Grabsteine erzählen Lebensgeschichten

Stormarner Tageblatt  13.02.2021

Auf dem Oldesloer Friedhof gibt es rund 5000 Gräber mit vielen interessanten Symbolen / Kleine Ausstellung im Foyer der Kapelle

Der verlassene Pflug ist Symbol für den Tod des Bauern.  Friedhofsverwaltung
Der verlassene Pflug ist Symbol für den Tod des Bauern. Friedhofsverwaltung
 
Das Innungszeichen eines Hufschmieds.
Das Innungszeichen eines Hufschmieds.
 

Susanne Rohde
Bad Oldesloe Viele Oldesloer machen gerne einen Spaziergang über den Friedhof in der Hamburger Straße, denn hier ist nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein schöner Park für Rückzug und Ruhe, für Nähe und Erholung. Und man kann dort
auch andere spannende Dinge entdecken.
Hier gibt es rund 5000 Gräber, neue und uralte. Oft unbewusst schaut man sich die Inschriften auf den Grabsteinen an, liest die vielen Namen, Geburts- und Todesdaten. Viele Grabsteine sind sehr individuell und liebevoll gestaltet. „Manche Grabsteine erzählen ganze Lebensgeschichten oder tragen Symbole, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen“, sagt Dr. Sabine Feder, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Friedhofs der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oldesloe.
Friedhöfe sind auch Bewahrer der Trauerkultur und der Geschichte der hier bestatteten Menschen und von jeher auch Orte, an denen sich Menschen treffen, um ihre Trauer zu teilen, um Hoffnung zu schöpfen und um die Würde des Menschen über den Tod hinaus zu achten und zu ehren. Die Bestattungskultur hat eine lange Tradition, die sich aber auch stetig wandelt. Viele Grabsteine zeigen Bilder und Symbole, wie Engel, Tauben, Palmzweige und Bäume oder Blumen, aber auch Wappen oder besondere Innungszeichen. Zu den bekanntesten christlichen Symbolen gehören natürlich das Kreuz und der Engel, aber auch Fisch, Taube, Sonne, Anker, Kerze und die griechischen Buchstaben Alpha und Omega.
Diese Grabstein-Symbole verraten auch etwas über das Leben der verstorbenen Person, ihrer Liebe und Verbundenheit zu einem Beruf oder zu einem Hobby, zu einem Land oder einer Gegend. Diese in Stein gemeißelten oder aus Metall gegossenen Verzierungen erzählen etwas über das Leben dieser dort bestatteten Menschen.
Das Grabkreuz, auch Totenkreuz genannt, gehört zu den häufigsten und beliebtesten Symbolen bei der Grabsteingestaltung. Es ist traditionell ein christliches Gedenkzeichen und erinnert an die Leiden und die Auferstehung Jesus. Der Fisch ist ein altes Christuszeichen und drückt den besonderen Glauben an Jesu aus.
Die Sonne ist das universelle Lichtzeichen, sie ist Urquell allen Lichts und Sinnbild von Gott selbst. Auf einem Grabstein steht die Sonne für Leben, Liebe und Auferstehung. Die Taube wiederum ist ein christliches Sinnbild der Seele und des Heiligen Geistes und wird oft zusammen mit einem Ölzweig dargestellt.
Was aber ist der Unterschied zwischen einer aufsteigenden und einer herab
fliegenden Taube? Wofür steht der Palmzweig, der geknickte Ährenhalm oder die scheuenden Pferde vor einem Pflug auf einem Acker? Diesen Fragen gingen Sabine Feder und Friedhofsverwalter Jörg Lelke nach und fotografierten viele Grabsteine mit besonderen Abbildungen und Symbolen.
Daraus gestalteten sie eine kleine Ausstellung mit Fotografien ausgewählter Grabsteine von den ev. Friedhöfen in Bad Oldesloe, Rethwisch und Tralau, die bis Mitte Februar im Foyer der Kapelle auf dem Friedhof in Bad Oldesloe, Lindenkamp 9, zu sehen ist. Zugang zur Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Friedhofsverwaltung oder auch nach Terminabsprache: (04531) 181341.

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