Stormarner Wochenschau: Von kleinen und von großen Krisenherden

Stormarner Tageblatt  22.05.2021

Von kleinen und von großen Krisenherden

Viel Wirbel um Parkplätze auf dem Exer in Bad Oldesloe.                        Karikatur: Megi Balzer
Viel Wirbel um Parkplätze auf dem Exer in Bad Oldesloe. Karikatur: Megi Balzer

Guido Behsen, Patrick Niemeier und Volker Stolten

Freundschaft
Die Krise im Nahen Osten und Stormarns Kreisstadt – das hat mehr miteinander zu tun als man auf den ersten Blick vermuten würde. Bad Oldesloe hat Partnerstädte in Israel und Palästina. Mit der Gewalt in der Region wächst hierzulande die Sorge um die Freunde vor Ort. Geht es allen gut? Gibt es Hoffnung auf Entspannung? Oder ist mit noch mehr Blutvergießen zu rechnen? Dr. Hartmut Jokisch, ehrenamtlicher Beauftragter der Stadt für die Städtepartnerschaften mit Jifna (Palästina) und Beer Yaacov (Israel) möchte vor diesem Hintergrund ein Zeichen setzen – in Form eines „Oldesloer Appells“, wonach die Bombardierungen eingestellt und umgehend Friedensverhandlungen aufgenommen werden sollten. Allerdings, so seine Befürchtung, laufe man Gefahr, sich angesichts der weltpolitischen Dimension des aktuellen Geschehens mit einer derartigen Verlautbarung „ein wenig lächerlich“ zu machen. Davon kann jedoch nicht die Rede sein. Der Ruf nach Frieden und das Bekenntnis zur Freundschaft kann nicht oft und entschlossen genug wiederholt werden. Im Großen wie im Kleinen.

Modellcharakter
In Zeiten des Klimawandels ist dieses Pilotprojekt einfach genial, genial einfach. Flexibel und bequem für Kunden, gut für Mutter Erde. Man kommt von A nach B, von der Haustür bis zur Haltestelle. Die Rede ist vom Shuttle-Service Ioki (einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn), der neben Südstormarn seit Ende 2020 in Ahrensburg angeboten wird und den ÖPNV bereichert. Die Elektro-Wägelchen, die aussehen wie englische Taxen, bieten Platz für sechs Personen und sind auch für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen geeignet. Die Stromer, in Ahrensburg fünf Fahrzeuge an der Zahl, sind rund um die Uhr auf Abruf unterwegs und können per App bestellt und bezahlt werden (durch das HVV-Ticket plus 1 Euro Komfortzuschlag). Wobei Zeitpunkt, Abholort und Fahrstrecke koordiniert werden, um Fahrten mit ähnlichen Routen zu bündeln. Eine gute Alternative zum eigenen Auto und umweltfreundlich. Aber rechnet sich das?
Die Stadt Ahrensburg ist da skeptisch und tritt lieber erstmal auf die Bremse. In den ersten viereinhalb Monaten wurden 11.841 Passagiere befördert. Bei jährlichen Kosten von 830.000 Euro zu wenig. Wobei die Rechnung eine Unbekannte hat: Corona. In der Virus-Pandemie sind die Zahlen nicht recht aussagekräftig. Ein Beispiel: Viele Arbeiter, Angestellte, Pendler müssen nicht mehr von A nach B. Sie verrichten ihren Dienst im Home-Office, fallen somit schon mal raus. Die Rechnung ohne Pandemie wäre, klar, eine ganz andere. Was tun? Schwierig!
Na ja, erstmal hat die Schlossstadt noch eine komfortable Galgenfrist: Bis Ende des Jahres läuft der durch Fördergelder finanziell abgesicherte Ioki-Testballon. Erst danach müsste die Stadt dann die Suppe selbst auslöffeln und die Zeche zahlen. Bis dahin könnte sich die Corona-Lage aber um einiges entspannt haben und auch Ioki zu gute kommen. Es gilt, abzuwarten und Tee zu trinken und zu hoffen, dass die Rechnung doch noch aufgeht – für die Kunden, für die Umwelt. Wäre doch schade, wenn dieses gute gedachte Modellprojekt auf dem Abstellgleis landen würde. Einer Branche würde das allerdings wohl gut gefallen: der Taxibranche. Die vielen Chauffeure haben nämlich vom Ioki-Shuttle-Service gar nichts – und noch weniger.

Warteschlange
Regeln, neue Regeln, strengere Regeln, lockere Regeln, Sonderregeln, Ausnahmeregeln – die Corona-Pandemie ist seit vielen Monaten auch eine Zeit der Regeln. Doch da eine Pandemie nunmal ein dynamisches Geschehen ist, sind auch die Entwicklungen im Bereich der Regeln dynamisch. Für manche auch zu dynamisch oder die jeweils neuen Maßnahmen verwirrend. Ein Beispiel war die Situation auf dem Bad Oldesloer Exer in dieser Woche. Wohnmobiltouristen kamen in die Kreisstadt, weil sie dachten, sie dürfen die Wohnmobilstellplätze ab 17. Mai wieder nutzen – durften sie aber nicht, denn diese waren noch gesperrt.
Der Grund: Man war sich nicht sicher, ob die Gäste einen negativen Corona-Test vorweisen und ihre Kontaktdaten hinterlegt werden müssen. Denn, wenn das so wäre, wie kurz darauf Kreis und Land zunächst bestätigten, dann wäre die Stadt nicht in der Lage, diese notwendigen Kontrollschritte zu gewährleisten. Also blieben die Plätze geschlossen. Aber nur wenige Meter weiter parkten die Wohnmobiltouris einfach, auch über Nacht auf dem Exer und wurden „toleriert“. Denn man wollte bis zur Klärung ja nicht unbedingt Touristen vertreiben. Es schloss sich die Frage an, warum sie eigentlich negative Tests vorweisen müssen, wenn sie doch in ihren eigenen rollenden vier Wänden übernachten. So genau konnte das niemand beantworten. Es sei halt so geregelt. Aber es kam die Frage auf, ob es nun Wohnmobilstellplätze oder nur Wohnmobilparkplätze seien.
Eventuell sei es auch möglich, dass die Plätze genutzt werden tagsüber, aber die Gäste in der Nacht in einem Hotel einchecken, dann aber mit Test und Kontaktdaten. Allerdings wäre das halt das Gegenteil von Campingurlaub. Eine Antwort auf die Frage, warum das so gehandhabt werde, lautete: „Weil das vom Land so geregelt wurde.“

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