Einzelhändler in Schockstarre

Stormarner Tageblatt  24.03.2021

Handel in Bad Oldesloe und Bargteheide hatte nicht mit Erweiterung des Shutdowns zu Ostern gerechnet

Patrick Niemeier Kaufmann Wolfgang Sarau aus Bargteheide ringt nach Worten. Der Vorsitzende des Rings Bargteheider Kaufleute und Inhaber des Geschäfts „Sammeln und schenken“ ist einfach nur fassungslos, sagt er. „Es ist ein Schlag ins Gesicht, was die Entscheider uns da wieder präsentieren“, führt er weiter aus.

Ostergeschäft für kleine Geschäfte zerstört

Wenn er sein Geschäft Gründonnerstag und am Ostersonnabend schließen müsse, sei ihm nach dem Weihnachtsgeschäft dann auch das Ostergeschäft zerstört worden. Das ginge nicht nur ihm so, sondern auch vielen anderen Einzelhändlern. „Wir haben mit vielen Dingen gerechnet, aber dass das passiert, darauf wären wir nie gekommen. Es ist unglaublich“, sagt er.
Die Kunden, die ansonsten kleine Ostergeschenke bei ihm gekauft hätten, würden das dann halt im Supermarkt machen, der ja dann am Sonnabend öffnen dürfe, wenn die Regelung wie beschlossen umgesetzt werde. „Es geht hier auch darum, dass man Regeln nachvollziehbar machen muss. Aber das ist nicht nachvollziehbar. Und ich wiederhole mich gerne: Verbote sind keine Konzepte“, sagt er.
Was ein Großteil der Politik nicht verstehe sei, dass Unternehmer auch Unternehmer heißen, weil sie etwas unternehmen, weil sie Pläne machen, weil sie eingebunden werden wollen, weil sie es gewohnt sind, Lösungen zu finden. Stattdessen werde einfach nur geschlossen. Was dann am Sonnabend im Supermarkt los sei, könne man sich an zwei Fingern abzählen.
Abgesehen von der kurzfristigen Wirkung sei da noch die langfristige Problematik. Wer über Schließungen nachdenke, werde das jetzt noch deutlicher tun. „Da gibt es zwei Sorten, die, die es finanziell nicht mehr schaffen, aber auch die, die einfach keinen Bock mehr haben und die sich dann sagen, dass sie halt etwas anderes machen oder lieber den Ruhestand doch ein, zwei Jahre vorziehen“, sagt Sarau. Genau das werde mit solchen weltfremden Beschlüssen gefördert.
Sarau sorgt sich um die Innenstädte. „Unsere Innenstädte werden darunter leiden, wenn es so weitergeht, und sich davon auch nicht mehr erholen“, malt er ein düsteres Bild. „Man musste schon vor Corona verrückt sein, in den Einzelhandel zu gehen. Wer jetzt echt noch etwas aufmachen will, der muss doppelt verrückt sein“, fügt er an.
Nicole Brandstetter von der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe empfindet die Beschlüsse als „freundlich gesagt: sehr kontraproduktiv“. Es sei doch immer das Ziel gewesen, dass der Einkauf gerade vor Feiertagen entzerrt werde. Jetzt werde er im Supermarkt auf den Sonnabend konzentriert.

Ständig neue Regeln verwirren die Einzelhändler

Sie habe auch kein Verständnis mehr dafür, weshalb immer der Einzelhandel mit strengen Regeln konfrontiert werde, obwohl Experten längst festgestellt haben, dass der Einzelhandel kein Treiber der Pandemie sei. Noch hinzu komme das gefühlte Regel-Chaos. In der einen Woche gelte das und in der anderen das. Warum müssen bestimmte Geschäfte Kontakte dokumentieren, andere nicht? Und warum könne man sich offenbar im Supermarkt nicht anstecken. Auch sie glaubt, dass die Kunden in Massen in den Supermarkt laufen werden. „Das ist komplett unlogisch und nicht mehr nachvollziehbar.“ Klar müsse aber sein, dass sich alle an Abstand und Maskenpflicht halten müssen, selbst wenn der Frust steige. Müdigkeit zähle jetzt nicht, wenn man gemeinsam die Pandemie besiegen wolle. Dafür müsse zugleich sensibilisiert werden. Der Handel habe entsprechende Hygienekonzepte, die dann auch umgesetzt werden müssen.

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