich sofort Hilfe beim Erhalten eines Corona-Impftermins.
Er habe gedacht, dass er sofort in der ersten Januar-Woche geimpft werde. Warum seien denn die Menschen in den Heimen wichtiger?, frage er sich. Er beneide diese nicht, aber er sei genauso gefährdet, würde sich nicht mehr zum Einkaufen trauen, sagt er.
Ähnlich geht es Horst Pabst. Der Stormarner ist ebenfalls 87 Jahre alt, seine Lebenspartnerin sei 82 Jahre alt, berichtet er. Weder am 29. Dezember noch am 5. Januar sei er telefonisch durchgekommen. Er habe gewartet und dann nach einer Stunde nur die Information bekommen, dass beide Male schon alle Termine vergeben waren. Er sehe in dieser Form aktuell keine Chance geimpft zu werden.
Andere Impfberechtigte berichteten dem Tageblatt, dass ihnen gesagt worden sei, vor ihnen seien bereits fast 20.000 Menschen in der Wartschleife für einen Termin. Manche von ihnen haben nach eigener Aussage Angst, dass bald die nächste Gruppe an Berechtigten zum Zuge käme und sie noch gar nicht geimpft seien.
Das verneint Andreas Rehberg vom Kreis Stormarn. „Ich möchte nochmal klar sagen, dass wir die Termine nicht vergeben. Dafür ist das Soziaministerium verantwortlich. Wir sind auch nicht glücklich. Denn wir stehen hier mit drei fertigen Impfzentren und können nur eines betreiben und das nicht mal unter Vollauslastung“, sagt der Fachbereichsleiter Sicherheit und Gefahrenabwehr. Er könne den Frust komplett verstehen. In Rücksprache mit dem Land könne er aber auch zusagen, dass erstmal alle über 80-Jährigen geimpft werden, bevor dann die nächste Alters- und Berechtigtengruppe überhaupt beginnen dürfe. „Erst wenn Termine frei bleiben, werden andere Berechtigte Termine bekommen“, betont Rehberg.
Es hänge alles an der verfügbaren Menge Impfstoff. Der Kreis habe seine Hausaufgaben gemacht, die Logistik für deutlich mehr Impfungen stünde bereit. Er wisse aber auch, dass die Kollegen in den Ministerien das ja auch nicht mit Absicht machen. Natürlich wolle jeder so viele Menschen wie möglich, möglichst schnell impfen, sagt Rehberg. Leider stünde dafür nur deutlich zu wenig Impfstoff bereit. „Was bereit steht, werden wir auch verimpfen. Da können Sie sicher sein“, sagt Rehberg.
Von Seiten des Landes heißt es nur, dass die Nachfrage sei sehr hoch sei. Die Termine werden aktuell nur ein Mal in der Woche online unter www.impfen-sh.de und unter der Telefonnummer 08004556550 vergeben. Impfberechtigte sollen unter keinen Umständen ohne Termin zum Impfzentrum kommen. nie