Stormarn mit höchster Todesrate

Stormarner Tageblatt  14.04.2021

4,87 Prozent aller Corona-Infizierten im Kreis sind seit Frühjahr 2020 im Verlaufe der Infektion verstorben

Die Stormarner Kreisverwaltung in Bad Oldesloe musste bisher 286 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona vermelden.  Patrick Niemeier
Die Stormarner Kreisverwaltung in Bad Oldesloe musste bisher 286 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona vermelden. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier 5870 Stormarner hatten sich bis Montag, 12. April, nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. 286 von ihnen verstarben seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020, wie das Gesundheitsamt des Kreises bestätigt. 512 mussten insgesamt in Kliniken behandelt werden.
Damit liegt Stormarn landesweit an erster Stelle was die durchschnittliche Letalität unter Corona-Infizierten mit einem Wert von 4,87 Prozent angeht. Und das deutlich. Denn in ganz Schleswig-Holstein lag dieser Wert am Montag bei 2,75 Prozent, was ungefähr auch der berechneten Sterblichkeit unter Corona-Infizierten weltweit von 2,6 Prozent entspricht.
Wie kommt also der auffällig hohe Wert für Stormarn zustande? Kein anderer Kreis im Land überschreitet momentan überhaupt die vier Prozent. Die zweithöchste Sterblichkeit in Schleswig-Holstein ist momentan für den Kreis Pinneberg festzustellen. Dort verstarben (Stand Montag, 12. April), 328 von insgesamt 9031 Infektionsfällen. In Prozenten ausgedrückt: 3,63 Prozent.

Seniorenheim Billetal wurde hart getroffen

Für Dr. Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit und Soziales beim Kreis Stormarn, können die größeren Infektionsausbrüche in Senioren- und Pflegeheimen bei der Erklärung eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Rolle bei der Erklärung spielen. Vor allem der Wohnpark Riedel in Rohlfshagen und das Seniorenheim Billetal in Trittau waren besonders schwer von Ausbrüchen im Rahmen der Pandemie betroffen.
149 der 286 verstorbenen Infizierten, also rund 52 Prozent, hätten insgesamt direkten Bezug zu Infektionsgeschehen in zahlreichen Senioren- und Pflegeheimen im Kreis, bestätigt Ulferts. Die meisten Todesfälle im Kreis, rund 90 Prozent, traten allgemein in den älteren Generationen Ü70 bis Ü90 auf. Das würde auch erklären, dass seit der Impfkampagne in den Pflegeeinrichtungen die Zahl neuer Todesfälle stetig weiter gesunken sei. „Mit großer Erleichterung stellen wir fest, dass sich die Zahl der Verstorbenen seit Jahresbeginn kontinuierlich verringert. Hier vermute ich einen kausalen Zusammenhang mit den in den Heimen durchgeführten Impfungen“, sagt Ulferts. Aktuell gelten die Pflege- und Seniorenheime im Kreis als corona-frei. Nicht richtig sei hingegen die Annahme, dass Stormarn ein Kreis sei, in dem besonders viele alte Menschen leben und es daher zu der auffällig hohen Todesrate komme. Tatsächlich sei es aber so, dass über die gesamte Dauer der Pandemie gesehen sowohl in absoluten Zahlen als auch in Relation zur Gesamtbevölkerungszahl auffällig viele Infektionen im Kreis quer durch die Gesellschaft, Generationen und das Kreisgebiet aufgetreten seien.
Dass in den vergangenen Wochen die Letalität abnehme, sei auch dadurch erklärbar, dass es laut Ulferts einen ausdrücklichen Trend hin zu Corona-Infektionen bei jüngeren Personen gebe. Im März stieg die Gesamtzahl der Todesfälle im Kreis nur um fünf weitere Covid-19-Patienten an. Unter ihnen allerdings auch eine Vierjährige.
In den aktuell von Infektionen stärker betroffenen jüngeren Generationen ist die Sterblichkeit bei einer Corona-Infektion allgemein geringer, was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht zu schweren Verläufen, Hospitalisierungen und teilweise schwerwiegenden langfristigen gesundheitlichen Einschränkungen führen kann.
Die Zahl der an und mit Covid-19 Verstorbenen sowie der möglichen Ursachen werde weiterhin „soweit möglich regelmäßig analysiert“, sagt Ulferts.

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