Alter Friedhof wird aufgewertet

Stormarner Tageblatt  27.07.2021

Für fast eine Million Euro soll die historische Anlage in Bad Oldesloe saniert werden

Das Torhaus am Haupteingang ist ein architektonisches Kleinod, sagen Experten.  Patrick Niemeier
Das Torhaus am Haupteingang ist ein architektonisches Kleinod, sagen Experten. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Er ist Treffpunkt, Park, ein Ort für Spaziergänger, ein historisches Kleinod, eine Heimat für Insekten und Fledermäuse und natürlich ein Friedhof: Der historische Friedhof in der Bad Oldesloer Innenstadt kann nach langer politischer Diskussion aufgewertet werden. Dafür stehen jetzt Städtebauförderungsmittel in Höhe von 963.695 Euro zur Verfügung, wie das Innenministerium am Montag, 26. Juli, mitteilte. Die Kosten der Sanierungsmaßnahmen teilen sich Bund, Land und die Stadt Bad Oldesloe zu gleichen Teilen.

Diese Maßnahmen sind vorgesehen
„Das Gelände des historischen Friedhofs in Bad Oldesloe kann jetzt sinnvoll und nachhaltig umgestaltet werden. Ich freue mich, dass wir mit den Mitteln der Städtebauförderung so eine historische und für die Allgemeinheit zugängliche Grünanlage deutlich aufwerten und als Anziehungs- und Ruhepunkt attraktiv erhalten können“, erklärt Innenstaatssekretär Torsten Geerdts. Doch was soll genau mit den Geldern passieren? Vor allem ist vorgesehen, die historischen Wege wieder herzustellen.
Ebenso sollen der historische Baum- und Pflanzenbestand sowie die Wiesenflächen erhalten bleiben. Insgesamt ist es ein Ziel, dass die Aufenthaltsqualität erhöht wird. Dazu zählen Beleuchtungen und Bänke. Auch Infotafeln waren in den Planungen vorgesehen. Außerdem soll zum Beispiel der Eingangsbereich aufgewertet werden. In der gesamten Diskussion zeigte sich die schwierige Abwägung zwischen Park, Treffpunkt und natürlich einem Friedhof mit Totenruhe. Der Friedhof in der Oldesloer Innenstadt war laut Historikern zwischen 1823 und 1824 angelegt worden. In den vergangenen Jahren geriet verstärkt in den Fokus, dass er selbst insgesamt eine Art landschafts- und gartenarchitektonisches Denkmal sei. „Was Sie hier in Ihrer Stadt haben, ist einmalig und absolut schützenswert. In dieser Zusammenstellung und mit dieser Geschichte gibt es ihn nicht ein zweites Mal“, betonten bereits 2017 Joachim Schnitter, Experte für Gartendenkmalpflege, und Landschaftsarchitekt Frank Bellinger in ihrem Gutachten zum Friedhof.
Einer der Aspekte müsse daher sein, die Historie gerade auch für Lehrer und Schüler erfahr- und erlebbarer zu machen. Das Torhaus sei ein besonderes kulturhistorisches Zeugnis, erklärten Experten, weil es ein Jugendwerk des damals erst 24-jährigen Stararchitekten Alexis de Chateauneuf sei. Hinzu komme der Obelisk von 1871, der an den deutsch-französischen Krieg erinnere, sowie der ummauerte, ehemals mit Eichen umpflanzte „Heldenhain“. Durch die Einfügung der Plastik einer trauernden Frau wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg umgedeutet von einem überkommenen und kritisch zu betrachtenden „Heldengedenken“ hin zu einer Trauerstätte, an der auch seit vielen Jahren am Volkstrauertag aller Opfer von Krieg und Gewalt auf der Welt gedacht wird. 2018 fand auf dem Friedhof eine Veranstaltung mit allen interessierten Bürgern statt, die sich über den Planungsstand der Sanierung informieren und ihre Meinung und Vorschläge hinterlegen konnten. Ein zunächst noch angedachter Kanu-Anlegeplatz an der Trave mit Steg sowie eine Aussichtsplattform sind mittlerweile allerdings nach längeren Diskussionen gestrichen worden. Vor allem wurde immer wieder betont, dass der Naturschutz zu beachten sei. Es sollen nicht unnötig Bäume entnommen werden. Teile des alten Friedhofs werden mittlerweile als Blütenwiesen für Insekten nicht mehr gemäht. Die Arbeiten sollen laut der Stadtverwaltung dann starten, wenn die Arbeiten an der Sohlgleite am Zusammenfluss von Beste und Trave, die aktuell laufen, abgeschlossen sind.

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