Stormarner Tageblatt 03.07.2021
Blindgänger in Bad Oldesloe: Allerdings verzögerte sich die Evakuierung des Sperrgebiets
Patrick Niemeier
Selbst unvernünftige Anwohner konnten die erfolgreiche Entschärfung eines Blindgängers nur kurz aufhalten. Der Kampfmittelräumdienst hat in Bad Oldesloe am gestern schneller als erwartet eine amerikanische 250-Kilogramm-Fliegerbombe entschärft.
Das explosive Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs war bei Bauarbeiten in der Grabauer Straße aufgetaucht. Seit 9 Uhr waren entsprechend umfangreiche Straßensperrungen in der Kreisstadt durch die Polizei eingerichtet worden.
Bis 10 Uhr sollte das komplette Gebiet rund um den Fund evakuiert sein, während sich die Einsatzkräfte an der Feuerwehr in der Lübecker Straße und am Katastrophenschutzzentrum in der Turmstraße bereithielten.
Doch gerade als man dachte, dass dieses Mal die Disziplin der Anwohner gewonnen hätte, kam die Meldung, dass sich – wie schon bei früheren Entschärfungen in der Kreisstadt – im Evakuierungsgebiet noch Personen aufhielten. Die Entschärfung durch den angerückten Kampfmittelräumdienst konnte daher doch nicht schon um 10.30 Uhr beginnen, sondern musste um eine Stunde verschoben werden.
Die Polizei geleitete die Personen derweil aus der gesperrten Zone. „Die Evakuierung verlief nicht so reibungslos, wie geplant, da wiederholt Personen im Sperrbereich gesichtet wurden, beziehungsweise sich in ihren Wohnungen weiter aufgehalten haben“, bestätigt Polizeisprecherin Rena Bretsch.
Gut und reibungslos lief hingegen die Zusammenarbeit der insgesamt 136 mit der Entschärfung beschäftigten Personen von Stadt, Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr und Hilfsorganisationen. Unter anderem betreute das SEG des Katastrophenschutzes evakuierte Personen im Bürgerhaus in der Mühlenstraße.
Rund 200 Personen wurden durch die Hilfskräfte währen der Evakuierung betreut. Hierbei handelte es sich vor allem um Senioren, die nicht bei Freunden oder Verwandten untergekommen waren. Viele andere Anwohner waren sowieso nicht zu Hause. Mehrere Unternehmen schlossen für die Zeit der Evakuierung – darunter zwei Tankstellen. Auch zwei Pflegeheime und zwei Kindergärten waren von den Sperrungen und Evakuierungen betroffen.
Zum ersten mal überhaupt wurde der Lageraum der Freiwilligen Feuerwehr genutzt. Gemeindewehrführer Olaf Klaus zeigte sich mit dem Ablauf, der Koordination und Kooperation der verschiedenen Organisationen und Einsatzkräfte sehr zufrieden. Um 11.30 Uhr konnte die Entschärfung schließlich beginnen und bereits kurz nach 12 Uhr als erfolgreich beendet vermeldet werden.
Oliver Kinast, stellvertretender Leiter des Kampfmittelräumdienstes Schleswig-Holstein, hatte nach eigener Aussage mit einer schwierigeren Entschärfung gerechnet, weil die Bombe sehr verdreckt gewesen sei. Den Hinweis auf die Bombe gab es durch die Auswertung von Luftbildern. Die Überprüfung vor Ort habe ergeben, dass dort tatsächlich ein Blindgänger lag.
Gegen 12.30 Uhr waren nach der erfolgreichen Entschärfung dann auch fast alle Absperrungen im Stadtgebiet wieder aufgehoben.
Insgesamt wurde von den Beteiligten – abgesehen von der Unvernunft einer Minderheit unter den Anwohnern – ein positives Fazit gezogen.