Stormarner Tageblatt 12.07.2021
Stormarner sind verwundert und reagieren teilweise mit Spott
Patrick Niemeier
Ging der Sirenen-Probealarm im Kreis Stormarn erneut komplett schief oder konnten hinter den Kulissen wertvolle Informationen gesammelt werden? Fakt ist, nach der großen Kritik am Warntag 2020, an dem viele Stormarner vergeblich lauschten, ob die Sirenen in ihren Dörfern und Gemeinden anspringen würden, wurde für den vergangenen Sonnabend ein Probealarm aller Sirenen im Kreis angekündigt. Doch nur sehr wenige ertönten tatsächlich auch.
Dafür gibt es vor allem in den sozialen Medien von den Stormarnern Kritik, Verwunderung und auch jede Menge Spott zu lesen. Tatsächlich ist das Problem, dass die Probe mehrfach angekündigt wurde und nun vielerorts das Gefühl vorherrscht, dass die lokalen Warnsysteme nicht funktionieren.
Was allerdings dieses Mal reibungslos klappte, war die Alarmierung über die Nina-App und Katwarn. Auch da hatte es am Warntag 2020 vereinzelt Probleme gegeben, die aber laut Landrat Henning Görtz (CDU) nicht in Stormarn zu suchen waren.
Doch mit den Problemen war Stormarn 2020 nicht alleine, so dass der nächste bundesweite Warntag gerade von Innenminister Horst Seehofer (CSU) in das Jahr 2022 verlegt wurde, damit es nicht erneut zu dem Eindruck komme, dass die Systeme und ihr Zusammenspiel nicht funktionieren.
In Stormarn wollte man sich mit dem Test am Sonnabend auf den nächsten bundesweiten Warntag vorbereiten und natürlich vor allem auch selbst in Erfahrung bringen, wie die Systeme in Stormarn funktionieren. Es hatte im Vorjahr auch deutliche Kritik daran gegeben, dass zu sehr auf Warnungen über Warn-Apps gesetzt werde. „Längst nicht alle Stormarner kennen oder nutzen die Nina-App auf dem Handy“, analysierte Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) nach dem ersten Warntag.
„Interessant ist für uns, dass viele Bürger offenbar darauf warten, dass im Katastrophenfall die Sirenen zu hören sind. Das ist durchaus eine wichtige Erkenntnis für uns“, sagte Landrat Görtz im September 2020. Daher wolle man 2021 testen, welche Sirenen noch funktionieren.
Mit der Umstellung auf Digitalfunk und individuelle Alarmierung seien nämlich viele Sirenen auch auf den Dörfern deaktiviert worden oder würden nicht mehr gepflegt, erläuterte damals Andreas Rehberg, Leiter des Bereichs Sicherheit und Gefahrenabwehr.
Dieser Test am Sonnabend zeigte nun, dass wohl tatsächlich nur noch sehr wenige Sirenen kreisweit so funktionierten, wie mal gedacht. „Hinsichtlich der Sirenen sind die Alarme automatisiert von der Leitstelle ausgelöst worden. Nun beginnt für uns die Auswertung gemeinsam mit den Akteuren vor Ort“, erklärte der Landrat.
Sirenen seien heutzutage kein flächendeckendes Instrument des Zivilschutzes mehr. „Da auch die Alarmierung der Feuerwehren zum großen Teil nicht mehr über Sirenen erfolgt, müssen wir die Ergebnisse dieses Probealarms von Ort zu Ort verifizieren“, erklärte Görtz.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat kürzlich angekündigt, bundesweit 88 Millionen Euro in die Installation neuer Sirenen oder die Instandsetzung alter Anlagen zu investiert.