Stormarner Wochenschau: Krisenherde, Klinikservice und ein Kauz

Stormarner Tageblatt  24.07.2021

Krisenherde, Klinikservice und ein Kauz

Das lange Warten auf den Einsatz im Katastrophengebiet.                        Karikatur: Megi Balzer
Das lange Warten auf den Einsatz im Katastrophengebiet. Karikatur: Megi Balzer

Patrick Niemeier und Volker Stolten

Der Bericht
Während einige Kilometer weiter Hilfe dringend benötigt wurde und wird, mussten viele ehrenamtliche Helfer aus Schleswig-Holstein 48 Stunden in Rheinland-Pfalz auf ihren ersten richtigen Einsatz warten. Der Frust wuchs und die Erleichterung und Motivation war umso höher, als es Freitag dann auf in die Krisenregion ging, um praktisch anzupacken. Natürlich kann das ganz pragmatische Gründe haben und natürlich muss man das auf- und erklären, wie es zu diesen Situationen kommt. Und natürlich müssen wir als Journalisten über all das berichten. Als wir allerdings mit unseren Berichterstattungen von reinen Pressemitteilungen des Landesfeuerwehrverbands und der Landesregierung abwichen, die zum Teil halt an anderen Stellen nicht hinterfragt wurden, gab es erste Kritik. Muss man denn von den Koordinations-Problemen vor Ort berichten? Muss man zeigen, wie Feuerwehrleute tatenlos in einem Camp sitzen (müssen)? Wird damit nicht das Image der Feuerwehren beschädigt? Die Antworten darauf sind sehr einfach: Das Ganze nennt sich Journalismus und nicht Public Relations, auch wenn das so manchen Menschen nicht mehr ganz klar zu sein scheint. Es geht nicht darum, möglichst immer nur die schönen und gelungenen Seiten zu zeigen oder Heldengeschichten zu erzählen. Das Image der engagierten Feuerwehren wurde bestimmt nicht beschädigt. Im Gegenteil. Es wurden Probleme benannt, die Feuerwehrleute selbst umtreiben, die viel lieber helfen wollten, als im Lager zu sitzen. Kritik an Fehlern in der Koordination – seien es nicht funktionierende Sirenen oder auch Fehler bei den Einsatzplanungen, sind nie persönliche Angriffe, sondern es sind kritische Berichte. Es geht nicht darum, Menschen vorzuführen oder mit dem Finger auf sie zu zeigen – zumindest nicht bei uns. Die Wehren konnten am Ende ihrer Arbeit nachkommen, auch darüber berichten wir natürlich und das sehr gerne.

Die Stromstelle
„Service“ war noch nie ein Fremdwort für die Klinik Manhagen in Großhansdorf. Jeder, der in der Klinik mal als Patient gelegen hat – meinereiner inbegriffen – kann das sicherlich bestätigen (bis auf Ausnahmen, aber die gibt es ja immer). Service wird gelebt – und nicht nur in der Klinik, auch außerhalb: Die Verantwortlichen haben nun auf dem Klinik-Areal zehn E-Ladestationen installiert – für Mitarbeiter, Patienten, Besucher. Da muss nun niemand mehr eine Ladesäule weit ab vom Schuss suchen und Umwege in Kauf nehmen. Nein. Jetzt tanken E-Autofahrer ihren Kraftstoff, der obendrein aus zertifiziertem grünen Strom besteht, sozusagen direkt vor der Haustür – klimafreundlich und komfortabel. Besser geht’s nicht!
Die Klinik hat verstanden und sich bei der eingeläuteten Mobilitätswende zukunftsorientiert aufgestellt. Darüber hinaus können Mitarbeiter den E-Tank-Service zu vergünstigten Tarifen nutzen. So wird ein Schuh draus! Wenn jetzt noch die Elektro-Fahrzeuge für Otto Normalverbraucher günstiger zu haben wären als Verbrenner, wie das beispielsweise in Norwegen der Fall ist, würde ein ganzer Stiefel draus und die Elektro-Mobile hierzulande vermutlich weggehen wie warme Semmeln…!

Der Wechseltrick
Da wird die Hilfsbereitschaft auf eine harte Probe gestellt. Eigentlich hilft der Mensch ja gerne und greift anderen unter die Arme, wo es geht. Auch wenn jemand beispielsweise nach dem Weg fragt oder der Postbote ein Paket für den nicht daheim angetroffenen Nachbarn in der Hand hält, gibt man freizügig Auskunft oder nimmt das Paket gerne entgegen. Aber in diesem Fall überlegt man zwei Mal, ob man hilft oder es lieber lässt.
Bei der Frage nach Wechselgeld kann es nämlich passieren, dass die Hilfsbereitschaft schamlos ausgenutzt wird. So wie diese Woche in Geesthacht. Dort hat ein Wechselgeld-Betrüger Beute gemacht: Als das Opfer die Geldbörse zückte und nachsah, ob es wechseln kann, griff der Täter fingerfertig zu und floh mit insgesamt 300 Euro. Eine knappe Stunde vorher hatte der Langfinger das schon bei einem Mann probiert. Doch der wehrte sich vehement und konnte den Griff ins Portmonee gottlob vereiteln.
Man glaubt ja erstmal an das Gute im Menschen und denkt an nichts Böses. Aber durch diese Wechseltrick-Masche ist man verunsichert und sollte wenigstens auf der Hut sein. Das rät auch die Polizei: Schaffen Sie Distanz zu der nach Wechselgeld fragenden Person, um der keinen Einblick ins Portmonee zu gewähren. Lassen Sie sich nicht überrumpeln. Machen Sie in solch Situation andere auf sich aufmerksam. Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Der Nörgler
„Da sind die großen Fans der Behörden“, ätzte ein Mann in der Fußgängerzone, der „kontrollierte“, ob wirklich alle Leute keine Maske tragen, denn sie müssten das ja nicht mehr. Als er zwei Passanten mit Maske antraf, fiel der Satz. „Die lassen sich bestimmt auch impfen“, lachte er höhnisch. Statt Wut und Unverständnis kann man aber nur noch Mitleid mit ihm empfinden. Komischer Kauz. Was muss in solchen Gehirnen vorgehen oder eben nicht? „Zwei Dinge sind unendlich, die Dummheit und das All“, soll Albert Einstein gesagt haben.

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