Stormarner Tageblatt 11.06.2021
Mit langem Vorlauf und Corona-Verschiebung ist gestern das Oldesloer Projekt gestartet
Patrick Niemeier
Wie viele Busse fahren tatsächlich durch die Hagenstraße? Gibt es wirklich so einen starken Lkw-Verkehr in der Grabauer Straße oder doch schon mehr in der Hamburger Straße? Wie bewegen sich Pkw innerhalb des Ortes? Diese und viele weitere Fragen sollen beantwortet werden, um in der Folge ein Verkehrskonzept für Bad Oldesloe zu erstellen. Daher wird, wie angekündigt, seit gestern eine Verkehrszählung in der Kreisstadt durchgeführt. Doch die Zeiten, in denen dafür an den Kreuzungen Menschen auf Campingstühlen saßen, um die vorbeifahrenden Fahrzeuge zu protokollieren, sind vorbei.
Videos: Aufgezeichnet und pseudonymisiert
Stattdessen wurden an den größeren Straßen und Kreuzungen digitale Kameras und Zählgeräte installiert. Zum Teil erfolgen auch Video-Aufzeichnungen, die aber nach Beendigung der Zählung gelöscht werden. Die Stadt hatte den Dienstleister „SBI – beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung“ damit beauftragt.
Dieser weist darauf hin, dass datenschutzrechtlich alles abgeklärt sei. An den jeweiligen Messpunkten sind zudem die Daten der Beauftragten hinterlegt, damit Bürger mit Zweifeln an der Rechtmäßigkeit direkt nachfragen können.
Dass die Videoaufzeichnung ohne die Einwilligung jedes Verkehrsteilnehmers erfolgen kann, liegt laut des Dienstleisters darin begründet, dass ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit an der Optimierung des Verkehrsflusses bestehe. Betont wird durch den Auftraggeber, der im Namen der Stadt Bad Oldesloe arbeitet, dass die Aufnahmen nicht für Geschwindigkeitsmessungen verwendet werden.
Die Nummernschilder der gefilmten Pkw und Lkw werden pseudonymisiert. Das bedeutet, dass sie per Software direkt durch einen Hashtag ersetzt werden. Der ermöglicht es anschließend die Wege der Fahrzeuge im Stadtgebiet nachzuvollziehen. Am Ende soll eine Auswertung in der Form geschehen, dass ein Verkehrsmodell für Bad Oldesloe erstellt werden kann. Digital soll es dann möglich sein, den Verkehr virtuell im Modell so zu verändern, dass sich Auswirkungen analysieren und berechnen lassen. Das würde dann wiederum Auswirkungen etwa auf den ÖPNV oder bestehende und geplante Sperrungen haben.
Bei Anwohnern der Grabauer Straße besteht große Hoffnung, dass sie nach einer Zählung ein Verbot des Lkw-Verkehrs durch ihre Straße bewirken können. Für die Hagenstraße erhofft sich die Lokalpolitik Erkenntnisse darüber, wie sich eine Veränderung auf den Verkehr der Innenstadt auswirken würde. Auch eine Verlegung des ZOB am Peters-Parkplatz steht noch zur Diskussion. Erarbeitet werden soll auch, wie sich zukünftige Baugebiete auf die Verkehrsströme auswirken könnten und ob dafür die momentane Ausbausituation der vorhandenen Straßen ausreicht.