Stormarner Tageblatt 27.05.2021
Monatelang geplante Sanierungen der Stormarnhalle müssen erstmal zu den Akten gelegt werden
Patrick Niemeier
Man stelle sich vor, eine dringend sanierungsbedürftige, städtische Mehrzweckhalle steht unter Denkmalschutz, aber die Stadt weiß von nichts. Klingt unrealistisch? Ist es aber nicht. Denn genau das ist jetzt in Bad Oldesloe mit der 1967 eröffneten Stormarnhalle passiert. Die Konsequenzen sind für die Kreisstadt fatal. Seit Monaten werden umfangreiche Renovierungs- und vor allem Brandschutzarbeiten in der arg in die Jahre gekommenen Stormarnhalle geplant und auch ausführlich politisch diskutiert. Doch alle Pläne müssen jetzt verworfen und neu gedacht werden.
„Wir haben erfahren, dass die Halle mittlerweile unter Denkmalschutz steht. Das Land hat wohl nach schützenswerten Gebäuden aus den 1960er Jahren gefragt und dann hat der Kreis die Stormarnhalle gemeldet“, erklärt ein erstaunter Bürgermeister Jörg Lembke. Weder Land noch Kreis seien verpflichtet, das der Stadt mitzuteilen. „Schön wäre es aber gewesen, denn es hätte uns eine Menge Arbeit erspart“, sagt Lembke.
Auch mit einem der Architekten der Halle, Volkwin Marg, habe sich die Verwaltung mittlerweile getroffen. Er besitzt ein Urheberrecht auf seinen Bau. „Herr Marg war wirklich sehr nett und ausgesprochen freundlich, aber großen Veränderungen wird auch er nicht zustimmen“, sagt Lembke.
Brand- gegen Denkmalschutz abwägen
Das bedeute unter anderem, dass die geplante Bodenheizung, der komplette Austausch des Hallenbodens oder die Veränderung der Deckensituation nicht durchgeführt werden können. In welcher Form die sanitären Anlagen grundlegend modernisiert werden können, sei auch nicht klar. Sanierungen seien sicherlich möglich, Umgestaltungen eher nicht. „Wir werden da jetzt auch mit dem Kreis sprechen müssen. Es gilt an vielen Stellen auch Brandschutz und Denkmalschutz gegeneinander abzuwägen“, sagt der Bürgermeister. Dass zusätzliche Fluchttüren in die Glasfront eingebaut werden können, sei wohl realistisch, denn sie würden das Aussehen das Gebäude ja im Prinzip nicht grundlegend verändern.
„Das Thema wird uns, denke ich, die nächsten Monate und vielleicht Jahre beschäftigen. Jede geplante Maßnahme muss jetzt neu gedacht und genehmigt werden“, führt der Verwaltungschef weiter aus. Eine komplette Modernisierung oder Teilabrisse seien mittlerweile ausgeschlossen. Das gilt auch für die Außenbereiche. Denn sowohl die große Treppe als auch die Terrasse oder der kleine Garten an der Seite seien Teil des Gesamtdenkmals.
Auf die Wiedereröffnung der Stormarnhalle für den Sport hat das alles erstmal kurzfristig keinen Einfluss. Ab 28. Juni soll die Halle wieder für die Vereine zur Verfügung stehen. Sitzungen sollen dann zunächst in der Festhalle pandemiegerecht über die Bühne gehen. Nur für die vier Stadtverordnetenversammlungen bis Ende des Jahres wurde die Halle präventiv schon mal gebucht. „Wir wollen über den Sommer den Oldesloer Sportlern die Möglichkeit geben, wieder zu trainieren“, sagt Lembke. Das habe er schon vor längerer Zeit entschieden und daran ändere auch diese neue Entwicklung jetzt nichts.
Wohl keine lange Schließung
„Vielleicht wird der Denkmalschutz für die Vereine zunächst sogar ein kleiner Vorteil, was die Öffnung angeht. Denn die geplante lange Schließung wegen Sanierungsarbeiten wird es in der Form wohl erstmal nicht geben können“, sagt Lembke.
Kiel, Kapstadt und Berlin-Tegel
Die Oldesloer können übrigens auch ein wenig Stolz sein. Denn Volkwin Marg ist ein international bekannter Architekt. So war er nach seinem Engagement in Bad Oldesloe auch verantwortlich oder mitverantwortlich für den Bau des Flughafens Berlin Tegel (1974), des Sportforums der Christian Albrechts Universität zu Kiel (1976), des Hanse-Viertels in Hamburg (1980), der Hörnbrücke in Kiel (1997), des Kapstadt-Stadions für die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika (2009) oder des Bahnhof Hamburg-Elbbrücken (2019).