Jugendherberge: Zukunft ungewiss

Stormarner Tageblatt  30.09.2021

Geschlossen bis April 2023: Oldesloer Einrichtung öffnet nach Auszug von Impfzentrum vorerst nicht

Der Eingang zur Jugendherberge bleibt für Jugendherbergsgäste noch bis 2023 geschlossen.  Patrick Niemeier
Der Eingang zur Jugendherberge bleibt für Jugendherbergsgäste noch bis 2023 geschlossen. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Schränke werden herausgetragen, Akten verstaut und medizinisches Equipment verladen. Vor der Bad Oldesloer Jugendherberge herrscht rege Betriebsamkeit. Das Corona-Impfzentrum Nord, das seit Januar das größte im Kreis war, packt in diesen Tagen wortwörtlich seine Koffer. Doch das Gebäude wird danach nicht direkt wieder zur Jugendherberge werden. Und das, obwohl durch die Lockerungen der Corona-Regeln wieder an Aufenthalte von Gruppen zu denken wäre.
Die einzige Jugendherberge im Kreis Stormarn bleibt bis mindestens 2023 geschlossen, wenn sie denn überhaupt eine realistische Zukunft hat. Die steht plötzlich mehr denn je in den Sternen. Leer stehen die Räumlichkeiten zunächst nicht. Bis mindestens Ende 2021 wird der Kreis die Örtlichkeit weiterhin anmieten. Vom 26. bis 28. Oktober wird eine Grippeschutzimpfung angeboten, zudem sind hier inzwischen alle Mitarbeiter zusammengezogen worden, die „beim Kreis etwas mit Corona zu tun haben“, so Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter Sicherheit und Gefahrenabwehr beim Kreis.
„Wir haben eine Option bis Ende März 2022“, sagt er. Auch darüber hinaus könnte eine Nutzung der Räumlichkeiten für den Kreis noch von Interesse sein.
Dass die Schließung der Jugendherberge bis 2023 verkündet wurde, ist zumindest ein kleiner Schock für Bürgermeister Jörg Lembke, der mit Blick auf die Möglichkeiten des Standorts regelrecht ins Schwärmen gerät. „Eine solche Jugendherberge gibt es wohl im Land nicht nochmal. Sie liegt mitten in der Stadt zwischen Sportplätzen, Schwimmhalle, Sporthalle, Kunstrasenplatz oder Skateland“, sagt der Verwaltungschef. Bad Oldesloes Tourismuschefin Agnes Heesch betonte zuletzt vor wenigen Monaten die Bedeutung, die die Herberge seit Jahrzehnten für die Kreisstadt habe. Sie hoffte damals sogar noch, dass es vielleicht im Jahr 2021 schon noch weitergehen könne.

Beliebt für Tagungen und Klassenfahrten
Tatsächlich fanden hier in der Vergangenheit viele Tagungen, Trainingslager von Sportvereinen, Schiedsrichterausbildungen, Erstsemesterwochenenden, Team-Treffen und ähnliche Veranstaltungen statt. Da sich Bad Oldesloe zwischen Hamburg und Lübeck befindet, ist die Herberge laut Stadtverwaltung außerdem ein guter Ort für Klassenfahrten. Bis 2019 hatten die damals noch neuen Herbergseltern Mi-Young und René Petzold die Herberge mit 11.000 Übernachtungen pro Jahr wieder in den grünen Bereich der Wirtschaftlichkeit gebracht. Doch die Corona-Pandemie hat diesen Aufschwung so sehr ausgebremst, dass an eine zeitnahe Wiedereröffnung nicht zu denken sei.
„Insgesamt bleibt die Jugendherberge Bad Oldesloe vorübergehend voraussichtlich bis März 2023 geschlossen“, bestätigt Katharina Pauly, Pressesprecherin des zuständigen DJH-Landesverbands Nordmark e.V. Der Grund seien die wirtschaftlichen und personellen Folgen der Corona-Pandemie, die die gesamte Branche betroffen haben.
Für den gemeinnützigen Verband sei es daher nicht möglich, alle 45 Standorte wieder zu öffnen, erklärt Pauly. Bürgermeister Lembke reagierte auf diese Neuigkeiten überrascht: „Wir wussten das noch nicht und müssen dann natürlich mal Gespräche führen, wie es weitergehen soll. Der Standort ist für die Stadt wichtig.“
Die Rahmenbedingungen sind kompliziert. Die Gebäude gehören der Stadt und müssten so oder so bald saniert werden. Es besteht aber ein Erbpachtsvertrag mit dem DJH. „Daher hatten wir den Verband eigentlich schon vor Jahren gebeten, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, ob und wie eine Renovierung möglich sei“, sagt der Oldesloer Bürgermeister.
Man müsse jetzt schauen, ob es seitens der Jugendherbergs-Vertreter überhaupt ein großes Interesse an dem Standort bestehe. Die Unterkunft verfügt momentan über 111 Betten in 24 Zimmern. „Fakt ist, dass die alten Räumlichkeiten in dieser Form natürlich nicht mehr modernen Anforderungen entsprechen, die heutzutage an Jugendherbergen gestellt werden“, weiß Lembke. Auch daher seien zeitnahe Gespräche notwendig. Lembke „Mehr kann ich zur Zukunft der Jugendherberge in Bad Oldesloe im Moment leider nicht sagen.“

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