Rücksichtslose Oldesloer Partymeute

Stormarner Tageblatt  14.06.2021

Jugendliche reizen Corona-Lockerungen aus und hinterlassen Müllchaos auf Kunstrasenplatz

Überall auf und um den Platz wurde Müll in großer Menge zurückgelassen.  privat
Überall auf und um den Platz wurde Müll in großer Menge zurückgelassen. privat

Patrick Niemeier
Scherben, Konfetti, Kaugummis, ein ausgekippter Nudelsalat, leere Tüten, Partygeschirr und Zigarettenkippen – der Kunstrasenplatz am Oldesloer Exer war am Sonnabendmorgen ein einziges verdrecktes Chaos.
Es war angesichts der Wetterlage und der Ankündigung, bei Jugendlichen nach dem Corona-Shutdown hier und da auch mal ein Auge zuzudrücken, eine Eskalation mit Ansage. Die berüchtigte Oldesloer Partymeute knüpfte leider nahtlos an ihr Verhalten vor der Pandemie an.
Erneut wurde das Vertrauen der Stadtverwaltung, die angekündigt hatte, ein wenig mehr Rücksicht auf junge Oldesloer und ihr Bedürfnis sich wieder treffen zu können zu nehmen, enttäuscht und schlichtweg ausgenutzt. In der Nacht auf Sonnabend hatten mehr als hundert vor allem jugendliche Oldesloer eine Party auf dem Kunstrasenplatz in der Kreisstadt gefeiert – und den Platz in diesem chaotischen Zustand zurückgelassen.
Dabei wurde laut Augenzeugen nicht nur gegen noch bestehende Corona-Regeln verstoßen, sondern vor allem ein Müllchaos angerichtet. Außerdem seien auch weit nach Mitternacht noch alkoholisierte Minderjährige vor Ort gewesen, heißt es.
Den Egoismus und die Rücksichtslosigkeit müssen nun andere ausbaden. Der Müll wurde zum Teil am Morgen von Passanten entfernt, die nach eigener Aussage „im Sinne der Kinder und Sportler, die sich benehmen können“ einer Diskussion über die Sperrung der Fläche zuvorkommen wollten.
Aber: Zu seinem eigentlichen Zweck, dem Sport, kann der Platz trotzdem nicht genutzt werden. Denn die Helfer fanden zahlreiche Scherben vor. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, dass diese nur durch eine umfangreiche Säuberung entfernt werden können, weil sich kleine Scherbenteilchen zwischen das Granulat der Kunstrasenoberfläche mengen. Wenn dann in einem Fußballspiel ein Spieler fällt oder gefoult wird, drohen schlimme Verletzungen.
Normalerweise ist laut den ausgehängten Platzregeln das Feiern auf der Fläche, beziehungsweise alles was nicht mit Sport zu tun hat, verboten. Sportler sehen jetzt die Verwaltung gefordert, diese Regeln konsequent durchzusetzen und die Fläche im Zweifel bei illegalen nächtlichen Sommer-Partytreffen direkt räumen zu lassen. Zudem wird erneut eine generelle nächtliche Sperrung der Fläche ins Gespräch gebracht.
Die Polizei war in der Nacht durchaus immer wieder mit mehreren Streifenwagen vor Ort, um die Gesamtsituation im Blick zu behalten und Straftaten zu verhindern.
Außerdem bemühte man sich auf Coronaregeln hinzuweisen. Dabei seien keine schwerwiegenden Verstöße festgestellt worden, hieß es von Beamten kurz vor Mitternacht. Ansonsten gehe man mit viel Fingerspitzengefühl vor, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Nach bisherigen Informationen handelte es sich bei einem Teil der Feiernden um Schulabgänger, die ihren Abschluss feiern wollten, aufgrund der Corona-Situation aber dazu nicht die Möglichkeit in einer Diskothek oder Halle hatten.
Allerdings hatte es schon in der Vorwoche eine deutlich kleinere, aber ebenfalls aus dem Ruder laufende Party Jugendlicher auf dem Platz gegeben.
Der VfL Oldesloe reagierte entsetzt auf den Zustand des Platzes. Ein Testspiel der C-Jugend gegen den Niendorfer TSV am Wochenende muss abgesagt werden. Und das, nachdem man sich nach wochenlanger Zwangs-Corona-Pause darauf sehr gefreut habe.
„Wir können die Partie dort jedenfalls nicht austragen. Das Verletzungsrisiko wäre einfach zu groß. Nicht auszudenken, wenn ein Spieler nach einer Grätsche eine Glasscherbe im Oberschenkel stecken hätte “, erklärt VfL-Pressewart Nico v. Hausen. Auch Raed Makhmalji (16) aus der VfL-A-Jugend zeigt sich verständnislos, als er gestern zum Trainieren auf den Platz kommt und dort immer noch Kronkorken, Müll und Glas vorfindet: „Diese Leute denken überhaupt nicht darüber nach, was sie da anrichten.“
Denn auch wenn Passanten und Freizeitsportler am Sonnabend die Fläche so gut es ging säuberten – kleine Scherben blieben zwischen den Kunstrasenhalmen wie befürchtet liegen.

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