Kein Kind bleibt ohne Essen

Stormarner Tageblatt  13.03.2021

Diskussion in Bad Oldesloe ließ Eindruck entstehen, Schüler würden vom Mensa-Essen ausgeschlossen

Janine Irentschiuk und Timo Skudlarz in der Mensa im Schulzentrum Olivet-Allee im Sommer 2020.  Finn Fischer
Janine Irentschiuk und Timo Skudlarz in der Mensa im Schulzentrum Olivet-Allee im Sommer 2020. Finn Fischer

Patrick Niemeier Wenn Timo Skudlarz über die Versorgung von Kindern in den Bad Oldesloer Schulmensen spricht, merkt man schnell, dass er in seinem Element ist. Es ist echte Begeisterung zu spüren. „Natürlich könnte ich was anderes machen, ein Restaurant oder so. Aber ich finde es eine tolle Herausforderung, Kinder mit frischem, gesunden Essen zu versorgen“, sagt der Profi-Caterer.
Genau aus diesen Gründen sprang er mit seiner Firma gleich zwei Mal in der Kreisstadt kurzfristig ein, als zunächst ein Betreiber für die Mensa im Schulzentrum an der Olivet-Allee und anschließend für alle Grundschulmensen in der Kreisstadt gesucht worden war. Beide Male war zuvor Kritik an Großcaterern aufgekommen, mit denen Verträge in der Folge nicht verlängert oder gekündigt wurden.
Als Skudlarz und sein Team die Grundschulmensen im Sommer 2020 übernahmen, gab es zahlreiche finanzielle Ausstände von Eltern, die nicht gezahlt hatten. „Wir haben das alles geregelt. Es gibt keine Probleme mehr, was das angeht. Wir sind damals das Risiko eingegangen und wir konnten es mit allen klären. Das kostete Mühe und Arbeit, aber sowas lohnt sich und es geht uns doch um die Versorgung der Kinder“, stellt Skudlarz klar.
Dass ein kleiner Caterer mit einem engagierten Team wie die „Mensa-Crew“ aus der eigenen Kleinstadt die Mensen und damit die Versorgung der Schulkinder retten konnte, erfülle ihn natürlich auch mit Stolz. Insgesamt hoffe man daher auf eine langfristige Fortsetzung der Arbeit in der Kreisstadt.
Irritiert sind er und die lokale Objektleiterin der „Mensa-Crew“, Janine Irentschiuk, über eine Diskussion, die die Oldesloer Grünen-Politikerin Dagmar Danke-Bayer kürzlich losgetreten hatte. Diese verlangte nämlich, dass bei der Verlängerung des Vertrags mit der „Mensa-Crew“ der bestehende Passus gestrichen werde, dass Kinder vom Essen ausgeschlossen werden können, wenn ihre Eltern nicht bezahlen.
Die weitere politische Diskussion hatte zum Teil Bilder von traurigen Kindern entstehen lassen, die in der Ecke sitzen, während die anderen essen dürfen. „Und sowas kann auch hier vorkommen, da sollten wir uns nichts vormachen“, hatte der Linken-Politiker Hendrik Holtz mit Hinweis auf den Vertrag gemahnt.
Vertreter anderer politischer Fraktionen in der Kreisstadt betonten allerdings direkt, dass es dieses Problem momentan nicht gebe und stellten die Frage, warum man diese Diskussion zu diesem Zeitpunkt aufmachen würde.
Bürgermeister Jörg Lembke stellte heraus, dass der Wunsch der Grünen, in den Vertrag aufzunehmen, dass Schulverwaltungen, Sekretariate und Schulsozialarbeiter so eng mit dem Caterer zusammenarbeiten müssen, um zu erreichen, dass eine möglichst lückenlose Teilnahme an der Finanzierung des Schulessens gewährleistet sei, rechtlich gar nicht möglich sei.
Es könne nicht sein, dass Sekretariate oder Schulsozialarbeiter sich mit dem Thema befassen müssen und das könne auch nicht in einem Vertrag zwischen der Stadt und einem Caterer als Dienstleister geregelt werden. Es sei auch schlichtweg nicht notwendig, denn die Kommunikation funktioniere ja.
„Das kommt hier in eine falsche Bahn. Es gibt diese Fälle von Schülern hier in Bad Oldesloe nicht, die kein Essen in der Mensa bekommen. Es gibt auch keine Eltern mehr, die nicht bezahlen. Der Ausschluss des Kindes wäre auch die letzte Eskalationsstufe. Vorher greifen mehrere Stufen. Es geht bei der Regelung rechtlich darum, dass nicht theoretisch im Endeffekt die Stadt finanziell einspringen muss, wenn Eltern sich weigern, zu bezahlen“, stellte der Verwaltungschef klar.
Linke und Grüne machten deutlich, dass es ihnen nicht darum gehe, die „Mensa-Crew“ zu kritisieren oder zu gängeln, sondern darum, was passiere, wenn diese vielleicht nicht mehr die Versorgung übernehme. Es müsse jede auch nur theoretische Möglichkeit im Vertrag ausgeschlossen werden, dass ein Kind ohne Essen bleiben könnte.
„Die Diskussion ist überflüssig. Niemals wird ein Kind bei uns ohne Essen aus der Mensa gehen, weil die Eltern nicht bezahlt haben. Das würden wir niemals zulassen. Wir haben aber absolut keine Probleme mit der Zahlungsmoral der Eltern, wie sie unser Vorgänger offenbar hatte“, so Skudlarz.
Gemeinsam mit seinem ganzen Team rund um Irentschiuk hoffe er nun, dass man sich bald auf eine langfristige Zusammenarbeit mit der Stadt einigen könne. Die Ausschreibung ist um ein Jahr verschoben werden. Eine große Rolle könnte die noch ausstehende Bio-Zertifizierung spielen. „Wir bekommen viel Lob, wir sind mit allen in Kommunikation. Wir ziehen an einem Strang und wir wollen das Beste für die Ernährung der Kinder an den Oldesloer Schulen. Hier ist auch unsere Heimatstadt“, stellt er klar.
Der bürokratische, juristische Weg schließt es aus, dass die Stadt – trotz aller Zufriedenheit mit den Mensa-Rettern aus der eigenen Stadt – den Vertrag ohne Ausschreibung langfristig verlängert. „Wir verstehen den Wunsch und sind ja auch sehr zufrieden. Aber die Mensa-Crew wird sich nächstes Jahr bewerben müssen und dann wird es ein neutrales, offenes Verfahren an dem natürlich auch andere Bieter teilnehmen können und wohl auch werden“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke.

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