Stormarner Tageblatt 23.01.2021
Stormarner Wochenschau
Hobbits und gierige Möwen
Stephan Poost, Patrick Niemeier und Volker Stolten
Schritt für Schritt
IT ist eine Dienstleistung, die erbracht wird, damit der öffentliche Sektor reibungslos funktioniert. Wer, wie die Stadt Bad Oldesloe, in einem Verbund ist, der hofft dadurch Kosten zu sparen. Allerdings gilt auch hier wie überall im Leben der Grundsatz: Verträge sind einzuhalten. Wenn die Kreisstadt nun, wenn auch aus ihrer Sicht aus berechtigten Gründen, Geld zurückhält, heißt das ja nichts anderes, als das andere Kommunen diese Kosten erstmal übernehmen müssen. Eigentlich ein sehr unsolidarisches Verhalten. Vor diesem Schritt hätte es sicherlich der Stadt gut zu Gesicht gestanden, das Gespräch zu suchen, um Meinungsverschiedenheiten auszuräumen. Zumal andere Kommunen diese Problem scheinbar nicht haben.
Meins, meins, meins
Die Budgets in den Städten und Gemeinden sind begrenzt, waren sie vor Corona schon und sind es in der finanziellen Belastung durch die Pandemie oftmals erst recht. Und so streiten sich oftmals die Vertreter der unterschiedlichsten politischen Fraktionen wie kreischende Möwen um die wenigen Goldstückchen, die in den geplünderten Stadtkassen noch liegen. Das gehört natürlich zum politischen Prozess. Auch wenn dieser manchmal geradezu langweilig durchschaubar ist. Denn es geht darum, der eigenen Wählerschaft Projekte zu ermöglichen, die man im Wahlkampf versprochen hat. Und es spielt eine Rolle, welche tiefer gehenden Überzeugungen von Sparkursen in den lokalen Parteien jeweils bestehen. Aber oft entsteht so der Eindruck, dass es manchmal nicht um das Beste für die Stadt oder die Gemeinde geht, sondern um das Beste für die eigenen Interessen und Projekte oder das, was die gewählten Gemeindevertreter für diese halten, wie zum Beispiel die Fahrbahnsanierung vor der eigenen Haustür oder zusätzliche Gelder für Umweltprojekte. Natürlich schmerzt es, auf manche Dinge zu verzichten, aber sich ständig als die zu kurz gekommene Fraktion darzustellen, vertieft manche Gräben sowohl bei kruden Sparvorschlägen als auch bei egoistisch anmutenden Zusatzprojekten und lässt auch manche Bürger kopfschüttelnd zurück. Der demokratische Prozess hält das aus, die Nerven und der Zusammenhalt werden aber gerne mal übermäßig strapaziert.
Hobbits Heimat
Hätte es die Aktiv-Regionen, die Fördergelder springen lassen, um das Land voranzubringen und zu stärken, schon damals gegeben und so klangvolle Namen wie „Holsteiner Auenland“ gehabt, dann wären die Hobbits aus „Herr der Ringe“ entzückt gewesen. Schließlich war das Auenland ihre Heimat und eine gute Strategie immer gern gesehen. Um Mittelerde zu stärken und voranzubringen, hätten Bilbo und Frodo Beutlin sowie Sam und Co. mit den Zuschüssen die Orks bestechen können. Und wenn das nicht auf fruchtbaren Boden gefallen wäre, eine Söldnertruppe aus Mordor und Gondor anheuern können, um die Feinde in die Flucht zu schlagen. Aber wie anfangs geheißen, gab es diese Möglichkeit in grauer Vorzeit nicht. Im Jetzt gibt es sie. Und die insgesamt 22 Aktiv-Regionen in Schleswig-Holstein waren nie so wertvoll wie heute – in einer Zeit, in der das Corona-Virus wütet sowie unzählige Menschenleben und Unsummen kostet. Die Aktiv-Regionen kosten nix. Nur etwas Gehirnschmalz. Denn der Mensch vor Ort entwickelt selbst Ideen, um das Land zu gestalten, und setzt sie über die Aktiv-Regionen, die durch den „Europäischen Landwirtschaftsfonds“ (noch) über das nötige Kleingeld verfügen, um. Besser geht es nicht! Gerade hat eine dieser Ideenschmieden in Stormarn, die Aktiv-Region Alsterland, ein neues Förderprogramm aufgelegt und zwei Webinare im Internet anzubieten, die darüber informieren, wie man finanziell profitieren kann. Die vier Förder-Pfeiler sind: Klimawandel und Energie, nachhaltige Daseinsvorsorge, Wachstum und Innovation sowie Bildung. Angesichts der Fördersumme in Höhe von insgesamt 200.000 Euro sollten die Köpfe rauchen, sollten es die Bürger anpacken. Also: Ran an den Speck, ran an die Mäuse! Wie erwähnt: Den Hobbits hätte es gefallen.