Stormarner Tageblatt 02.06.2021
Die Kreisstadt setzt auf Tagesgäste und möchte auch nach dem Shutdown mit ihren Stärken von Natur bis Kultur punkten
Patrick Niemeier
Mehr Klimabewusstsein und die Nebeneffekte des Corona-Shutdowns könnten für Städte wie Bad Oldesloe touristisch durchaus eine Chance sein. Ungefähr 60.000 Menschen übernachten außerhalb von Pandemie-Zeiten Jahr für Jahr in Bad Oldesloer Hotels. Zumindest ergab das die Statistik für das Jahr 2019. Hinzu kommen mittlerweile einige tausend Wohnmobilgäste.
Für das Corona-Jahr 2020 musste auch in der Kreisstadt ein Rückgang um 57 Prozent der Übernachtungsgäste festgestellt werden, erklärt Agnes Heesch, die bei der Stadt für den Bereich Tourismus zuständig ist. Das zeige aber auch, dass rund 43 Prozent der Gäste offenbar Geschäftsleute oder anderweitig Berufstätige seien, die auch während der Pandemie die Hotel-Übernachtungsangebote nutzen durften. Durchaus ein interessanter Hinweis für zukünftige Einschätzungen der touristischen Situation.
Angebote erhöhen die Lebensqualität der Bürger
Gleichzeitig habe sich gerade in der Phase eines teilweisen Corona-Shutdowns gezeigt, dass Bad Oldesloe mit Naherholungsangeboten punkten kann. Die Zahl der Ausflügler und Tagesgäste steigt weiter. In einer Zeit, in der Aktivitäten wie Wandern zunächst aus der Not geboren wurden, aber anschließend zum Trend wurden, habe sich die Kreisstadt gut präsentieren und positionieren können, weiß Heesch. Diese Tendenz, die schon vor der Pandemie zu erkennen gewesen sei, wolle man weiter stärken. „Auch dieses Jahr werden viele Menschen noch nicht wieder groß in den Sommer- oder Herbstferien in den Urlaub fliegen – umso wichtiger sind gute Angebote in der Region“, erklärt Heesch.
Insgesamt sei es sowieso immer so – und das werde zu oft verkannt – dass touristische Angebote vor Ort auch die Lebensqualität für die Bewohner des Orts erhöhen. Eine Erkenntnis, die sich im Kanu-Verleih oder bei den Stadtführungen zeige. Es seien durchaus auch Oldesloer, die diese Möglichkeiten nutzen. „Wir müssen nicht mit anderen Orten konkurrieren, sondern uns auf unsere eigenen Stärken besinnen. Wir müssen schauen, was wir zu bieten haben und das ist zum Beispiel die Natur, auch die Innenstadt mit ihrer Geschichte und die Kulturveranstaltungen, die wieder losgehen, um einige Beispiel zu nennen“, sagt Heesch.
Den ganz großen touristischen „Leuchtturm“ – wie das Schloss in Ahrensburg oder die Karl May Festspiele in Bad Segeberg – gebe es in der Form halt in Bad Oldesloe bisher nicht. Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen machen es jetzt aber möglich, die vielfältigen örtlichen Angebote zu öffnen und zu erweitern. Dazu zählen zum Beispiel der Kanuverleih auf der Trave, die Fahrradvermietung in der Stadtinfo, Radtouren, Stand-Up-Paddeling mit verschiedenen Angeboten, „Waldbaden“ im Kurpark, ein Besuch bei Alpakas in Lasbek, Kutschfahrten, Minigolf am Bürgerpark, Skateland, Kunstrasen und Street-Workout am Exer, der Beach-Volleyballplatz am Travestadion und natürlich auch die historischen Stadtführungen, die noch im Juni zu verschiedenen Themen wieder beginnen.
Auch das Freibad Poggensee soll im Sommer wieder geöffnet sein, wie erst kürzlich nach langer politischer Diskussion entschieden wurde. Informationen zu all diesen Punkten gibt es auf einer eigens dafür eingerichteten Unterseite der Stadthomepage www.badoldesloe.de/Freizeittipps. Dort sollen auch immer die aktuellen Informationen eingepflegt werden, sollten sich die Pandemiemaßnahmen kurzfristig verändern. „Es geht in Stormarn weniger um zweiwöchige Urlaube, sondern viel mehr um Naherholung und Kurzurlaube und da werden wir Stormarn in den nächsten Jahren definitiv weiter voranbringen. Das hängt damit zusammen, dass das Thema Tourismus sich in den Köpfen der Menschen verändert, das hängt auch mit dem Bereich Klimaschutz zusammen. Fernreisen werden weniger und das nicht nur wegen der Pandemie“, sagte Landrat Dr. Henning Görtz dazu kürzlich mit Blick auf die Entwicklung im gesamten Kreis.
Langfristig wird es für Bad Oldesloe auch wichtig sein, wie es mit der Jugendherberge weitergeht. Für über 10.000 Übernachtungen sorgte diese nämlich bis zum Beginn der Pandemie. Aktuell steht fest, dass sie mindestens bis 4. April 2022 geschlossen bleiben wird. Der Jugendherbergsverband möchte sich noch nicht final zur Zukunft äußern. Dafür müssten die Auswirkungen der Pandemie noch genauer absehbar sein, hieß es kürzlich. Aktuell wird die Herberge noch bis 30. September als Impfzentrum genutzt.