Stormarner Tageblatt 18.08.2021
Thorsten Niemann aus Scharbeutz ist amtierender Deutscher Meister: Beim Trave-Cup in Bad Oldesloe zeigt er seine Klasse
Guido Behsen
Der Ischias nervte, aber er behielt die Nerven: Minigolf-Routinier Thorsten Niemann hat den 31. Trave-Cup auf der Anlage des MSC Bad Oldesloe gewonnen. Der amtierende Deutsche Meister wurde auch beim traditionsreichen Turnier seines Heimatvereins der Favoritenrolle in der Senioren-Klasse I (bis 57 Jahre) gerecht.
Vier Runden über die 18 Bahnen dreht beim Trave-Cup jeder Teilnehmer. Gestartet wird in einer Gruppe zu je drei Spielern. Oder besser: Sportlern. Denn wer hier antritt, für den ist Minigolf mehr als Freizeitvergnügen. Es ist großer Amateursport.
Im Schnitt sagenhafte 1,2 Schläge pro Bahn
22-22-22-20 – so steht es am Ende neben Niemanns Namen am Aushang, auf dem Uwe Wernecke alle Ergebnisse notiert. Heißt: Für seine vier Runden benötigte der Meisterspieler ganze 86 Schläge. Im Schnitt 1,2 pro Bahn – ein für Gelegenheits-Minigolfer unfassbarer Wert. Dabei ist Niemann zuletzt gar nicht regelmäßig zum Trainieren gekommen: Sein Job an der Lübecker Uniklinik lässt das in Zeiten von Corona kaum zu. Dafür konnte er beim Trave-Cup den Heimvorteil nutzen: „Ich bin seit 31 Jahren Mitglied beim MSC Bad Oldesloe und hier auch Sportwart.“
Gelernt hat Niemann das Minigolfen in seiner Heimatgemeinde Scharbeutz. Als Jugendlicher und junger Mann sei er beinah täglich auf die dortige Anlage gegangen und buchstäblich entdeckt worden: „Mitglieder des MSC Bad Oldesloe haben bei uns in Scharbeutz gespielt und mich angesprochen. Es war der einzige Verein in der weiteren Region, also bin ich eingetreten.“ Und geblieben.
Die Anlage in Scharbeutz, auf der Niemann das Einlochen lernte, existiert heute nicht mehr. Stattdessen gibt es an der Ostseeküste wie auch anderenorts im Land immer mehr sogenannte Adventure-Golfplätze, auf denen auf Kunstrasen und über natürliche Hindernisse gespielt wird. „Die werden super angenommen“, weiß Niemann und gibt bescheiden zu: „Für mich ist es teilweise unbegreiflich, dass einige dieser Bahnen mit einem Schlag gespielt werden können.“
Ein Profi-Ball kostet 18 bis 19 Euro
Denn beim Minigolf muss jede Bahn mit einem Schlag „bezwungen“ werden können. Zumindest theoretisch. Das gilt auch für die Anlage in Bad Oldesloe, diesem vor allem Dank Karla und Wolfgang Burmester unverwüstlichen Eternit-Oldtimer von 1964. Tatsächlich haben die Turniersportler gegenüber den Freizeitspielern abgesehen von Talent und Training einen entscheidenden Vorteil: die Ausrüstung. So hat der Profi-Schläger eine Gummibeschichtung, die eine bessere Kontrolle der Geschwindigkeit ermöglicht, aber auch angeschnittene Schläge mit viel Effet.
Vor allem aber hat einer wie Niemann für jede Bahn den passenden Ball zur Hand beziehungsweise in einer Socke am Hosenbund, die das Spielgerät auf Temperatur hält. Einige Bälle sind bleischwer, andere springen fast wie ein Flummi, einige sind lackiert, andere nicht, die wenigsten erinnern an einen klassischen Golfball.
Kombinierte Meisterschaften 2023 sind das Ziel
An der Stelle kann das so bodenständige Hobby Minigolf übrigens richtig teuer werden. 18 bis 19 Euro kostet ein Profi-Ball heutzutage, ein paar Dutzend hat Niemann immer dabei, rund 500 besitzt er insgesamt.
Aber die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn die Technik nicht stimmt. Die leicht gebeugte Haltung zentral über dem Ball beim Abschlag entscheidet mit über den Erfolg – Rückenschmerzen hin oder her. Zudem gelte es die Konzentration über mehrere Runden hoch zu halten, weiß Niemann. Alkohol und Zigaretten sind auch deswegen bei Turnieren verboten.
2023 will Niemann es noch einmal richtig wissen. Dann soll in Trappenkamp die Kombinierte Deutsche Meisterschaft (Beton- und Eternitbahn) stattfinden. Für ihn wäre es die letzte Chance auf den Titel in der Altersklasse Senioren I. Niemann will sie nutzen. Wenn der Ischias nicht nervt.