Stormarner Tageblatt 27.02.2021
Stormarner Wochenschau
Taten und Konsequenzen
Patrick Niemeier, Stephan Poost und Volker Stolten
Robust
Die Pandemie greift in alle Lebensbereiche ein. Und auch die Wirtschaft leidet. Trotzdem zeigte sich der Arbeitsmarkt 2020 sehr robust, wie die Arbeitsagentur Bad Oldesloe für den Kreis Stormarn in dieser Woche resümierte. Es liege vor allem am Instrument der Kurzarbeit, heißt es. Ja, klar, die Kurzarbeit hat viele Arbeitnehmer im vergangenen Jahr vor der Arbeitslosigkeit bewahrt und den Unternehmen die Fachkräfte erhalten. Aber auch die Vielzahl der wirtschaftlich gesunden Unternehmen im Kreis Stormarn haben einen Anteil an dem robusten Arbeitsmarkt. Der Erfolg hat also viele Väter: Die Unternehmen, das Instrument der Kurzarbeit, aber eben auch die Ansiedlungspolitik, die seit vielen Jahren im Kreis Stormarn gepflegt wird. Eine starke Wirtschaft hilft also auch in Zeiten der Not.
Drecksäcke
Das Gros der Stormarner hat im Supermarkt, beim Discounter oder in der Fleischerei bestimmt schon mal 500 Gramm Hackfleisch gekauft. Wenn man das auf eine Tonne hochrechnet, sind das 2000 Pakete Hackfleisch. Das wiederum multipliziert mit 142 Tonnen ergibt insgesamt die Summe von 284.000 Paketen. Ganz schön viel! Diese Menge muss man sich mal vor dem geistigen Auge vorstellen. So viele Pakete wurden im übertragenen Sinn in einem Jahr allein in Ahrensburg als Sperrmüll illegal in der Natur entsorgt. Dabei sind die unzähligen Kartons, die bei einem überfüllten Altpapier-Container einfach mal daneben gestellt werden, gar nicht eingerechnet. Hauptsache: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Muss das sein? Nein! Denn erstens kann man seinen Sperrmüll sechs Mal im Jahr kostenlos abholen lassen. Und zweitens gibt es auch eine Papiertonne von der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) gratis. Aber die verschandelt vermutlich die Garten- oder Terrassen-Idylle, gell! Dann doch lieber kurzerhand mit dem Müll in die Botanik und mit der Kartonage an den Altpapier-Container. Merkt ja keiner…!
Allein die Beseitigung der illegal entsorgten 142 Tonnen Sperrmüll in Ahrensburg im vergangenen Jahr schlägt mit Kosten von satten 48.000 Euro zu Buche. Wird umgelegt, klare Sache. Da dürfen sich dann auch die „Umwelt-Terroristen“ nicht wundern, wenn die Müllabfuhr vor Ort immer teurer wird.
Und überhaupt: Was geht denn bloß in den Köpfen dieser Natursünder vor? Gute Frage. Vermutlich nicht viel. Wo wenig Licht ist, ist mehr Platz für Müll…
Verantwortung
Die Corona-Krise stellt uns alle vor Herausforderungen. Aber es ist eben auch eine Pandemie. Über Sinn und Unsinn mancher Maßnahmen kann demokratisch diskutiert werden. Die Durchsetzung der Regeln bleibt für die Glaubwürdigkeit elementar. Stellt man Regeln auf, die lässig kontrolliert werden, kann man die Regeln lassen. Dass das Oldesloer Ordnungsamt ohne echten Außendienst bei der Amtshilfe für den Kreis ziemlich überfordert scheint, ist nachvollziehbar. Dass man keinen Sicherheitsdienst engagiert oder sich dann sogar teilweise aus Reihen der Stadtverwaltung darauf versteift, dass alles ziemlich super laufe, lässt schon schon etwas an der Wahrnehmung zweifeln. Natürlich muss man nicht jedes Mini-Vergehen gegen die Regeln anzeigen oder hart bestrafen, aber sich geradezu von Jugendlichen auf den Exer auslachen und vorführen zu lassen, wird niemand als nette Geste in Erinnerung behalten. Jugendliche werden sowieso oft zu sehr ausschließlich in die Rolle der größten Opfer der Pandemie gesteckt. Das ist dann falsch verstandenes Mitgefühl als entschuldigender Freibrief für Fehlverhalten. Wer seine Jugend über „ich muss feiern können“ definiert, hat größere Probleme als eine Pandemie. Wer mit 16 wählen möchte, sollte fähig sein, reflektiert mit einer Krise umzugehen. Die Überbehütung und das Augenzudrücken werden sich nicht auszahlen.