Startschuss für das Mammutprojekt Innenstadt-Umgestaltung

Stormarner Tageblatt  24.02.2021

Wie soll Bad Oldesloe 2030 aussehen? Wofür steht die Kreisstadt, welche Potenziale hat sie? Auch Bürger sind gefragt

Ein Umbau des Bad Oldesloer Markplatzes steht schon länger auch wegen des Untergrunds zur Diskussion.  patrick Niemeier
Ein Umbau des Bad Oldesloer Markplatzes steht schon länger auch wegen des Untergrunds zur Diskussion. patrick Niemeier

Patrick Niemeier
BAD OLDESLOE Wie lenke ich Verkehrsströme geschickt, wo lasse ich Parkplätze entstehen, wo siedelt sich welches Gewerbe an und an welcher Stelle in meiner Kleinstadt fehlt vielleicht ein Park oder ein Fußballplatz? Wer schon mal eine Computer-Aufbausimulation gespielt hat, kennt solche Fragestellungen. Doch die gibt es natürlich auch im realen Leben. Und genau in diesem sollen die Bad Oldesloer Bürger nun mitreden können, wie sich ihre Stadt in den nächsten Jahrzehnten entwickelt.
Gleich drei Konzepte hat die Stadt zeitgleich auf den Weg gebracht. Rund 300.000 Euro kostet dieses Vorhaben, das unter dem Motto „Bad Oldesloe 2.0“ firmiert. Einerseits wurde dieser Titel gewählt, weil der Aufbruch in ein neues Zeitalter signalisiert werden soll, andererseits auch, weil es teilweise Neuauflagen älterer Gutachten und Konzepte sind. „Die Themen greifen ineinander, daher war und ist es uns wichtig, dass die drei beauftragten Agenturen sich austauschen und wir am Ende ein gutes Gesamtbild erhalten“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke.
Gerade auch die Neu- und Umgestaltung der Innenstadt sei eines der wichtigen Themen für ihn, die er in seiner Amtszeit -und aus seiner Sicht gerne auch in einer folgenden weiteren- mit auf den Weg bringen wolle. „Wir werden die Weichen für die Zukunft stellen und vor allem ist es entscheidend, dass wir alle interessierten Oldesloer dabei mitnehmen. Wir gehen das gemeinsam an“, sagt Stadtsprecherin Agnes Heesch.
Nachdem seit 2007 im südlichen Bereich der Innenstadt Projekte durch das Förderprogramm Stadtumbau West unterstützt wurden, soll jetzt der Stadtkern auf der Traveinsel deutlicher in den Fokus rücken. Hiermit beschäftigen sich das in Auftrag gegeben integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (IEK) und eine vorbereitenden Untersuchung (VU). Die Firma BPW Stadtplanung wurde mit diesen beauftragt.
Das IEK und die VU sind laut Stadtverwaltung notwendig, um ein Förder und Sanierungsgebiet überhaupt ausweisen zu können. Dort sollen dann wie zuvor im Süden der Stadt öffentliche und private Maßnahmen auch dank Fördergeldern möglich werden. Eine Fragestellung ist in diesem Bereich zum Beispiel daher auch, wie private Eigentümer mit ins Boot geholt werden können oder, wie die Verweilqualität in der Innenstadt zielführend erhöht werden kann.

Bürger sollen eng eingebunden werden
Es soll laut Stadtverwaltung sowohl digital als auch – soweit es die Corona-Pandemie zulassen wird – persönliche Treffen und Möglichkeiten zum Austausch zu den Themen geben. „Wer soll es besser wissen, was man sich für die Stadt vorstellt oder was ihr fehlt, als die Bürger selbst?“, sagt Bürgermeister Lembke.
Im Rahmen des Austausch sollen gemeinsam Stärken, Schwächen, aber vor allem auch die Potenziale und Alleinstellungsmerkmale der Bad Oldesloer Innenstadt herausgearbeitet werden.
Eine Möglichkeit sehen Heesch und Lembke darin, den Faktor der Flusslage und die Inselsituation der Innenstadt noch weiter hervorzuheben. Naherholung, Tourismus und Events spielen natürlich mit in die Fragestellungen hinein. „Wofür will Bad Oldesloe stehen? Wo geht die Reise hin?“, fragt Heesch rhetorisch. Dass die Kreisstadt Potenzial habe, das noch ungenutzt ist, davon sind alle Beteiligten überzeugt.
Wichtig sei es laut Lembke auch, dass die Einzelhändler in der Stadt immer gut informiert und im besten Fall aktiv beteiligt sind. „Wir werden nicht die Fußgängerzone auf links drehen. Wir müssen behutsam vorgehen, damit der Einzelhandel nicht zu sehr unter Sanierungsmaßnahmen leidet“, sagt der Verwaltungschef. Stadtplanerin Angelika Müller betont ebenso diesen Faktor. „Die Abstimmung mit den Anwohnern und den Geschäftsleuten ist für uns sehr wichtig“, sagt sie.
Die Einzelhändler sind vor allem auch gespannt auf das Einzelhandelsentwicklungsgeschäft, das ebenfalls in Auftrag gegeben wurde. Hier ist die Cima Beratungs und Management GmbH federführend. Die Fragestellungen für das neue Konzept lauten in diesem Fall unter anderem welche Rolle die Innenstadt bei der Nahversorgung spielt und wie dieser Faktor verbessert werden kann. Dabei müsse man sich auch zunächst darüber verständigen, welche Funktionen und Nutzungen die Innenstadt überhaupt genau haben soll.
Thomas Benthien, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirates, lobt, dass die Stadt sich nun auf den Weg begebe und betont, dass es nicht nur darum gehen soll, was für die Händler getan werden kann, sondern auch, wie diese sich einbringen, Wenn es ein verständliches, zukunftsweisendes Konzept gebe, sei es auch leichter, dass jeder einzelne Unternehmer sich entsprechend mit eigenen Aktionen oder vielleicht auch Sanierungen einbringen könne, die sich in das Gesamtbild einfügen.

Ein Verkehrskonzept für die gesamte Stadt
Über dem gesamten steht dann noch ein umfangreiches Verkehrsentwicklungskonzept für die gesamte Kreisstadt. Begonnen hatten die Überlegungen für ein solches eigentlich damit, dass die zukünftige Rolle der Hagenstraße diskutiert werden musste.
Es fiel der Lokalpolitik im Rahmen der Diskussionen auf, dass es kein aktuelles Verkehrskonzept gebe. Dieses soll aber nun nicht nur den Bereich um die Fußgängerzone beleuchten, sondern die gesamte Stadt und die existierenden Verkehrsströme mit ins Auge nehmen. „Das hängt alles zusammen“, betont Lembke.
Der Blick auf die ganze Stadt und ihre Verkehrsstörme sei auch daher notwendig, weil das aktuelle Konzept zehn Jahre alt sei. Mit dem Steinfelder Redder und dem Claudiussee seien seitdem aber zum Beispiel neue Wohnquartiere gewachsen oder noch im Entstehen. Auch das müsse natürlich jetzt Berücksichtigung finden.
Für den Bereich des Verkehrs wurde die Firma SBI engagiert. Ein Thema wird in diesem Bereich ganz klar auch sein, wie umweltfreundlich der Verkehr in Bad Oldesloe ist und wie gut er auf Radfahrer zugeschnitten ist. „Ich würde mir wünschen, dass auch der ÖPNV noch stärker wird. Aber der Individualverkehr wird nicht komplett verschwinden“, sagt Bürgermeister Lembke.
Er sieht die drei in Auftrag gegeben Konzepte als ein Aufbruchssignal. Es werde ein kritischer Blick auf die Gegenwart geworfen und zugleich der Weg in die Zukunft gemeinsam gestaltet. Es sei wichtig sich neu aufzustellen, um sich Herausforderungen wie demographischer Wandel oder auch der zunehmenden Digitalisierung der Welt zu stellen. Für ihn sei es ein Gesamtprojekt, das ihm besonders am Herzen liege.
Schon ab März sollen Onlinebeteiligungen stattfinden. Diese werden auf der Homepage www.badoldesloe.de/gestalten einsehbar sein. Im Mai und Juni soll dann eine Befragung in der Innenstadt stattfinden. Im Juni folgen Bürgerwerkstatt und Rundgang durch die Stadt. Im Dezember 2021 soll es einen gemeinsamen öffentlichen Schlusspunkt der Erarbeitung für den Innenstadtbereich geben.

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