Stormarner Tageblatt 25.09.2021
Leere Worte und volle Mülleimer
Patrick Niemeier und Susanne Link
Worthülsen
Bei manchen Sachen sind sich die Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Ahrensburg so überhaupt nicht einig. Beim Verkehr zum Beispiel. Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert) möchte alle behalten – wegen den Kaufleuten und den Kunden. Christian Schubbert (Grüne) hält das nicht für notwendig: Schließlich sind die Parkhäuser nicht ausgelastet. Und Eckart Boege (SPD) kann sich vorstellen, testweise ein paar Parkplätze zu streichen. Ihre Meinung zum S4-Ausbau ist dagegen relativ eindeutig. Und auch bei noch einer Sache sind sich die Kandidaten auffallend einig: So wie der amtierende Bürgermeister Michael Sarach seinen Job gemacht hat, so geht’s nicht. Digitalisierung verschlafen, Bürger vom Rathaus ausgeschlossen, Schul- und Radwegesanierung zu spät, mangelnde Kommunikation zwischen Verwaltung und Politik – eine ganz schön saftige Abrechnung. Ob Worten dann nach dem Amtsantritt auch Taten folgen, werden wir sehen. Und in einer Sache sind sie sich auch nicht einig: wer von ihnen besonders geeignet ist. Da hat natürlich jeder von ihnen eine Exklusivmeinung.
Pappschlacht
Umweltschutz, Klimaschutz, Ressourcen schonen – da sind sich fast alle größeren Parteien die zur Bundestagswahl antreten einige – sind wichtige Themen für die Zukunft. Doch auf eine scheinbar unendliche Wahlkampf-Papierschlacht können sie dann trotzdem alle nicht verzichten. Die Straßenzüge sind vollgehängt mit Plakaten und da diese leicht zum Opfer von Vandalismus werden, sind auch Gebüsche und Mülleimer mit ihnen seit Wochen gut befüllt. Dann wird nachgehängt. An den Ständen werden Flyer verteilt, die sich zum Teil auch im Müll stapeln oder durch die Einkaufsstraßen und vor Supermärkten durch die Gegend wehen. Von beschichteten Aufklebern mit Slogans fangen wir mal gar nicht erst an. Aber warum das Ganze eigentlich? Zwei Wahlkämpfer größerer Parteien haben es erklärt, ohne genannt werden zu wollen: man kann es sich schlichtweg nicht erlauben aus der öffentlichen Plakatwahrnehmung zu verschwinden. Das könne nur funktionieren, wenn es wirklich alle Parteien so machen würden und das sei dann auch wieder illusorisch. Und so bleibt es beim Papier- und Pappwettstreit in den Wochen vor dem Urnengang. Schade eigentlich. Denn erschwerend kommt hinzu, dass – abgesehen von einem gewissen Unterhaltungswert mancher Kreationen – keine wirklich erhellenden Aussagen dafür sorgen, dass man in seiner Wahlentscheidung irgendwie beeinflusst wird. Das könnte eher dadurch der Fall sein, dass man enttäuscht ist, dass dann doch gefühlt anders gehandelt wird, als gepredigt wurde. Hier sah die letzten Wochen alles noch nach „weiter so“ aus.
Gut getrennt
Nein, das war kein schockierendes Ergebnis und keines, das sich irgendwie wie ein Skandal anfühlt. Im Gegenteil: nur 200 von über 100 000 kontrollierten Biomülleimern waren in Stormarn und dem Herzogtum-Lauenburg falsch befüllt. Die Befürchtungen klangen im Vorwege anders. Das gab auch Olaf Stoetefalke von der AWSH zu, der sich freute, dass die Kampagne im Vorwege schon so viel gebracht habe. Ob das alles einen langfristigen Effekt hat, wird man sehen. Vielleicht gilt, was sich in letzter Zeit schon häufig zeigte: die Bürger scheinen besonders dann mitzumachen, wenn es für sie selbst ganz persönlich unangenehm werden könnte. Denn wer möchte schon einen roten Aufkleber auf der vollen Biomüll-Tonne kleben haben, der für jeden sichtbar ruft: „Hey, ich war nichtmal in der Lage meinen Müll zu trennen?“ Wenn dieses Prinzip jetzt noch rund um Sammelcontainer funktionieren würde, wäre viel erreicht. Aber da bleibt die scheinbare Anonymität, die offenbar zu viele Mitmenschen dazu verleitet, ihren Wohlstandsschrott einfach in der Gegend abzustellen. Anders erklärt sich ein alter Fernseher neben einem Altglascontainer oder ein ausgedienter Kühlschrank neben dem Pappcontainer nicht. Aber das ist eine andere Geschichte. Heute heißt es erstmal: die Stormarner sind gut in Sachen Biomüll – grüner Daumen hoch.
Badevergnügen
So einfach kann das sein. Frühzeitig hat sich die Oldesloer Lokalpolitik darauf festgelegt, dass auch im nächsten Jahr das Freibad im Poggensee bewacht bleiben soll. Ein Dienstleister soll gefunden werden. Ob das der aktuelle ist oder ob ein anderer kommen wird, ist noch unklar. Aber immerhin: man weiß in welche Richtung es geht. Das erspart der Politik und den Bürgern also schonmal eine langwierige Diskussion im Frühjahr. Jetzt muss nur noch eine Lösung für die Rettungsschwimmer gefunden werden, die am Poggensee im nächsten Jahr aushelfen sollen. Denn wie es für DLRG Bad Oldesloe weitergeht, die momentan quasi in einer Baracke hausen muss, ist noch längst nicht klar.