Kita-Betreiber wirft das Handtuch

Stormarner Tageblatt  20.03.2021

Der Betreiber der beiden Stoppelhopser-Kindergärten in Bad Oldesloe hat den Vertrag mit der Stadt gekündigt

Die Kita Stoppelhopser am Steinfelder Redder in Bad Oldesloe  Patrick Niemeier
Die Kita Stoppelhopser am Steinfelder Redder in Bad Oldesloe Patrick Niemeier

Patrick Niemeier Eigentlich, so hieß es immer in vollmundigen Verlautbarungen, sollte die Kita-Reform des Landes die Situation der Kitas verbessern. „Ehrlich gesagt, scheint es dort nur um verlässliche, verpflichtende Betreuung für die Eltern zu gehen, aber nicht um die Kinder und nicht um das Personal“, bilanziert jetzt allerdings Claus Geyer, Geschäftsführer der Stoppelhopser gGmbH, die zwei Kitas in Bad Oldesloe betreibt.

Kitas: Stoppelhopser kündigt zum 1. August

Zum 1. August hat die gGmbH jetzt ihren Vertrag mit der Stadt Bad Oldesloe daher gekündigt. Der Grund dafür ist die erwähnte Reform, genau genommen eine notwendige Regress-Forderung, die für Geyer nicht akzeptabel ist. Das Gesetz habe wenig mit den Realitäten im Alltag zu tun. Man habe sich die Situation im Land nicht wirklich angeschaut, sondern etwas am Schreibtisch und im Plenarsaal entworfen. Das gesamte Gesetzeswerk sei komplex, aber er wolle das Problem erklären. Das Problem sei vor allem, dass Fördergelder nicht mehr gezahlt werden, wenn Gruppen geschlossen werden müssen oder Betreuungszeiten eingeschränkt, was aber durch Krankheit, Schwangerschaft und ähnliche Gründe passieren könne.
Für jede Stunde, die eine Gruppe geschlossen sei, werde allerdings auch genau dieser Anteil an Fördergeldern nicht mehr ausgezahlt, erklärt Geyer. Das sei ein Unsicherheitsfaktor in den finanziellen Planungen.
Was große Anbieter oder Kita-Ketten vielleicht wegstecken könnten oder mit der Verlagerung von Personal von einem Ort an den anderen kompensieren, kann eben ein kleiner Anbieter nicht gewährleisten. Und wenn dieser Anbieter auch noch gemeinnützig sei, wie eben eine gGmbH, dann sei es auch nicht möglich, große finanzielle Rücklagen zu bilden.
In der Vergangenheit seien ungefähr drei Prozent der Zeit Gruppen geschlossen gewesen, rechnet Geyer vor. Das klinge nicht viel, bedeute aber schon einen Verlust von mehreren zehntausend Euro. Gleichzeitig müsse das Personal aber weiterbezahlt werden. Das Geld fehle dann im Alltag. Es gebe zum Beispiel nur 12.000 Euro im Jahr für pädagogische Ausstattung. Kurzum: wenn das Geld auf dem Konto fehle, könnten die Kinder irgendwann nicht mehr basteln. Ein undenkbarer Zustand für Geyer und seine Mitarbeiterinnen. Nun sei er als Kita-Betreiber also in einer verzwickten Situation. Denn natürlich stehe das Wohl der Kinder an erster Stelle, andererseits wachse der psychische Druck auf das Personal, möglichst nicht auszufallen. Oder die Versuchung werde bei einigen Betreibern größer, doch eine Gruppe mit einer Fachkraft in der Ausbildung und einem Praktikanten kurz noch in einer Art Notbetrieb offen zu lassen, um sie nicht schließen zu müssen. Das sei aber unverantwortlich.
„Es wird erzählt, wie erfolgreich dieses Gesetz ist. Dabei hat es nur die Eltern im Blick. Es geht nicht um die Bildung der Kinder, sondern um deren Betreuung, damit die Eltern arbeiten gehen können. Jene sind die Wähler und auf die hat man offenbar geschaut“, sagt Geyer. Das müsse halt auch mal klar benannt werden.
Die Fachkräfte würden „ausgequetscht wie Zitronen“ und gleichzeitig sorge man im Land nicht für ausreichend Nachwuchskräfte. Das angeblich „lernende Gesetz“ erfülle nicht, was am Anfang versprochen wurde.
Für ihn sei klar, dass er den angebotenen Vertrag mit der Stadt Bad Oldesloe nicht mehr unterschreiben könne, auch wenn diese sich alle Mühe gegeben habe, die möglich gewesen sei. Bei 10 Prozent Ausfallzeit oder ähnlichem, könnte aber eine Insolvenz der gGmbH drohen. Diese Situation müsse verhindert werden.

Stadt ist in der Verantwortung

„Für Eltern, Kinder und Personal geht es am 1. August weiter wie vorher“, stellt er klar. „Da muss man sich keine Sorgen machen“, ist er sich sicher. Panik gelte es zu vermeiden. Bürgermeister Jörg Lembke ist da etwas defensiver. „Wir versuchen jetzt einen Nachfolger zu finden und hoffen, dass das gesamte Personal übernommen werden kann. Wir bedauern diesen Schritt, weil die Zusammenarbeit mit den Stoppelhopsern immer sehr gut war“, so Lembke. Die Vergabe müsse ausgeschrieben werden. Die Stadt hoffe, dass man das nun in einem verkürzten Verfahren machen könne. Ansonsten werde es sehr knapp zeitlich. Allerdings ist es gesetzlich so, dass die Stadt die Kita-Plätze anbieten muss. Wenn sich also kein Nachfolger finde, werden die Kitas zu städtischen Kitas werden, erklärt Geyer. Solle das nicht umgesetzt werden, werde der Kreis das anordnen, dass die Stadt das zu tun habe.
Es bestehe also absolut kein Zweifel, dass die betroffenen Eltern auch am 1. August noch einen Kita-Platz für ihren Nachwuchs in Bad Oldesloe haben. Er selbst stehe übrigens unter einem neuen Betreiber gerne zur Verfügung, erklärt Geyer. Denn Personal werde sicherlich auch nach der Stoppelhopser-Zeit noch benötigt.

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