DLRG-Vereinsheim ist eine Baracke

Stormarner Tageblatt  28.08.2021

Bad Oldesloe: Lokalpolitiker entsetzt über die heruntergekommenen Räumlichkeiten

Timo Lübben (v.l) und Steffen Buchholz mit Andreas Lehmann und Wilfried Janson im „Vorstandbüro“ der Bad Oldesloer DLRG. Patrick Niemeier
Timo Lübben (v.l) und Steffen Buchholz mit Andreas Lehmann und Wilfried Janson im „Vorstandbüro“ der Bad Oldesloer DLRG. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Es riecht vermodert und verschimmelt, wie in einem seit Jahren nicht belüfteten Keller. Der Holzboden ist uneben und scheint an einigen Stellen leicht nachzugeben. An der Decke sind Verfärbungen zu erkennen, die Fensterläden sind geschlossen, manche lassen sich auch gar nicht mehr öffnen. Das alles klingt nach einem „Lost place“ oder einem Szenario für einen Krimi, aber es handelt sich um das Vereinsheim der DLRG Bad Oldesloe oder genauer gesagt, um die Baracke am Kurpark, die diesen Namen seit Jahrzehnten trägt.
„Wir haben hier manchmal Probleme mit Nagetieren“, sagt Timo Lübben und zeigt auf eine der gelblichen Verfärbungen über den Köpfen der Besucher, die froh sind, dass sie sowieso einen Mund- Nasenschutz tragen müssen.
Faschingsfeten, Vereinsabende, Erste Hilfe Ausbildung, Jugendtreffen? Das alles findet hier seit Jahren nicht mehr statt. Im sogenannten „Vorstandsbüro“ stehen Stühle aus einer alten Essecke. Die Toiletten wirken improvisiert, die kleine Teeküche ist mehr als nur in die Jahre gekommen.
Lübben und sein Vorstandskollege Steffen Buchholz führen Vertreter aus Lokalpolitik und vom Kinder- und Jugendbeirat durch die Räumlichkeiten. Das hatten ihre Vorstandsvorgänger vor fünf Jahren schon mal gemacht, voller Hoffnung, dass sich an der Situation etwas ändern würde. „Es hat durchaus Gespräche mit der Verwaltung gegeben. Doch dann waren Lösungen zu teuer oder unpraktikabel und dann passierte erstmal wieder nichts“, sagt Buchholz. An eine geregelte Jugendarbeit für den Verein mit rund 350 Mitgliedern sei schon lange nicht mehr zu denken. Für Erste-Hilfe-Kurse ist die Baracke ohnehin nicht geeignet, weil es keine Behindertentoilette gibt. Das gesamte untergestellte Material leidet außerdem unter der Feuchtigkeit.
„Es ist mir unangenehm, ja peinlich, was ich hier sehen muss. Ich schäme mich als Lokalpolitiker. Es muss sich kurzfristig etwas tun“, sagt der partei- und fraktionslose Stadtverordnete Andreas Lehmann, bevor er bittet lieber wieder vor die Tür zu gehen.
Er hoffe darauf, dass man sich sozusagen einigen könne: Die Rettungsschwimmer übernehmen nächstes Jahr die Wochenend-Wachdienste am Poggensee. Im Gegenzug könne man dort die 250.000 Euro für den Dienstleister und sonstige Kosten einsparen. Wenn man das auf zwei Jahre rechne, wären schon 500.000 Euro für ein neues Vereinsheim drin.
Ganz so einfach sieht es Matthias Nordmann (CDU) nicht. „Poggensee und Vereinsheim sollten nicht in einen Topf geworfen werden. Aber da sieht man, wohin die politische Diskussion gehen könnte“, sagt Nordmann. Die Notwendigkeit, dass die DLRG ein anderes Vereinsheim benötige, sei allerdings unumstritten. Gerade nach den Shutdows müsse für Jugendliche die Möglichkeit gegeben werden, sich einzubringen, zu engagieren und zu treffen. „Auch wenn unser Kerngeschäft sozusagen das Rettungsschwimmen und der Rettungssport ist, bieten wir ja auch Dinge an, bei denen die Menschen einfach nur zusammenkommen“, sagt Buchholz. Vertreter des Kinder- und Jugendbeirats bestärkten ihn darin. „Hier ist leider nicht der Ort, an dem wir etwas Attraktives anbieten können“, ergänzte Lübben. „Dabei sollte es ja durchaus von Interesse sein, dass es gute Angebote gibt. Dann sind einige Jugendlich hier, bevor sie vielleicht am Exer randalieren.“
Wichtig ist es der DLRG zu betonen, dass sie Unterstützung braucht und keine Forderungen aufstellt. Und sehr gerne würde sie auch an Wochenenden ehrenamtlich Wachdienste am Poggensee in der Zukunft übernehmen. „Es ist ja nicht so, dass wir uns hier in der Stadt nicht einbringen wollen. Ganz im Gegenteil“, sagt Buchholz. Auch Wilfried Janson von den Grünen hofft, dass die DLRG sich in den nächsten Jahren am Poggensee einbringen werde. Ein Freibad ohne Eintritt und dafür nur Wachdienste am Wochenende sei denkbar. Aber auch er betonte, dass es vor allem auch losgelöst davon eine Lösung geben müsse, wo der Verein seine Ausbildung und Aktionen durchführen könne.
Eine Möglichkeit sei das alte Kurbad direkt neben dem Travebad. Die Lokalpolitiker vor Ort waren sich einig, dass dieses sowieso saniert werden muss. Wenn das abgeschlossen sei, sei es eine gute Option für die DLRG. Doch das könnte noch Jahre dauern. Lösungen müssen allerdings kurzfristig her. Denn fest steht, dass die Baracke am Kurpark auch durch eine Sanierung nicht zu retten wäre.

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